Jetzt auch Kroos? Fakten zu legendären Nationalmannschafts-Comebacks

von Carsten Germann18:34 Uhr | 04.11.2022
Foto: Imago

16 Tage noch bis zum Start der WM 2022 in Katar. Bundestrainer Hans-Dieter Flick (57) will Weltmeister Toni Kroos (32) von einem Nationalmannschafts-Comeback überzeugen. Solche Rückhol-Aktionen großer Nationalspieler waren – nicht nur in Deutschland – selten eine gute Idee. Fussballdaten.de zeigt 4 prominente Fälle, bei denen es schief ging.

Mit dem 0:2 im Achtelfinale gegen England bei der EURO 2021 in Wembley verabschiedete sich Toni Kroos am 29. Juni 2021 aus der Nationalmannschaft. Der Rio-Weltmeister hat 106-mal für Deutschland gespielt (17 Tore). Kommt Kroos zurück, steht er bei den Come-backern der Nationalmannschaft in einer Reihe mit den ganz Großen.

Wie Fritz Walter († 2002). Der Kapitän der legendären Weltmeister und „Helden von Bern“ von 1954 wollte es eigentlich lassen. Ab November 1956 galt der Abschied des „alten Fritz“ aus der Nationalmannschaft „als sischer“, wie man in Kaiserslautern sagt. Bundestrainer Sepp Herberger überredete Walter aber zu einem Comeback, berief den damals 37-jährigen Mittelfeldstrategen im März 1958 wieder in den Kader. Bei der WM 1958 in Schweden kam das Team bis ins Halbfinale, doch beim 1:3 (n. V.) gegen die Gastgeber verletzte sich Fritz Walter. Zwischen der Rückkehr am 20. März 1958 (2:0 gegen Spanien) und dem Spiel gegen Schweden am 24. Juni 1958 in Stockholm lagen nur 3 Monate, in denen der „alte Fritz“ 7 Partien absolvierte. Fritz Walter, dessen Länderspiel-Karriere 18 Jahre andauerte, blieb aber ohne Torerfolg.

„Die neue Macht bei Berti“

Stefan Effenberg war 1994 nach Uli Stein (1986) der zweite deutsche Spieler, der bei einer WM suspendiert wurde. Nach der „Stinkefinger-Affäre“ im WM-Spiel 1994 gegen Südkorea (3:2) in Chicago schien Effenbergs Nationalmannschafts-Karriere beendet. Bundestrainer Berti Vogts (75 / „Es waren die besten Spieler dabei, ja“) gelobte, ihn „nie wieder zu nominieren (ja)“. Das änderte sich im September 1998. Nach dem WM-Debakel in Frankreich holte Vogts Effenberg zurück. „Die neue Macht bei Berti“ (BILD) um den zu Bayern München zurückgekehrten Mittelfeldspieler regierte allerdings nur in zwei lausigen Länderspielen. Gegen Malta (2:1) und Rumänien (1:1). Ein Flop-Comeback!

2 Doping-Sperren und ,,Die Stimme"

Diego Maradona († 2020), der Weltmeister von 1986, war ab Februar 1991 nach einer Doping-Sperre von allen fußballerischen Aktivitäten weltweit ausgeschlossen. Argentiniens Fußball-Öffentlichkeit forderte 1993 Maradonas Rückkehr. Und wurde erhört. Maradona spielte danach noch 11-mal für die „Albiceleste“ (2 Tore), wurde aber während der WM 1994 in den USA erneut des Dopings überführt. Das 2:1 gegen Nigeria war am 25. Juni 1994 sein 90. und letztes Länderspiel für Argentinien.

Fußball-Idol Zinedine Zidane (50) überlegte es sich 2005 noch einmal. Zuvor hatte der Welt- und Europameister aus Frankreich im August 2004 das Kapitel „Equipe Tricolore“ geschlossen. Es war aber nicht die oft zitierte, geheimnisvolle „Stimme“, die Zidane zum Comeback riet. Sondern einfach ein Gespräch mit seinem Bruder. Besser wurde die Comeback-Idee dadurch nicht. Monsieur Le Zidane führte Frankreich zur WM 2006 nach Deutschland. Seine Bilanz seit dem Comeback: 5 Tore in 14 Länderspielen. Im Finale von Berlin leistete er sich am 9. Juli 2006 einen unfassbaren Aussetzer. Ein Kopfstoß gegen Italiens Marco Materazzi – Zidane katapultierte sich in seinem letzten Spiel als Profi-Fußballer selbst ins Abseits.



Eine Drehung mehr und ich wäre im Rasen verschwunden.

— Thomas Häßler über den tiefergelegten Rasen