Nagelsmanns Angriffsfrage: Havertz oder Füllkrug gegen Dänen

von Marcel Breuer | dpa07:20 Uhr | 28.06.2024
Bundestrainer Julian Nagelsmann (l) und Co-Trainer Sandro Wagner haben in der Angriffsfrage die Qual der Wahl.
Foto: Federico Gambarini/dpa

In der Abwehr ist Julian Nagelsmann bei der Aufstellung für das EM-Achtelfinale gegen Dänemark auch von der Arbeit und vom Urteil der Teamärzte abhängig. Ob Antonio Rüdiger nach seiner Oberschenkelzerrung am Samstag (21.00 Uhr/ZDF/Magenta TV) in Dortmund spielen kann, ist eine medizinische Frage. Im Angriff aber, da hat der Bundestrainer selbst die Wahl. Bei Kai Havertz bleiben oder Niclas Füllkrug bringen? Dem Kopf folgen oder dem Bauchgefühl nachgeben? Die Meinungen gehen auseinander.

Das spricht für Füllkrug:

- Die Torquote: 13 Tore in 19 Länderspielen. Das ist eine sehr gute Ausbeute. Wenn Füllkrug spielt, dann trifft er fast immer. Vier Turniertore in fünf Spielen bei WM- und EM-Einsätzen sind die nächste statistische Größe. Alle vier schoss er als Joker. Rechnung: Mehr Spielzeit, mehr Tore. Warum soll er in 90 Minuten nicht sogar öfter treffen?

- Das Momentum: Nagelsmann hat ein gutes Gespür für das gewisse Etwas, für den Flow. Und wer schwebt gerade durch diese EM, wenn nicht der Koloss Füllkrug? Es fühle sich «so ein bisschen Sommermärchen-mäßig» an, sagte der 31-Jährige. Der Bundestrainer sollte diese Energie nicht verschwenden.

- Der Fan-Faktor: Ausverkauftes Stadion. Südtribüne. Und der Dortmunder Lokalheld auf dem Platz. Das gibt einen Push und elektrisiert die Fans. Die sind mehrheitlich ohnehin für ihren «Fülle», den Profi zum Anfassen. Nagelsmann könnte besondere Emotionen freisetzen.

Das spricht für Havertz:

- Die Leistung: Die Qualität von Havertz steht außer Frage. In allen drei Gruppenspielen zeigte er gute Auftritte, übernahm Verantwortung beim Elfmeter gegen Schottland. Ihm sein 50. Länderspiel jetzt zu verwehren, passt überhaupt nicht zur Personalstrategie von Nagelsmann. Und wäre auch ins Team, das die Rollenphilosophie lebt, ein schlechtes Signal.

- Die Taktik: Mit seiner Technik passt Havertz perfekt zum notwendigen Profil gegen sperrige Dänen. Jamal Musiala und Florian Wirtz profitieren von dem Arsenal-Angreifer. Müde gespielten Dänen kann Füllkrug dann den Rest geben. Es muss im Spielverlauf auch nicht heißen Havertz oder Füllkrug. Beide wären sichere Elfmeterschützen.

- Der Fan-Faktor: Es klingt komisch. Aber gerade die Emotionen der Zuschauer sind ein Argument für Havertz als Startstürmer und Füllkrug als Joker. Gesetzt den Fall, es läuft nicht, dann wäre seine Einwechslung ein besonderes Signal, ein Weckruf. Der Lärmpegel wäre enorm, das Team würde angespornt. Füllkrug ist das Faustpfand für Nagelsmann.

(dpa)





Das Tor ist ein Problem, das jede Mannschaft hat.

— Nevio Scala