CAF-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022
Die afrikanische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2022 in Katar stellte einen der dramatischsten und intensivsten Qualifikationswettbewerbe in der Geschichte des CAF dar. Mit 54 teilnehmenden Nationen, die um nur fünf WM-Tickets kämpften, war der Weg nach Katar für afrikanische Teams besonders anspruchsvoll und von zahlreichen Wendungen geprägt.
Format und COVID-19-Anpassungen
Die CAF-Qualifikation musste aufgrund der COVID-19-Pandemie angepasst werden:
Ursprüngliches Format
- Geplanter Start im März 2020
- Drei Runden: Vorqualifikation für niedrig eingestufte Teams, Gruppenphase und Playoffs
Angepasstes Format nach COVID-19
- Erste Runde: Entfallen (Vorqualifikation wurde basierend auf FIFA-Ranking entschieden)
- Zweite Runde (Gruppenphase):
- 40 Teams in zehn Vierergruppen
- Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel (6 Spiele pro Team)
- Zeitraum: September 2021 bis November 2021
- Die zehn Gruppensieger erreichten die dritte Runde
- Dritte Runde (Playoffs):
- Die zehn Gruppensieger wurden zu fünf Playoff-Paarungen gelost
- Hin- und Rückspiel im März 2022
- Die fünf Sieger qualifizierten sich für die WM 2022
Dramatische Playoff-Entscheidungen
Die dritte Runde brachte einige der dramatischsten Spiele in der Geschichte der afrikanischen WM-Qualifikation:
Sensationelle Duelle
- Ägypten vs. Senegal: Wiederholung des Afrika-Cup-Finals 2022, Entscheidung im Elfmeterschießen zugunsten des Senegal
- Ghana vs. Nigeria: Ghanas Qualifikation durch die Auswärtstorregel nach einem 0:0 in Ghana und 1:1 in Nigeria
- Kamerun vs. Algerien: Kameruns Qualifikation durch ein Tor in der 124. Minute der Verlängerung des Rückspiels
- Marokko vs. DR Kongo: Marokkos deutlicher 5:2-Gesamtsieg nach einem 1:1 im Hinspiel
- Tunesien vs. Mali: Tunesiens knappe Qualifikation durch ein Eigentor Malis im Hinspiel (1:0, 0:0)
Kontroversen und Drama
- Laserstrahler in Kairo: Beim Elfmeterschießen zwischen Ägypten und Senegal wurden ägyptische Spieler mit Laserpointern geblendet
- Kamerunische Wende: Algerien führte bis zur 118. Minute des Rückspiels, bevor Karl Toko Ekambi Kamerun ins Glück schoss
- Nigerianische Frustration: Nach dem Ausscheiden gegen Ghana stürmten nigerianische Fans das Spielfeld und randalieren
Die qualifizierten Teams
Folgende fünf afrikanische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 2022:
Senegal
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Togo, Namibia und Kongo; Playoff-Sieg gegen Ägypten im Elfmeterschießen
- Schlüsselspieler: Sadio Mané (Bayern München), Édouard Mendy (Chelsea), Kalidou Koulibaly (Chelsea)
- WM-Historie: Dritte WM-Teilnahme nach 2002 und 2018
Kamerun
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Elfenbeinküste, Mosambik und Malawi; dramatischer Playoff-Sieg gegen Algerien
- Schlüsselspieler: Vincent Aboubakar (Al-Nassr), André-Frank Zambo Anguissa (Napoli), Eric Maxim Choupo-Moting (Bayern München)
- WM-Historie: Achte WM-Teilnahme, afrikanischer Rekord
Ghana
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Südafrika, Äthiopien und Simbabwe; Playoff-Sieg gegen Nigeria
- Schlüsselspieler: Thomas Partey (Arsenal), Mohammed Kudus (Ajax Amsterdam), Daniel Amartey (Leicester City)
- WM-Historie: Vierte WM-Teilnahme nach 2006, 2010 und 2014
Marokko
- Qualifikationsweg: Perfekte Gruppenphase mit sechs Siegen gegen Guinea, Guinea-Bissau und Sudan; Playoff-Sieg gegen DR Kongo
- Schlüsselspieler: Achraf Hakimi (Paris Saint-Germain), Hakim Ziyech (Chelsea), Yassine Bounou (Sevilla)
- WM-Historie: Sechste WM-Teilnahme
Tunesien
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Äquatorialguinea, Sambia und Mauretanien; knapper Playoff-Sieg gegen Mali
- Schlüsselspieler: Wahbi Khazri (Montpellier), Ellyes Skhiri (1. FC Köln), Aïssa Laïdouni (Ferencváros)
- WM-Historie: Sechste WM-Teilnahme
Überraschende Entwicklungen
Die Qualifikation brachte einige unerwartete Wendungen:
- Algeriens Ausscheiden: Der Afrikameister von 2019 scheiterte auf dramatische Weise an Kamerun
- Ägyptens Doppel-Niederlage: Nach der Niederlage im Afrika-Cup-Finale folgte das Scheitern gegen denselben Gegner in der WM-Qualifikation
- Nigerias verpasste Chance: Die "Super Eagles" galten als Favorit gegen Ghana, verpassten aber die WM
- Südafrikas Protest: Nach der Niederlage gegen Ghana in der Gruppenphase reichte Südafrika bei der FIFA eine Beschwerde wegen angeblicher Schiedsrichterbeeinflussung ein, die jedoch abgewiesen wurde
WM-Performance der afrikanischen Teams
Die afrikanischen Vertreter zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 2022:
- Marokko: Sensationeller Halbfinaleinzug als erstes afrikanisches Team der WM-Geschichte, Siege gegen Belgien, Spanien und Portugal
- Senegal: Achtelfinale (Aus gegen England)
- Kamerun: Gruppenphase (historischer Sieg gegen Brasilien, aber Ausscheiden)
- Tunesien: Gruppenphase (Sieg gegen Frankreich, aber Ausscheiden)
- Ghana: Gruppenphase (knappes Ausscheiden nach Niederlage gegen Uruguay)
Bedeutung für den afrikanischen Fußball
Die WM-Qualifikation 2022 und besonders Marokkos historischer Erfolg bei der Endrunde markieren wichtige Entwicklungen:
- Steigende Qualität: Afrikanische Teams sind zunehmend konkurrenzfähig auf Weltklasseniveau
- Diaspora-Einfluss: Alle qualifizierten Teams profitierten von Spielern, die in Europa ausgebildet wurden
- Heimische Trainer: Vier der fünf qualifizierten Teams wurden von afrikanischen Trainern geführt
- Strukturelle Verbesserungen: Professionellere Verbände und bessere Infrastruktur
- Politischer Rückenwind: Die Erfolge bei der WM 2022 könnten zu mehr Unterstützung durch Regierungen führen
Die CAF-Qualifikation zur WM 2022 wird nicht nur wegen ihrer dramatischen Entscheidungen in Erinnerung bleiben, sondern auch als Grundstein für Marokkos historischen Erfolg, der als Wendepunkt für den afrikanischen Fußball auf der Weltbühne gelten könnte.