Traurig wandte sich Oleksandr Petrakow mit eindrücklichen Worten an die Weltöffentlichkeit. «Sie wissen, was jetzt in der Ukraine passiert. Im ganzen Land tobt der Krieg», sagte der ukrainische Nationaltrainer nach der verpassten WM-Qualifikation mit nahezu versteinerter Mine.
«Täglich sterben Kinder und Frauen. Unsere Infrastruktur wurde von den russischen Barbaren völlig ruiniert.» Der Fußball wich nach dem 0:1 im Playoff-Finale gegen Wales ganz schnell wichtigeren Themen.
«Die Russen wollen uns schaden, aber die Ukrainer wehren sich», sagte Petrakow. «Wir verteidigen unser Land. Wir wollen nur Ihre Unterstützung.»
Wie sein Coach bat auch Manchester Citys ukrainischer Außenbahnspieler Oleksandr Sintschenko um Hilfe und Zusammenhalt. «Wir müssen den Krieg stoppen. Denn heute ist es die Ukraine, morgen kann es Ihr Land sein. Man weiß es nicht. Jeder möchte in Frieden leben», sagte der 25-Jährige beim TV-Sender BeIN Sports.
Ein Eigentor beendet die WM-Hoffnung
Sintschenko und seine Teamkollegen hatten zuvor in einem packenden Spiel mehr als 90 Minuten alles für den Traum von der Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar gegeben. Die Ukraine war überlegen, hatte mehr Chancen und verlor auch noch ausgerechnet durch ein Eigentor.
Kapitän Andrij Jarmolenko köpfte im Dauerregen von Cardiff in der 34. Minute einen Freistoß von Wales-Superstar Gareth Bale ins eigene Netz. Nach der Partie vergrub der frühere Dortmunder das Gesicht in seinen Händen und bedankte sich wenig später klatschend bei den Fans im Gästeblock für die Anfeuerung. Teamkollegen weinten.
Von den Walisern, die ihre erste WM-Teilnahme seit 64 Jahren feierten, gab es aufmunternden Applaus. In beeindruckender Manier hatten die ukrainischen Profis, von denen viele seit Kriegsbeginn nicht mehr im Verein gespielt haben, in zwei Playoff-Partien Wille, Einsatz und fußballerische Klasse gezeigt. Der enorme Druck als sportliche Hoffnungsträger ihrer Landsleute war ihnen auf dem Platz kaum anzusehen gewesen. Das 3:1 im Halbfinale in Schottland hatte Petrakow den Soldaten in der Heimat gewidmet.
In der Ukraine soll bald wieder gespielt werden
Die ukrainische Fußball-Legende Andrej Schewtschenko drückte via Twitter seinen Stolz auf die Fußballer in Blau und Gelb aus. «Ihr habt bewiesen, dass wir immer bis zum Ende kämpfen werden, egal was passiert, und immer zusammen bleiben», schrieb der 45-Jährige. «Nicht alles im Leben wird durch das Ergebnis bestimmt. Ruhm der Ukraine!» Bei der vergangenen Europameisterschaft hatte Schewtschenko das Team noch selbst als Coach betreut.
Trotz des Krieges soll auch in der Ukraine nun bald wieder Fußball gespielt werden. Der nationale Fußball-Verband will im August die Meisterschaft neu starten.
«Ich habe mit Präsident Selenskyj darüber gesprochen, wie wichtig der Fußball ist, um abzulenken», sagte Verbandspräsident Andrej Pawelko der Nachrichtenagentur AP. Der Fußball habe eine große Kraft, damit die Menschen in der Ukraine wieder an eine Zukunft glauben könnten. Der Spielbetrieb der Premier Liga war am 24. Februar ausgesetzt worden. Pawelko habe auch mit den Chefs von FIFA und UEFA gesprochen, um einen sicheren Weg für die Austragung von Heimspielen der Nationalmannschaften des Landes zu finden, berichtete AP.
Seine nächsten Heimpartien bestreitet die A-Auswahl in Polen. Nach dem Auswärtsspiel in Irland am Mittwoch spielt Petrakows-Team in der Nations League in Lodz gegen Armenien und dann erneut gegen die Iren.(dpa)
Selbst wenn ich wollte, ich habe gar keinen Beton, den ich anrühren könnte.
— Dietmar Demuth, Trainer von Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli, über seine Abwehr.