FIFA World Cup auf den zweiten Blick – Diese Spieler wurden nicht auf Anhieb Weltmeister

von Carsten Germann08:30 Uhr | 16.12.2022
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Erlebt die anfangs für surreal gehaltene, fußballerisch starke WM in der Wüste die Krönung von Argentiniens Superstar Lionel Messi (35) in seinem letzten Weltmeisterschafts-Spiel? Wie es sich anfühlt, am FIFA World Cup vorbeilaufen zu müssen, erlebten Messi und sein bei Real Madrid durch die kalte Küche verabschiedeter Teamkollege Angel dí Maria mit der „Albiceleste“ 2014 in Rio de Janeiro nach dem 0:1 (n. V.) gegen Deutschland. Allein stehen die beiden Argentinier damit nicht.

Fussballdaten.de zeigt: Weltmeister im zweiten Anlauf, das ist in fast allen großen Fußballländern vorgekommen.

Von Anfang an. Mitglied im Team des allerersten Vize-Weltmeisters Argentinien war Luis Monti († 1983), der am 30. Juli 1930 in Montevideo mit den „Gauchos“ am ersten WM-Gastgeber Uruguay (2:4) scheiterte. Monti war gegen Frankreich am 15. Juli 1930 (1:0) auch erster Torschütze der Argentinier bei einer WM. Mit seinem Wechsel zu Juventus Turin kam er ab 1934 zur italienischen Nationalmannschaft und wurde mit der „Squadra Azzurra“ am 10. Juni 1934 in Rom gegen die Tschechoslowakei (2:1 n. V.) Weltmeister. Als einziger Spieler stand er mit zwei verschiedenen Nationalteams in einem WM-Finale.

Er ist einer von 16 Spielern, die im zweiten Versuch Weltmeister wurden.

11 Deutsche

Von diesen Nationalspielern, die es nach mindestens einem verlorenen Finale noch mal ganz nach oben schafften, sind elf aus Deutschland. Lothar Herbert Matthäus und Pierre Michael Littbarski (1990) durften mit Deutschland sogar nach 2 verlorenen Finals jubeln.

Den Anfang machte natürlich er. „Der Kaiser“, Franz Anton Beckenbauer (77). Mit Deutschland 1966 unter dramatischen Umständen im Finale an England und dem Wembley-Tor zum 2:3 (Endstand: 2:4 n. V.) gescheitert, wurde Beckenbauer zum Kapitän und Führungsspieler der DFB-Elf, riss 1974 bei der Heim-WM („Als Beckenbauer den Teamchef probte“, Kicker) die Leitung an sich – und führte Deutschland am 7. Juli 1974 in München zum 2. WM-Titel. Einen noch kurioseren Rekord sicherte sich mit dem Finalsieg gegen Holland (2:1) der Frankfurter Jürgen Grabowski († 2022): Er wurde im 2. Versuch Weltmeister – und das als einziger Spieler der WM-Historie an seinem Geburtstag. Ebenfalls überglücklich: Josef Dieter, genannt „Sepp“ Maier und Wolfgang Overath. „Ich kann nix sagen“, stammelte der „Rastelli“ Overath nach dem WM-Triumph ins Mikrofon von Dieter Kürten.

2 verlorene Finals – und doch Weltmeister

Zu den erfolgreichen „Recken von Rom“ 1990 gehörte natürlich er: Lothar Herbert Matthäus (61). 1982 und 1986 gab es für den Mittelfeldstrategen von Borussia Mönchengladbach und Bayern München ebenso wie für Pierre Littbarski vom 1. FC Köln nur Silber. 1986 ebenfalls nur Vize-Weltmeister: Klaus „Auge“ Augenthaler, Thomas Berthold, Andreas „Big“ Brehme, Olaf Thon und Rudi Völler.

Für Italiens „Dino Nazionale“, den legendären Dino Zoff (80), erfüllte sich am 11. Juli 1982 in Madrid (3:1 gegen Deutschland) doch noch der Traum vom Fußball-Weltmeister: 12 Jahre nach der 1:4-Klatsche in Mexiko-City gegen Brasilien, wo Zoff hinter Enrico Albertosi nur Ersatztorhüter war, durfte der mit 40 Jahren als ältester Weltmeister aller Zeiten dann doch den Pokal hochhalten, den es 1970 noch gar nicht gab…

12 Jahre

Zwölf Jahre Wartezeit endeten für Miroslav Klose am 13. Juli 2014. Da war der deutsche Stürmer nicht nur Rekordtorschütze der WM, sondern auch Weltmeister. Am 30. Juni 2002 verlor Klose mit Deutschland das WM-Finale in Yokohama gegen Brasilien (0:2) und nach einem radikalen Kader-Umbruch ab 2004 unter Jürgen Klinsmann und Jogi Löw blieb er im WM-Kader 2014 als einziger Vize-Weltmeister von 2002 übrig.

0:3 unterlag Brasilien gegen Gastgeber Frankreich am 12. Juli 1998 in Paris. Roberto Carlos war dabei und holte 2002 den WM-Titel. Ebenso wie Torhüter Dida, Denilson und Rivaldo. 



Wir wollten alles holen und jetzt haben wir nur das Meiste geholt.

— Christian Streich