Aushilfscoach Otto Addo darf nach dem ersten Sieg Ghanas bei einer Fußball-WM seit 2010 vom Achtelfinale träumen. Die Black Stars siegten in ihrem zweiten Spiel gegen Südkorea 3:2 (2:0) und sind damit in Gruppe H mit drei Punkten wieder voll im Rennen.
Der viermalige Afrikameister hatte letztmals 2010 die Vorrunde überstanden, als Kevin-Prince Boateng und Co. bis ins Viertelfinale gestürmt waren. Südkorea steht indes bei der elften WM-Teilnahme zum neunten Mal vor dem Vorrunden-Aus.
Southampton-Verteidiger Mohammed Salisu (24. Minute) und zweimal Mohammed Kudus von Ajax Amsterdam (34. und 68.) machten den Sieg vor 43.983 Zuschauern im Education City Stadion in Al-Rajjan perfekt. Zwischenzeitlich hatte Stürmer Gue-Sung Cho mit einem Doppelpack (58. und 61.) für Südkorea ausgeglichen.
Addos Erfolgsgeschichte
Damit entwickelt sich das Kurzzeit-Gastspiel von Addo auf Ghanas Chefposten womöglich zu einer echten Erfolgsgeschichte. Erst im Februar hatte der gebürtige Hamburger den Serben Milovan Rajevac als Nationalcoach abgelöst und das Team gegen den großen Rivalen Nigeria zur WM geführt. Nach der Endrunde in Katar will Addo wieder auf seinen ursprünglichen Posten bei Borussia Dortmund zurückkehren, wo er sich um die Talente kümmert.
Talentiert ist auch Ghanas Auswahl, und mit einem Schnitt von 24,4 Jahren die jüngste im Turnier. Den Afrikanern fehlte es mitunter noch an Spielordnung und Cleverness, dafür präsentierte sich das Team gerade in der Offensive als deutlich zielstrebiger und durchschlagskräftiger.
Dabei waren es zunächst die Asiaten, die in der Anfangsphase für einige gefährliche Aktionen sorgten. Wie etwa durch Cho, der für den Mainzer Jae-Sung Lee ins Team gerückt war (4.). Dafür war aus der Bundesliga der Freiburger Woo-Yeong Jeong in der Startelf dabei. Zur Pause war für Jeong aber schon wieder Schluss.
Ghana gelang quasi mit der ersten Torchance gleich der Führungstreffer. Nach einem Freistoß von Jordan Ayew herrschte Verwirrung im koreanischen Strafraum, die Salisu mit einem Drehschuss ausnutzte. Auch zehn Minuten später war der zweimalige Asienmeister bei einem hohen Ball nicht auf der Höhe. Wieder leitete Ayew, dessen Bruder André Kapitän ist und ebenfalls in der Startelf stand, die Aktion ein. Kudus brauchte nur noch einköpfen. Die beiden Ayew-Brüder sind die Söhne vom früheren Olympique-Marseille-Star Abédi Pelé, der dreimal zu Afrikas Fußballer des Jahres gekürt wurde.
Südkorea wirft alles nach vorn
Im zweiten Durchgang warfen die Südkoreaner alles nach vorne und kamen durch Cho per Kopf (53.) zu einer Großchance, doch Lawrence Ati Zigi kratzte den Ball aus dem Winkel. Der Mittelstürmer, dessen Followerzahl auf dem Instagram-Account während der WM aufgrund seines Aussehens um das 20-fache in die Höhe geschnellt war, holte das Toreschießen aber schnell nach. Innerhalb von vier Minuten war er zweimal per Kopf zur Stelle und sprang damit für Superstar Heung-Min Son in die Bresche. Der Premier-League-Profi von Tottenham Hotspur, der einst unter Addo in der HSV-Jugend trainierte, ist nach seiner Fraktur über dem linken Auge ohnehin angeschlagen angereist und läuft seiner Form noch hinterher.
Doch wieder einmal wurde der Aufwand der Asiaten nicht belohnt. Auch nach dem erneuten Rückstand kam die Mannschaft von Trainer Paulo Bento zu einigen guten Gelegenheiten, doch am Ende der zehnminütigen Nachspielzeit jubelte Addo.(dpa)
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