England - Deutschland 1:3, die besten Sprüche zum „Ramba-Zamba“ von Wembley

von Carsten Germann16:00 Uhr | 29.04.2022
Foto: Imago

29. April 1972. Erstmals in seiner Länderspiel-Geschichte gewinnt Deutschland in England. 3:1 im Londoner Fußball-Tempel von Wembley im Viertelfinale der EM 1972. „Ramba-Zamba“, so nannte BILD die neuartige Wechsel-Taktik in der deutschen Elf bei Vorstößen mit Franz Beckenbauer (76) und Günter Theodor Netzer (77).

Es war aber nicht das einzige Wortspiel, das mit dieser Partie Eingang in die deutsche Fußballersprache fand. „Das Spiel in London setzte auch literarische Maßstäbe“, würdigt das Kicker-Sportmagazin (Montagausgabe) diese epochale Partie zum Jubiläum, „allerdings erst über ein Jahr später.“ Es war die Zeit, in der aus langmähnigen Fußballprofis Popstars wurden, Günter Netzer, Johan Cruyff und George Best begeisterten auch das Feuilleton.

Einen Besucher in Wembley musste die Leistung von Günter Theodor Netzer so geflashed haben, dass er ihm fast philosophische Bedeutung gab. „Der aus der Tiefe des Raumes plötzlich vorstoßende Netzer hatte Thrill“, der damalige Kulturchef Karl-Heinz Bohrer 1973 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F. A. Z.) über das Wembley-Spiel.

„Fünf Stück wären eine echte Sensation“

Vor dem Spiel hatten die Deutschen, die ohne die verletzten Berti Vogts, Wolfgang Overath oder Karl-Heinz Schnellinger auskommen mussten, eher Manschetten. „Ich habe neben Franz Beckenbauer in der Kabine gesessen“, verriet Günter Netzer der BILD am SONNTAG anlässlich des 50. Jubiläums, „ich habe gesagt: Wenn wir heute hier fünf Stück kriegen, ist das schon eine echte Sensation.“

Mit der Taktik, wonach Beckenbauer bei Vorstößen ins Mittelfeld von seinem Freund Günter Netzer, der ihm später auch mal ein Auto verkauft haben soll, auf der Libero-Position abgelöst wurde, verwirrte die deutsche Mannschaft die Engländer.

Netzer macht es möglich: „Fußball 2000“ schon im Jahr 1972

Frankreichs Fußball-Bibel L’Equipe sah (etwas verfrüht) „Traumfußball aus dem Jahr 2000.“ – „Ramba-Zamba“, so BILD komplett ebenso euphorisiert wie simpel über diesen genialen Schachzug. „Dieser Begriff begleitet mich bis heute“, sagt Netzer. In England saß die Enttäuschung tief. „Eine Beerdigung in Berlin ist alles, was wir erwarten können“, fürchtete die Zeitung Sunday People – und beim 0:0 fühlte sich das für Bobby Moore, Geoff Hurst und Co auch so an…

Nach diesem Viertelfinal-Erfolg marschierte die DFB-Elf bei der Mini-Endrunde in Belgien (14. bis 18. Juni 1972 / Nur Halbfinale und Finale) zum Titel. 2:1 gegen die belgischen Gastgeber und 3:0 im Finale gegen die UdSSR in Brüssel.

Netzer dazu: https://www.fussballdaten.de/sprueche/neueste/4764/ „Als Helmut Schön vor dem Finale die Namen der sowjetischen Spieler markierte, hielt er plötzlich inne und sagte: Ach, macht doch, was Ihr wollt!“ 



Speziell in der zweiten Halbzeit haben wir einen guten Tag erwischt.

— Andreas Möller