DFB-Pokal und EL ok, Bundesliga dürftig

von Günther Jakobsen17:52 Uhr | 08.01.2014

Die Bundesliga-Saison begann für die Frankfurter Eintracht mit der Höchststrafe: 1:6 beim Aufsteiger Hertha. Zudem stand kein Heimsieg zum Hinserienende auf der Habenseite, Platz 15 war die logische, geringe Ausbeute. In der Europa-League und im DFB-Pokal fand die verletzungsgeplagte Veh-Elf indes die richtige Linie.

Bereits beim Start in die Pokalrunde gab es gegen den Viertligisten Illertissen (2:0) nur eine dürftige Angriffsleistung. Der absolute Bundesliga-Fehlstart in Berlin (1:6) zeigte Trainer Veh zudem, dass alle Mannschaftsteile meilenweit von der Vorjahresform entfernt waren. Respektvoll hielt man sich im ersten Heimspiel deshalb gegen den FC Bayern (0:1) an die Devise, hinten nur mit Beton zu arbeiten und das Offensivspiel notfalls ganz zu unterlassen. Das folgende 2:0 in Braunschweig hievte die Frankfurter dann gleich von 18 auf 11 und schien zu beruhigen. Während die EL-Quali gegen Agdam (2:0 und 2:1) formal gut lief, das 1:2 gegen Dortmund einzuplanen war, machten die 3:0-Erfolge in Bremen und zum Einstieg in die EL-Gruppenphase gegen Bordeaux und Nikosia sowie das 1:1 in Stuttgart, das Pokal-2:0 gegen Bochum und drei Bundesliga-Unentschieden gegen den HSV (2:2), in Freiburg (1:1) und gegen Nürnberg (1:1) sowie das 2:0 gegen Tel Aviv (EL), also eine fast zweimonatige Phase ohne Pflichtspielniederlage, Hoffnung auf weitere Steigerungen. Doch das Gegenteil trat ein. Verletzungspech, Abwehrfehler und eklatante Offensivschwächen summierten sich ab Ende Oktober zu einer Serie von Bundesliganiederlagen, während es dagegen in der EL und im Pokal weiter vorwärts ging. In Gladbach (1:4) gab es verdiente Haue, gegen Wolfsburg (1:2) trumpfte ausgerechnete der in der letzten Saison aussortierte Ochs beim Gegner auf, und im Derby musste ein bitteres 0:1 in Mainz eingesteckt werden. Es folgte das beidseitige 3:3-Fehlerspektakel gegen Schalke, aber auch ein 1:0 in Bordeaux, das immerhin die 2:4-Niederlage in Tel Aviv relativierte. Doch durch ein 0:2 in Hannover und das Heim-1:2 gegen Hoffenheim sackte die Veh-Truppe in der Tabelle weiter in Richtung Abstiegszone. Dafür ging es mit einem mühsamen 4:2 gegen Sandhausen in die nächste Pokal-Runde, parallel wurde der EL-Gruppensieg gegen Nikosia (2:0) dingfest gemacht. In der Bundesliga siegte die Eintracht dann ausgerechnet beim Tabellenzweiten Leverkusen mit 1:0 und würgte sich danach mit Augsburg ein 1:1 ab.

Im Tor durfte Trainer Armin Veh mit Kevin Trapp (Durchschnittsnote 2,91) einmal mehr zufrieden sein, auch wenn der Keeper nicht ganz an die Vorjahresleistung anknüpfen konnte. Die Abwehrkette spielte auf mittelprächtigem Bundesliganiveau und lief in der Regel mit Jung (3,50) und Oczipka (3,73) als Außenverteidiger - beide vor allem offensiv wesentlich schwächer als im Vorjahr - sowie Zambrano (3,53) und Anderson (3,50), die als Innenverteidiger gesetzt blieben, auf. Zambrano blieb zwar unentbehrlich, pflegte aber auch sein "Treter-Image" mit sieben Gelben Karten rechtschaffen. Djakpa (3,67) schlug zuletzt als Oczipka-Ersatz positiv auf, aber auch Schröck (3,70) und Celozzi (3,75) fielen nicht sonderlich ab. Torgefahr strahlte allerdings nicht einer der Abwehrcracks aus. Im Mittelfeld gab es einen deutlicheren Einbruch gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Spiele absolvierte Neuzugang Flum (4,03). Ihn jedoch als Verstärkung zu titulieren, wäre wohl doch etwas voreilig. Auch Rode (3,73) erfüllte längst nicht die hochgesteckten Erwartungen. Keine Assist, kein Tor: dürftig - und schon stehen die Aufkäufer aktuell nicht mehr Schlange. Auch die Außen Inui (3,50 - ohne Tor!) und Aigner (3,50) blieben weit unter den Vorgaben, genauso Neuzugang Barnetta (3,85). Einzig Russ (3,25) überzeugte und drängte sich endlich vor. Rosenthal (3,67), Meier (3,43) und Kapitän Schwegler (3,60) hatten mehr mit ihren Verletzungen, als mit ihren Gegnern zu kämpfen, könnten aber in der Rückrunde den Ausschlag für den Klassenerhalt geben. Im Angriff herrschte die große Flaute. Kadlec (3,92) hatte zwar einen guten Start und traf gegen Dortmund und Bremen, doch die nur vier Treffer blieben insgesamt eine magere Ausbeute. Auch Joselu (3,70) blitzte nur punktuell auf, traf dreimal in neun Bundesligaspielen, während Lakic (4,00) bei seinen acht Punktspieleinsätzen völlig leer ausging.

Die Frankfurter stehen zwar nur einen Platz über dem Relegationsrang, doch da sich die Rückkehr der Stützen Meier, Rosenthal und Schwegler bereits im Gange befindet, mit den zuletzt allerdings arbeitslosen Weis und Madlung (vorher Hoffenheim und Wolfsburg) der Konkurrenzkampf dennoch erhöhen, und wenn der überfällige Heimsieg in der Bundesliga bewerkstelligt wird, sollte die Eintracht letztlich keine großen Probleme bekommen. Allerdings darf sich das Team nicht noch einmal eine solche Runde wie vor der Winterpause erlauben, denn der Druck aus Freiburg, Nürnberg und Braunschweig dürfte ansteigen. Die Hessen müssen den Abstiegskampf deshalb mit allen Konsequenzen akzeptieren.

Ulrich Merk

ps. Kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels kam die Nachricht über die Ticker, dass Rode wohl im Sommer 2014 zum FC Bayern wechseln wird.



Ich kriege keine Strafmandate mehr fürs Falschparken und immer einen freien Tisch in meinem Restaurant.

— Europameister Oliver Bierhoff auf die Frage, was sich für ihn durch sein ,,Golden Goal" geändert hat.