Die Liga vor der Rückrunde (Teil 2)

von Günther Jakobsen11:37 Uhr | 15.01.2013

Einen achtbaren Abstand zu den Abstiegsrängen und eine noch intakte Option auf die Europa-League-Plätze: Die von Platz 15 bis 10 rangierenden Klubs haben allemal noch die Chance, in der Endabrechnung einstellig abzuschneiden.

VfL Wolfsburg
Platz 15, 19 Punkte
In Wolfsburg bekam das Bild des netten Herrn Allofs Kratzer. Erst sein Wechsel während der laufenden Saison vom Ligakonkurrenten Werder Bremen. Dann die Abservierung des beliebten und bodenständigen Interimstrainers Lorenz-Günther Köstner. Und auch mit der Verpflichtung des neuen Trainers Dieter Hecking, den er dem 1. FC Nürnberg weggekauft hatte, sammelte er keine Sympathiepunkte. Zumal der abservierte, vermeintliche Wunschkandidat Bernd Schuster seinem ehemaligen Europameisterkollegen von 1980 öffentlich vorwarf, mit ihm ein falsches Spiel betrieben zu haben. Aber in Wolfsburg ist eher die Kühle eines internationalen Managers als die Warmherzigkeit eines mittelständischen Familienunternehmers gefragt. Allofs zweitwichtigste Aufgabe in der Winterpause, nach der Verpflichtung eines neuen Übungsleiters, ist es, Spieler aus dem zu üppigen Kader loszuwerden. Nach der Talfahrt mit Alleinherrscher Magath und der Achterbahnfahrt mit Interimscoach Köstner hoffen die Wölfe auf eine Bergfahrt mit Hecking. Zwar stehen die Autostädter nur auf Platz 15. Allerdings ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 genauso groß wie der Rückstand auf einen Europapokalplatz.

1.FC Nürnberg
Platz 14, 20 Punkte
Beim 1. FC Nürnberg sind sie es gewohnt, dass ihnen Spieler weggekauft werden. Vor zwei Jahren wechselte Ilkay Gündogan zum Meister Borussia Dortmund. Vor dieser Saison erlag Philipp Wollscheid dem Lockruf von Bayer Leverkusen. Aber nun wird den Clubberern auch der Trainer von der Ligakonkurrenz abspenstig gemacht. Dieter Hecking wechselte für die in seinem Vertrag festgeschriebene Ablösesumme von 750.000 Euro nach Wolfsburg. Bei der Nachfolge setzen die Franken auf das Leverkusener Modell. Mit der Vereinslegende Michael Wiesinger und dem bisherigen Assistenztrainer Armin Reutershahn gibt es nun wie am Rhein zwei Übungsleiter. Letzterer ist als langjähriger Assistent von Friedhelm Funkel abstiegskampferprobt. Und im Gegensatz zur jüngeren Vergangenheit, als der Club viele Leihspieler der Spitzenklubs beheimatete, ist aus dem aktuellen Kader nur Stürmer Sebastian Polter ausgeliehen - und zwar ausgerechnet aus Wolfsburg.

Fortuna Düsseldorf
Platz 13, 21 Punkte
Bei Fortuna Düsseldorf fanden sie die Kritik an ihrer Spielweise teilweise ehrabschneidend. Nach dem 1:1-Coup bei Meister Borussia Dortmund zerrte Manager Wolf Werner Kapitän Andreas Lambertz von den laufenden Kameras weg. Die Spielweise des Aufsteigers ist zwar nicht unbedingt schön, aber verständlich. Aus einer stabilen Defensive heraus kontern die nordrhein-westfälischen Landeshauptstädter nach vorne. Das Ergebnis gibt der Fortuna recht. Mit 21 Punkten hat die vor der Saison als „Abstiegskandidat Nummer eins“ gehandelte Mannschaft schon neun Zähler Vorsprung auf Relegationsplatz 16. Zudem können die Rheinländer es sich sogar erlauben, den von Dynamo Moskau ausgeliehenen Stammspieler Andrej Voronin auf der Tribüne oder (wenn überhaupt) auf der Bank zu lassen. Zwar sind in der Bundesliga-Geschichte schon viele Mannschaften abgestiegen, die nach der Hinrunde damit nicht rechnen konnten. Aber die Düsseldorfer hatten ihren Leistungseinbruch schon während der ersten Halbserie erlebt. Nachdem der Aufsteiger in den ersten fünf Saisonspielen kein einziges Gegentor zugelassen hatte, kassierte er alleine in den drei darauffolgenden Heimspielen gegen Schalke (2:2), Bayern (0:5) und Wolfsburg (1:4) elf Gegentreffer.

Werder Bremen
Platz 12, 22 Punkte
Die vergangene Hinrunde stellte eine Zäsur in der Vereinsgeschichte von Werder dar. Nach 13 Jahren endete die Ära von Manager Klaus Allofs an der Weser. Seine Nachfolge sollen sein bisheriger Assistent Frank Baumann und Thomas Eichin, ehemaliger Bundesliga-Profi und bis Ende März noch Geschäftsführer beim Eishockey-Erstligisten Kölner Haie, antreten. Sportlich knüpften die Werderaner teilweise an den Traumfußball der Nuller Jahre an, ließen es jedoch vor allem an Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor und Konstanz vermissen. Wenn sie diese Probleme in der Rückrunde in den Griff bekommen, ist sogar eine Rückkehr nach Europa möglich. Allerdings wird der derzeit beste und wichtigste Bremer, der vom FC Chelsea ausgeliehene Kevin de Bruyne, nach der Saison die Weser-Elf womöglich wieder verlassen. Und auch der Vertrag des zweitstärksten Akteurs, Marko Arnautovic, läuft 2014 aus. Wenn der Österreicher nicht verlängert, müssen die Hanseaten ihn in der nächsten Spielzeit verkaufen, um noch eine Ablöse zu kassieren. Der vor der Saison für 5,5 Millionen Euro vom italienischen Meister Juventus Turin verpflichtete Eljero Elia hat zwar dagegen einen langfristigen Vertrag, aber hinkt noch seiner Form hinterher.

Hannover 96
Platz 11, 23 Punkte
Am Anfang der Saison war Hannover 96 sogar ein Kandidat für die Champions League. An den Spieltagen zwei bis fünf standen die niedersächsischen Landeshauptstädter auch auf Platz drei. Der Einzug in die Königsklasse schien nur eine logische Konsequenz für die ambitionierten Rothemden zu sein, nachdem zum zweiten Mal in Folge die Europa League erreicht und die Mannschaft wieder einmal verstärkt worden war. Rückkehrer Szabolcs Huszti von Zenit St. Petersburg mauserte sich zum Glücksfall für die 96er. Im Sturm hat der Klub von der Leine mit Abdellaoue, Diouf, Schlaudraff, Sobiech und Ya Konan sogar ein Überangebot an guten Angreifern. Doch der Slomka-Elf wurde ihre Auswärtsschwäche zum Verhängnis. Mit ihrer Heimbilanz (17 Punkte) gehören die Hannoveraner zu den Topteams der Liga, auch wenn sie zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder im Niedersachsenstadion verloren. Doch die Auswärtsbilanz (6 Punkte) des Europapokalaspiranten ist dafür lediglich unwesentlich besser als die der drei Abstiegskandidaten aus Fürth, Hoffenheim und Augsburg.

Hamburger SV
Platz 10, 24 Punkte
In Hamburg hatten sie gehofft, dass sie nach der vergangenen Saison das Abstiegsgespenst vom Hof gejagt hätten. Doch kaum hatte die neue Saison begonnen, war jene Bedrohung schon wieder im Volksparkstadion zu Gast. Die Rolle des Ghostbusters dachten die Hanseaten Rückkehrer Rafael van der Vaart zu. Selten zuvor waren mit der Verpflichtung eines Spielers so viele Hoffnungen verbunden. Und der Niederländer erfüllte die Erwartungen. Zwar verlor der HSV bei seinem ersten Spiel in Frankfurt mit 2:3 und rutschte damit auf einen Abstiegsplatz ab. Doch schon bei van der Vaarts Heimdebüt gelang den Rothosen ein überraschender 3:2-Sieg gegen Meister Dortmund. Nach der ersten Halbserie brauchen sie sich keine Abstiegssorgen mehr zu machen - was auch ein Verdienst des starken Torhüters René Adler ist. Jetzt müssen sie, wie ihre Konkurrenz im breiten Tabellenmittelfeld, nur noch an ihrer Konstanz arbeiten. Dann ist auch Europa wieder in Sicht.

Senthuran Sivananda



Diego Maradona wird im Stadion sein. Er sitzt aus statischen Gründen direkt gegenüber von Reiner Calmund.

— Harald Schmidt.