Kroatien wirft Deutschland-Schreck Japan raus

von Jean-Pascal Ostermeier | sid18:53 Uhr | 05.12.2022
Kroatien wirft Deutschland-Schreck Japan raus
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Im ersten Elfmeter-Thriller der WM haben "Hexer" Dominik Livakovic und die kroatischen Veteranen den Deutschland-Schreck Japan entzaubert. Der Vize-Weltmeister kam gegen die spielstärkeren Asiaten am Montag im Achtelfinale mit einem Kraftakt nach Rückstand zurück, schaffte es mit einem 1:1 in die Verlängerung - und siegte vom Punkt 3:1. Am Freitag fordert Kroatien Brasilien oder Südkorea.

Zum dritten Mal stehen die Kroaten in Katar in der K.o.-Runde einer Weltmeisterschaft: 1998 wurden sie Dritter, 2018 Zweiter - und 2022? Zwar sind ihre Auftritte noch nicht weltmeisterlich, doch Trainer Zlatko Dalic und sein routinierter Spielmacher Modric leiten ein erfahrenes, kampfstarkes und zähes Team, das sehr schwierig aus der Bahn zu werfen ist.

Das bewies im Al-Janoub-Stadion auch die Reaktion auf das Gegentor durch Daizen Maeda, der die Japaner erstmals im Turnier mit 1:0 in Führung brachte (44.). Es war zugleich der erste japanische Treffer bei dieser WM vor der Halbzeitpause. Kroatien schien das lange nicht hochklassige Spiel vor 42.523 Fans in Al-Wakrah danach zu entgleiten, weitere Offensivkräfte liefen sich warm, als Dejan Lovren einen wunderbaren Ball in den Strafraum schlug. Der umtriebige Perisic, einst bei Bayern München, köpfte mustergültig ins lange Eck (55.). Im Elfmeterschießen parierte Livakovic gegen Takumi Minamino, Kaoru Mitoma und Maya Yoshida von Schalke 04.

Die Kroaten waren gewarnt vor den Blauen Samurai, keine Frage. "Sie sind selbstbewusst", behauptete Dalic, "sie haben Spanien geschlagen, sie haben Deutschland geschlagen." Auch Kroatien war sich seiner Stärken freilich bewusst. "2018 haben wir gezeigt, dass Träume wahr werden können", sagte Dalic. Und so entwickelte sich alsbald eine sehr ausgeglichene Begegnung zweier Mannschaften, die an ihre Marschroute glaubten.

Kroatien setzte auf Ballbesitz und versuchte, sich dem japanischen Tor mit Kombinationsfußball anzunähern. Das war ansehnlich und sorgte immer wieder für Gefahr. Der gute Perisic und Andrej Kramaric von der TSG Hoffenheim besaßen früh die Chance zur Führung (8.). Gut 20 Minuten später kam Kramaric nicht an eine Flanke, die der für den verletzten Borna Sosa aufgebotene Borna Barisic nach innen geschlagen und Perisic verlängert hatte (28.).

Die Japaner setzten erwartungsgemäß auf eine stabile Abwehr und flinkes Umschaltspiel, sie bemühten sich zwischenzeitlich aber auch, die Partie zu beruhigen. Auch für sie ergaben sich gute Gelegenheiten - die Führung aber entsprang einem einstudierten, kurz ausgeführten Eckball: Der Freiburger Ritsu Doan schlug den Ball nach innen, die Kroaten verloren vorübergehend die Orientierung, Maeda, Stürmer von Celtic Glasgow, schaltete im Getümmel am schnellsten.

Der Treffer spielte den Japanern in die Karten. Zumindest schien es so. Die Kroaten wirkten etwas behäbig, auch ein bisschen ideenlos - und sie kamen doch zum Ausgleich: Lovren schlug seine Flanke Richtung Elfmeterpunkt, der unbewachte Perisic köpfte. Danach versuchte Kroatien, das Spiel noch vor einer Verlängerung zu entscheiden, was nicht gelang. Modric hielt 98 Minuten durch.

Japan kämpfte weiter vorbildlich, doch beide Teams scheuten das letzte Risiko. Mitoma (105.) hatte noch die beste Chance.

(sid)



Das war glaube ich das schlechteste Spiel meiner Karriere. Zum Glück habe ich das Tor gemacht.

— Kevin-Prince Boateng nach dem 2:1-Sieg der Eintracht in Berlin