UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1970

Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko stellte für die teilnehmenden Mannschaften eine besondere Herausforderung dar. 29 UEFA-Mitgliedsverbände kämpften um 8 WM-Startplätze in einem kompakten Qualifikationssystem. Diese Qualifikation markierte den Beginn einer neuen Ära, da sie erstmals unter dem Eindruck des Fernseh-Zeitalters stattfand und die WM 1970 später als erste Weltmeisterschaft weltweit in Farbe übertragen wurde.

Format und Ablauf

Die UEFA-Qualifikation folgte einem klaren Format:

Gruppenphase

  • Teilnehmer: 29 UEFA-Mitgliedsverbände
  • Format: Acht Gruppen mit drei oder vier Teams
  • Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
  • Zeitraum: Mai 1968 bis Dezember 1969
  • Qualifikation: Die acht Gruppensieger qualifizierten sich für die WM 1970
  • Besonderheit: Keine Playoffs, nur die Gruppensieger qualifizierten sich

Gruppenphase

Die Gruppen brachten folgende Ergebnisse:

Gruppe 1: Rumänien setzt sich durch

  • Qualifikant: Rumänien (10 Punkte in 6 Spielen)
  • Weitere Teams: Griechenland, Portugal, Schweiz

Gruppe 2: Italien ungeschlagen

  • Qualifikant: Italien (9 Punkte in 6 Spielen)
  • Weitere Teams: DDR, Wales

Gruppe 3: England verteidigt WM-Titel

  • Qualifikant: England (11 Punkte in 6 Spielen)
  • Weitere Teams: Schottland, Wales, Nordirland

Gruppe 4: Sowjetunion knapp vor Nordirland

  • Qualifikant: Sowjetunion (7 Punkte in 4 Spielen)
  • Weitere Teams: Nordirland, Türkei

Gruppe 5: Schweden überraschend vor Frankreich

  • Qualifikant: Schweden (9 Punkte in 6 Spielen)
  • Weitere Teams: Frankreich, Norwegen

Gruppe 6: Bulgarien schlägt den Europameister

  • Qualifikant: Bulgarien (7 Punkte in 4 Spielen)
  • Weitere Teams: Polen, Niederlande, Luxemburg

Gruppe 7: Westdeutschland souverän

  • Qualifikant: Deutschland (BR) (11 Punkte in 6 Spielen)
  • Weitere Teams: Schottland, Österreich, Zypern

Gruppe 8: Belgien erstmals seit 1954

  • Qualifikant: Belgien (9 Punkte in 6 Spielen)
  • Weitere Teams: Jugoslawien, Spanien, Finnland

Die qualifizierten Teams

Folgende europäische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 1970:

  • Rumänien (dritte WM-Teilnahme)
  • Italien (fünfte WM-Teilnahme)
  • England (fünfte WM-Teilnahme, als Titelverteidiger)
  • Sowjetunion (vierte WM-Teilnahme)
  • Schweden (sechste WM-Teilnahme)
  • Bulgarien (zweite WM-Teilnahme)
  • Deutschland (BR) (sechste WM-Teilnahme)
  • Belgien (dritte WM-Teilnahme)

Besondere Geschichten und Entwicklungen

Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Aspekte:

  • Englands Titelverteidigung: Als amtierender Weltmeister musste England durch die Qualifikation
  • Italiens Rückkehr: Nach dem Debakel bei der WM 1966 gelang die souveräne Qualifikation
  • Bulgariens Überraschung: Setzte sich gegen den Europameister Italien durch
  • Deutsche Renaissance: Nach dem Viertelfinal-Aus 1966 zeigte Deutschland eine starke Qualifikation
  • Belgiens Comeback: Erste WM-Teilnahme seit 16 Jahren

Historische Duelle

Einige Qualifikationsspiele erlangten besondere Bedeutung:

  • England vs. Schottland: Das 1:1 in Wembley (1969) war ein hart umkämpftes Prestigeduell
  • Bulgarien vs. Niederlande: Bulgariens 2:1-Sieg gegen den aufstrebenden niederländischen Fußball
  • Deutschland vs. Schottland: Deutschlands 3:2-Sieg in Hamburg war entscheidend für die Qualifikation

Enttäuschungen und Überraschungen

Einige traditionsreiche Teams verpassten die Qualifikation:

  • Spanien: Verpasste nach zwei WM-Teilnahmen in Folge die Qualifikation
  • Portugal: Konnte nicht an den dritten Platz von 1966 anknüpfen
  • Frankreich: Zum zweiten Mal in Folge nicht qualifiziert
  • Jugoslawien: Knapp hinter Belgien ausgeschieden
  • Niederlande: Die aufstrebende Generation um Cruyff verpasste noch die Qualifikation

WM-Performance der europäischen Teams

Die europäischen Vertreter zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 1970:

  • Italien: Finalist (verlor gegen Brasilien)
  • Deutschland (BR): Halbfinale (verlor gegen Italien im "Jahrhundertspiel")
  • England: Viertelfinale (scheiterte an Deutschland)
  • Sowjetunion: Viertelfinale (scheiterte an Uruguay)
  • Schweden, Bulgarien, Belgien, Rumänien: Gruppenphase

Mit dem zweiten Platz für Italien und dem vierten Platz für Deutschland (BR) zeigte Europa trotz der für europäische Teams ungewohnten Bedingungen in Mexiko (Höhenlage, Hitze) gute Leistungen.

Historischer Kontext

Die Qualifikation 1970 fand in einer ereignisreichen Zeit statt:

  • Kalter Krieg: Die Teilung Europas spiegelte sich im Fußball wider
  • Fernsehzeitalter: Erstmals stand die Vermarktung der WM stark im Vordergrund
  • Taktische Evolution: Übergang vom defensiven Catenaccio zu dynamischeren Spielsystemen
  • Professionalisierung: Zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs

Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Fußballs

Die Qualifikation 1970 markierte wichtige Entwicklungen:

  • Italiens Wiedererstarken: Nach der Krise der späten 1960er Jahre folgte eine Renaissance
  • Deutschlands Neuaufbau: Beginn der Ära, die zum WM-Titel 1974 führen sollte
  • Osteuropas Stärke: Mit der Sowjetunion, Rumänien und Bulgarien stellte Osteuropa drei WM-Teilnehmer
  • Belgiens Wiederaufstieg: Beginn einer Entwicklung, die in den 1980er Jahren Früchte tragen sollte
  • Englands Erfahrung: Als amtierender Weltmeister musste sich England durch die Qualifikation kämpfen

Die UEFA-Qualifikation zur WM 1970 markierte den Übergang in ein neues Fußballzeitalter, in dem Fernseh-Übertragungen, Kommerzialisierung und professionellere Strukturen den Fußball zunehmend prägten und veränderten.

Auf einen Blick

31

Teams

8.0

WM-Startplätze

79

Spiele insgesamt

279

Tore insgesamt

Mai 1968

Beginn

Dezember 1969

Ende

Karte der Qualifikation

WM-Qualifikation: Europa - Teilnehmer
Für WM qualifiziert (16)

Höchste Siege

Mittwoch, 21.05.1969
Mittwoch, 25.09.1968
Samstag, 17.05.1969
Sonntag, 20.04.1969
Sonntag, 19.05.1968

Letzte Ergebnisse

Sonntag, 07.12.1969
Mittwoch, 03.12.1969
Samstag, 22.11.1969
Sonntag, 16.11.1969

Dauernd riefen Journalisten an. Ich hatte ja gar keine Ahnung, wie viele es davon gibt.

— Leverkusens dänischer Neuzugang Arne Larsen Ökland nach drei Toren gegen den FC Bayern.