Die Fußball-WM endet an diesem Sonntag mit dem Finale, und im Anschluss werden sich auch die argentinische und die französische Mannschaft auf den Heimweg machen. Einige Gesichter prägten die Endrunde besonders. Der Eindruck wird bleiben.
Walid Regragui (Marokko): Es ist eines der Bilder dieser WM. Marokkos Trainer Regragui wird von seinen Spielern nach einem der vielen Siege in die Luft geworfen. Als erstes afrikanisches Team erreichten die Marokkaner ein WM-Halbfinale. Die eigenen Fans jubelten, der halbe Kontinent, sogar die tunesischen und algerischen Rivalen aus dem Maghreb, die ganze arabische Welt. Am Ende reichte es im kleinen Finale gegen Kroatien nicht zur Bronzemedaille.
Louis van Gaal (Niederlande): Diese WM sei eine «Van-Gaal-Show», sagte der frühere Nationalcoach Dick Advocaat halb anerkennend, halb spöttisch. Van Gaal tanzte durch die Hotellobby, er knutschte seine Spieler ab, er stritt sich mit Medien und Experten in der Heimat herum - aber er führte ein limitiertes Team der Niederlande auch ins Viertelfinale. Als Nationaltrainer tritt er ab. Ständig mit einem anderen Job zu kokettieren, war Teil der Show.
Manuel Neuer (Deutschland): Es war nicht die WM des deutschen Kapitäns, wirklich nicht. Schon vor dem ersten Spiel fiel der Name des 36-Jährigen oft im Kontext der Debatte um die «One Love»-Kapitänsbinde. Neuer selbst konnte da nichts für. Auf dem Rasen wirkte der Weltmeister von 2014 nicht mehr wie der gewohnte Rückhalt, wie die gesamte deutsche Mannschaft kam der während der Saison lange verletzte Torwart nicht in Bestform. Im Erholungsurlaub im Schnee verletzte sich Neuer nach dem deutschen Aus schwer am Unterschenkel, er fällt Monate aus.
Lionel Messi (Argentinien): Auch wenn noch nicht klar ist, ob er sich mit dem goldenen Pokal krönt - bei keinem anderen Kontinentalturnier war Messi besser als bei dieser WM in Katar. Der 35-Jährige zaubert mit dem Ball wie ein 25-Jähriger. Er ist Rückhalt und ständige Anspielstation, zudem überzeugt er mit Toren und Vorlagen. Er wirkt im Nationaltrikot so glücklich und entspannt wie noch nie. Was auch ein großes Verdienst von Trainer Lionel Scaloni ist.
Cristiano Ronaldo (Portugal): Bei seinem wohl letzten Anlauf auf den WM-Titel scheiterte der Superstar mit Portugal im Viertelfinale. Nach schwachen Leistungen und einem Streit mit Trainer Fernando Santos um seine Auswechslung kam Ronaldo in der K.o.-Phase nur noch als Joker zum Einsatz. Was von seiner fünften WM bleibt: Ein Tor gegen Ghana, mit dem er als erster Spieler bei fünf Weltmeisterschaften getroffen hat, und die Tränen nach dem Aus gegen Marokko.
Neymar (Brasilien): Die Schwalben ließ er diesmal aus. Trotzdem war es nicht sein Turnier. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen Kroatien weiß Neymar nicht mal, ob er überhaupt nochmal für die Seleção auflaufen will. Erst mal braucht der Angreifer Zeit. Dass sein möglicher Rücktritt ein großer Verlust für die Brasilianer wäre, hat er in Katar aber auch nicht bewiesen. Bis auf einen Glanzmoment beim Tor gegen die Kroaten fiel der 30-Jährige höchstens durch unnötige Dribblings und Ballverluste auf.
Gianni Infantino (Schweiz): Die WM hatte noch gar nicht begonnen, da hielt der FIFA-Präsident seine merkwürdige Grundsatzrede ab. Er «fühlte» sich unter anderem als Katarer, arabisch und auch schwul. Der Aufschrei, der vom WM-Gastgeber ablenkte, war wohl einkalkuliert. Während der Endrunde war der Schweizer meist nur auf den VIP-Tribünen zu sehen. Am Freitag hielt Infantino seine Abschlusspresskonferenz, sein Fazit war wenig überraschend. Es ist die «beste WM aller Zeiten».
Der Flitzer (Italien): Drei politische Botschaften in einen Auftritt zu packen. Das war bei dieser WM des groß angekündigten, viel diskutierten und am Ende doch wieder abgeblasenen Protests (Stichwort «One Love»-Binde) eine große Kunst. Der Italiener Mario Ferri lief während des Vorrunden-Spiels zwischen Portugal und Uruguay mit einer Regenbogen-Fahne und einem beidseitig bedruckten T-Shirt auf dem Platz. Vorne stand «Save Ukraine», hinten «Respect for Iranian Woman». Ordner führten ihn sofort ab.(dpa)
Hätte ihn nicht einer angeschossen, wären auch seine Stutzen sauber geblieben.
— VfB-Trainer Jürgen Sundermann über den Jungstar Hans-Peter ,,Hansi" Müller.