Weniger die glorreiche Vergangenheit (Deutscher Meister 1912), als vielmehr die gute letzte Saison, inklusive der starken Pokalauftritte, machen Holstein Kiel zu einem der profiliertesten Klubs der Liga. Die drei anderen in Schleswig-Holstein ansässigen Regionalligisten sind deutlich geringer ambitioniert. Der VfB Lübeck konnte zuletzt kaum mehr als den Klassenerhalt als Erfolg feiern; derweil der VfR Neumünster und der ETSV Weiche gerade aus der Oberliga aufstiegen.
Als Vizemeister der vergangenen Saison und der Empfehlung, im DFB-Pokal erst im Viertelfinale am späteren Sieger BVB gescheitert zu sein, muss Holstein Kiel fast automatisch die Favoritenrolle für die neue Spielzeit zufallen. Dass die „Störche“ genügend Ehrgeiz haben, diesem Anspruch zu entsprechen, spiegelt sich u.a. in der Verpflichtung Marcel Schieds (178 Zweitligaspiele/37 Tore) wider. Andreas Bornemann, Kiels Sportlicher Leiter: „Marcel ist ein Spieler, der für uns eine absolute Verstärkung im offensiven Bereich darstellt“. Eben eine solche hatte Trainer Thorsten Gutzeit gefordert. Nachdem die „Störche“ ihre Enttäuschung über den knapp verpassten Aufstieg in die Dritte Liga verdaut hatten, gelangte Gutzeit zur Erkenntnis: „Wir müssen taktisch variabler werden“. Speziell gelte dies, so der Coach, gegen ausgesprochen defensiv orientierte Gegner. Gewachsene Flexibilität innerhalb des Teams verspricht auch Neuzugang Marcel Gebers. „Marcel ist in der Innenverteidigung, im zentralen Mittelfeld sowie auf der rechten Verteidigerposition einsetzbar“, beschreibt Bornemann die drei Optionen, die Gebers bietet. Was am Ende für die „Störche“ herausspringen soll, fasst Thorsten Gutzeit unmissverständlich zusammen: „Wir sind für alle Gegner der Favorit, für die meisten ist das Duell mit uns das Spiel des Jahres. Unser Ziel muss dennoch lauten: Platz eins, um in den folgenden Aufstiegsspielen die Chance zum Sprung in Liga drei zu haben.“
Einst klopfte der VfB Lübeck gar an der Eingangspforte der Bundesliga an (Saison 1968/69, scheiterte jedoch in der Aufstiegsrunde); die gegenwärtigen Perspektiven der Hansestädter sind weitaus bescheidener angesiedelt. Nachdem man mitten in der Saison die Pferde gewechselt hatte - Trainer Peter Schubert warf das Handtuch -, schloss das Team unter dem neuen Coach Ramazan Yildirim auf Rang 11 ab. Die Abgänge der Leistungsträger Kadah, Gebers, Cornelius und Schaffrath nähren den Verdacht, dass der VfB auch in der neuen Regionalliga eher in der zweiten Tabellenhälfte wieder zu finden sein wird.
Finanzielle Erwägungen waren ausschlaggebend dafür, dass der VfR Neumünster in der Saison 2010/11 trotz sportlicher Qualifikation - man wurde mit haushohem Vorsprung Meister der Oberliga Schleswig-Holstein (82 Punkte) - auf den Regionalliga-Aufstieg verzichtete. Dieses Mal sollte es anders kommen: „Erneut der Meistertitel und dazu noch der Aufstieg, das ist einfach überragend und gar nicht in Worte zu fassen. Wir sind für die Arbeit von fünf Jahren belohnt worden“, genoss VfR-Coach Ervin Lamce den Erfolg der Saison 2011/12 (Meister mit 80 Punkten) und die Aussicht, sich mit seiner Truppe auf einem höheren Level zu präsentieren. Einer der drei ersten Neuverpflichtungen, neben Nagel und Rave, war Yannik Jakubowski, der die Vereinsfarben bereits in der Saison 2009/10 trug. „Bei den weiteren Personalplanungen haben wir keine Eile, denn viele unserer Spieler werden auch in Zukunft zum Kader von Trainer Ervin Lamce gehören“, umschreibt VfR-Präsident Detlef Klusemann, dass man in Neumünster im Wesentlichen dem vorhandenen Spielerpersonal vertraut. Gleiches gilt für den ETSV Weiche, der es als Zweiter der Schleswig-Holstein-Liga über eine erfolgreiche Relegation (zwei Siege gegen den SV Holthausen/Biene) zum größten Erfolg in der Vereinsgeschichte brachte. Ganz ohne Verstärkung wird aber auch der Flensburger Stadtteilklub nicht auskommen, erste Neuerwerbungen tätigte man dementsprechend in der Nachbarschaft: Melfsen (Flensburg 08) und Meyer (VfB Lübeck) kamen. Daniel Jurgeleit, seit zwei Jahren Coach bei Weiche, bezeichnet den Aufstieg als großen Erfolg. Für den langjährigen Ex-Profi (29 Bundesligaspiele/392 in der Zweiten Liga) dürfte der Erfolgshunger damit jedoch noch nicht gestillt sein.
Heute hat er den linken Hammer ausgepackt, den er normalerweise nur zum Stehen hat.
— Jupp Heynckes über einen Treffer von Thomas Müller.