UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986
Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko war ein intensiver Wettbewerb, bei dem 32 UEFA-Mitgliedsverbände um 13 WM-Startplätze kämpften. Die Qualifikation fand in einer Zeit statt, in der der europäische Fußball von einer bemerkenswerten Ausgeglichenheit zwischen West- und Osteuropa geprägt war.
Format und Ablauf
Die UEFA-Qualifikation folgte einem klaren Format:
Gruppenphase
- Teilnehmer: 32 UEFA-Mitgliedsverbände
- Format: Vier Gruppen mit fünf Teams und drei Gruppen mit vier Teams
- Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
- Zeitraum: September 1984 bis Dezember 1985
- Qualifikation: Die sieben Gruppensieger und die fünf besten Gruppenzweiten qualifizierten sich direkt für die WM 1986
- Playoff-Qualifikation: Die beiden schwächsten Gruppenzweiten spielten ein Playoff um den letzten Startplatz
Gruppenphase
Die Gruppen brachten folgende Ergebnisse:
Gruppe 1: Polen vor Belgien
- Qualifikant: Polen (11 Punkte in 8 Spielen)
- Direkt qualifiziert: Belgien (9 Punkte in 8 Spielen, als einer der besten Gruppenzweiten)
- Weitere Teams: Albanien, Griechenland
Gruppe 2: England mit Mühe
- Qualifikant: England (10 Punkte in 8 Spielen)
- Direkt qualifiziert: Nordirland (9 Punkte in 8 Spielen, als einer der besten Gruppenzweiten)
- Weitere Teams: Finnland, Rumänien, Türkei
Gruppe 3: Sowjetunion souverän
- Qualifikant: Sowjetunion (10 Punkte in 6 Spielen)
- Direkt qualifiziert: Irland (8 Punkte in 6 Spielen, als einer der besten Gruppenzweiten)
- Weitere Teams: Norwegen, Dänemark
Gruppe 4: Frankreich und Bulgarien
- Qualifikant: Frankreich (12 Punkte in 8 Spielen)
- Direkt qualifiziert: Bulgarien (10 Punkte in 8 Spielen, als einer der besten Gruppenzweiten)
- Weitere Teams: Jugoslawien, DDR, Luxemburg
Gruppe 5: Ungarn überrascht
- Qualifikant: Ungarn (12 Punkte in 8 Spielen)
- Playoff: Niederlande (11 Punkte in 8 Spielen)
- Weitere Teams: Österreich, Zypern, Luxemburg
Gruppe 6: Portugal erstmals seit 1966
- Qualifikant: Portugal (11 Punkte in 8 Spielen)
- Playoff: Schottland (8 Punkte in 8 Spielen)
- Weitere Teams: Tschechoslowakei, Schweden, Malta
Gruppe 7: Deutschland und Schweden
- Qualifikant: Deutschland (BR) (11 Punkte in 8 Spielen)
- Direkt qualifiziert: Schweden (9 Punkte in 8 Spielen, als einer der besten Gruppenzweiten)
- Weitere Teams: Tschechoslowakei, Malta, Zypern
Playoff-Entscheidung
Da es nur ein Playoff gab, wurde dies zwischen den beiden schwächsten Gruppenzweiten ausgetragen:
- Niederlande vs. Schottland: 0:1, 2:0 (Gesamtergebnis 2:1)
Die Niederlande qualifizierten sich somit als 13. europäisches Team für die WM 1986.
Die qualifizierten Teams
Folgende europäische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 1986:
Direkt qualifiziert (Gruppensieger)
- Polen
- England
- Sowjetunion
- Frankreich
- Ungarn
- Portugal
- Deutschland (BR)
Als beste Gruppenzweite qualifiziert
- Belgien
- Nordirland
- Irland
- Bulgarien
- Schweden
Über Playoff qualifiziert
Besondere Geschichten und Entwicklungen
Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Aspekte:
- Portugals Wiederkehr: Erste WM-Qualifikation seit dem dritten Platz 1966
- Ungarns Renaissance: Starke Leistung der ungarischen Mannschaft
- Irlands Premiere: Erste WM-Qualifikation in der Geschichte des irischen Fußballs
- Polens Stärke: Dritte WM-Qualifikation in Folge nach dem dritten Platz 1974 und 1982
- Niederländische Mühe: Der EM-Europameister von 1988 musste den Umweg über die Playoffs nehmen
Enttäuschungen und Überraschungen
Einige traditionsreiche Teams verpassten die Qualifikation:
- Spanien: In der Gruppe der Republik Irland unterlegen
- Jugoslawien: Dritter in der Gruppe hinter Frankreich und Bulgarien
- Österreich: In der Gruppe von Ungarn und den Niederlanden ausgeschieden
- Dänemark: Trotz starker Mannschaft in der Gruppenphase gescheitert
- Tschechoslowakei: In der Gruppe von Portugal und Schweden ausgeschieden
WM-Performance der europäischen Teams
Die europäischen Vertreter zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 1986:
- Deutschland (BR): Finalist (verlor gegen Argentinien)
- Frankreich: Dritter Platz
- Belgien: Viertelfinale
- Spanien, England, Sowjetunion, Dänemark: Achtelfinale
- Polen, Portugal, Nordirland, Ungarn, Schottland, Italien: Gruppenphase
Mit dem zweiten Platz für Deutschland und dem dritten Platz für Frankreich zeigte Europa trotz der für viele Teams ungewohnten Bedingungen in Mexiko (Höhenlage, Hitze) gute Leistungen.
Historischer Kontext
Die Qualifikation 1986 fand zu einem besonderen historischen Zeitpunkt statt:
- Kalter Krieg: Die Teilung Europas prägte noch den Fußball
- Ausgeglichenheit: Teams aus Ost- und Westeuropa waren auf ähnlichem Niveau
- Irlands Aufstieg: Beginn einer erfolgreichen Ära unter Trainer Jack Charlton
- Mexiko statt Kolumbien: Nachdem Kolumbien die Austragung zurückgegeben hatte, sprang Mexiko ein
- Maradona-Ära: Argentiniens Aufstieg mit Maradona, der später im Finale gegen Deutschland triumphierte
Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Fußballs
Die Qualifikation 1986 markierte wichtige Entwicklungen:
- Irlands und Nordirlands Aufstieg: Die britischen Inseln stellten drei Teams bei der WM
- Osteuropas starke Präsenz: Mit Ungarn, Polen, Bulgarien und der Sowjetunion gut vertreten
- Deutschlands Kontinuität: Nach dem Misserfolg bei der WM 1978 wieder zurück unter den Besten
- Frankreichs goldene Generation: Mit Michel Platini in ihrer Blütezeit
Die UEFA-Qualifikation zur WM 1986 zeigte die große Vielfalt des europäischen Fußballs zu einer Zeit, als der Sport noch von starken geopolitischen Gegensätzen geprägt war, aber sportlich eine bemerkenswerte Ausgeglichenheit bestand.