Regionalliga Nord - Saison 2012/13 (Teil 1/3)

von Günther Jakobsen12:35 Uhr | 03.07.2012

18 Teams bilden in der Saison 2012/13 die Regionalliga Nord und nur dem Erstplatzierten bietet sich die Chance - ein Erfolg in der anschließenden Aufstiegsrunde vorausgesetzt - in die Dritte Liga aufzusteigen. Die beiden Letztplatzierten steigen automatisch ab, die Teams auf den Rängen 15 und 16 sind von anderen regionalen Entscheidungen abhängig (Absteiger Dritte Liga u. Aufsteiger Regionalliga).

Aufgrund der Regionalliga-Umgestaltung hat auf dieser sportlichen Ebene eine beachtliche Umwälzung stattgefunden. Nur die Hälfte der Mannschaften trafen in der vorigen Saison in dieser Klasse aufeinander; konkret waren das Holstein Kiel, TSV Havelse, VfB Lübeck, SV Meppen, SV Wilhelmshaven sowie die zweiten Mannschaften vom VfL Wolfsburg, Hamburger SV, Hannover 96 und FC St. Pauli. Als eine weitere „Zweite“ kommt nun von oben Drittligaabsteiger Werder Bremen hinzu. Den Sprung aus der Oberliga in die Viertklassigkeit schafften acht Mannschaften: Goslarer SC 08, BV Cloppenburg, VfB Oldenburg, VfR Neumünster, SC Victoria Hamburg, BSV Schwarz-Weiß Rehden, FC Oberneuland und der ETSV Weiche.

Zwei nordischen Großstädten beschert der Ligenumbau reizvolle Lokalderbys. In Bremen misst sich der FC Oberneuland mit Werders zweiter Truppe, derweil in Hamburg ein Trio bestehend aus Hamburger SV II, FC St. Pauli II und SC Victoria Hamburg um die Vorherrschaft in der Elbmetropole balgt. Kurzzeitig waren die beiden älteren Hamburger Vereine einst sogar liiert, nachdem der I. Weltkrieg (1914-1918) das zivile Leben durcheinander gewirbelt hatte. Im Spätsommer 1918 schlossen sich die damals dominierende Kraft im Hamburger Fußball, der SC Victoria (gegr. 1895) und der Hamburger SV 1888 zur so genannten Kriegsvereinigung Victoria Hamburg 88 zusammen und gewannen im Juni 1919 die norddeutsche Meisterschaft. Da aber innerhalb des HSV 1888 eine Mehrheit eine dauerhafte Fusion mit Victoria ablehnte - stattdessen schloss man sich mit dem FC Falke und SC Germania 1887 zusammen um sich fortan als Hamburger SV zu präsentieren - endete die Zusammenarbeit anno 1919 bereits wieder.
Die noch sehr junge Zusammenarbeit zwischen dem SC Victoria und seinem erst seit einem Jahr beim Verein tätigen Coach Lutz Göttling mündete nicht nur im Meistertitel der Oberliga Hamburg, der Klub konnte sich auch noch für die Hauptrunde des DFB-Pokals qualifizieren. „Ich hoffe und wünsche dass wir einen Erstligisten bekommen“, sieht Göttling der Auslosung optimistisch entgegen, im Hinterkopf eventuell auf den HSV spekulierend. Punktspiel-Duelle mit dessen von Rodolfo Esteban Cardoso trainierten Zweitvertretung hat der Klub aus dem Stadtteil Eppendorf jedoch schon sicher, ebenso wie mit St. Paulis U 23. Deren Coach Jörn Großkopf verlängerte seinen Vertrag vor Saisonbeginn um ein weiteres Jahr.

Ein Treffen in der Mitte sozusagen bringt die zwei Bremer Vertreter der Liga zusammen: Dem FC Oberneuland gelang als Meister der Oberliga Bremen der Aufstieg in die Regionalliga Nord, während Werder II nicht stark genug für die Dritte Liga war und abstieg. Werder-Coach Thomas Wolter im Rückblick: „Wir wissen nun auch, dass es mit einer reinen U23 unheimlich schwer in der Liga ist, wenn nicht sogar unmöglich. Gerade wenn man sehr schnell Spieler Richtung Profikader verliert, kann das eine U23 in der Dritten Liga nicht auffangen“. In der Regionalliga nun hofft er, bessere Resultate einzuspielen. Sehr kurze Wege führen die Grünweißen zum Lokalrivalen FC Oberneuland, der einige Spieler mit Werder-Vergangenheit, wie Seidel, Muzzicato und Krogemann in seinen Reihen hat. Ein Gastspiel der Werder-Ikone Ailton beim FCO (Saison 2010/11) war indes wenig erfolgreich. So er denn in Oberneuland bleibt - im Frühjahr 2012 absolvierte er ein Probetraining bei Werder II - wird Mannschaftskapitän Gökhan Aktas dem FCO zum Saisonstart nicht zur Verfügung stehen (Kreuzbandriss im Mai). Auch Aktas trug das grünweiße Outfit bereits als Jugendspieler.

Zwei Klubs aus Bremens niedersächsischem Umland sorgen für erweiterten Lokalcharakter - der VfB Oldenburg und der BV Cloppenburg. Der VfB, der in seiner erfolgreichsten Phase als einstiger Zweitligist in der Saison 1991/92 nur hauchdünn den Bundesligaaufstieg verpasste, wilderte in der Vorbereitung zur kommenden Saison bei der Konkurrenz, holte Winkelmann vom VfB Lübeck, Tönnies aus Rehden und Baal vom BV Cloppenburg. Im Wesentlichen vertraut Trainer Andreas Boll jedoch jenem Kader, der als Vierter der Niedersachsenliga den Aufstieg möglich machte. Zweiter des Klassements wurde der BV Cloppenburg. Die Rückkehr eines vornehmlich im defensiven Mittelfeld aktiven Spielers zur neuen Saison freut Trainer Jörg-Uwe Klütz besonders: „Bernd war mein Wunschspieler. Er ist vielseitig einsetzbar“. Die Rede ist vom gebürtigen Cloppenburger Bernd Gerdes, der nach Zwischenstationen bei Werder II und Hessen Kassel zurückfand.



Druck? Was für ein Druck? Druck ist wenn arme Menschen überall in der Welt versuchen ihre Familien zu ernähren. Wenn sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten müssen um ihre Kinder zu füttern. Es gibt keinen Druck im Fußball.

— Jose Mourinho