WM 1982: Die besten Sprüche zur „Nacht von Sevilla“

von Carsten Germann09:00 Uhr | 08.07.2022
Foto: Imago

Deutschland gegen Frankreich am 8. Juli 1982 im WM-Halbfinale von Sevilla – Ein episches Weltmeisterschafts-Drama, das zum 40. Jahrestag im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund noch einmal auflebte. Toni Schumacher und sein kapitales Foul gegen Patrik Battiston, eine deutsche Skandal-WM ohne Beispiel – Fussballdaten.de hat eine Auswahl der besten Sprüche.

Es begann mit der damals obligaten Nationalmannschafts-Langspielplatte Olé Espana, eingesungen mit Michael Schanze, über die sich die Nationalspieler teilweise selbst lustig machten. „Jungs, das ist so eine heiße Scheibe geworden - so heiß, am besten lasst Ihr die Finger davon!“, unkte Nationalmannschafts-Rückkehrer Paul Breitner.

Das Vorbereitungs-Trainingslager am Schluchsee, als „Schlucksee“ in die Boulevard-Folklore eingegangen, wurde in seinem ganzen Ausmaß 1987 von DFB-Torhüter Harald „Toni“ Schumacher (68) in seinem Buch Anpfiff – Enthüllungen über den deutschen Fußball (Verlag: Droemer Knaur) geschildert. Das Buch, das die Münchner Tageszeitung (tz) als „katholischen Vorläufer der Satanischen Verse“ bezeichnete – wir hätten es auch eine Nummer kleiner genommen – beendete Schumachers DFB-Karriere nach 76 Länderspielen.

„Schlimmer als Quartalssäufer“

„Es war wie bei einem Kegel-Ausflug, die Bar war die ganze Nacht geöffnet und es gab sogar eine Modenschau“, so beantwortete Toni Schumacher Ende Juni in BILD die Frage, wie es zu derartigen Verhältnissen in einem Trainingslager der Nationalmannschaft kommen konnte.

In Anpfiff wurde er deutlicher:  „Andere bumsten bis zum Morgengrauen und kamen wie nasse Lappen zum Training gekrochen. Wieder andere gossen reichlich Whiskyin sich rein, schlimmer als Quartalssäufer.“ Über den im DFB-Team nie unumstrittenen Paul Breitner wusste er: „Er soff wie ein Kosake!“ 

„Ich bezahl ihm die Jacketkronen“

Für Deutschland galt aber auch auf dem Platz: Skandale pflasterten ihren Weg! 1:2 gegen Algerien zum Start, eine Blamage! „Ein böser Sturz“, titelte die BUNTE mit einer Menge an Nachsicht… Es sollte bis 2018 (0:1 gegen Mexiko) dauern, ehe „Die Mannschaft“ wieder das erste Spiel bei einer WM verlieren würde. Das letzte Vorrundenspiel gegen Österreich (1:0) mit dem Ballgeschiebe, das beiden Teams zum Weiterkommen reichte, ging als „Die Schande von Gijon“ in die WM-Geschichte ein. „Ich bin gelaufen wie ein Depp und schäme mich nicht“, wies Österreich-Idol Herbert Prohaska zum 40. Jahrestag in einer Kolumne in der Wiener Kronen-Zeitung die immer währenden Spekulationen über Absprachen zurück. 

Im Spiel gegen Frankreich, das Deutschland nach 1:3 in der Verlängerung noch drehte, leistete sich Toni Schumacher gegen Frankreichs Einwechselspieler Patrick Battiston ein epochales Foul. Er rammte den auf ihn zustürmenden Gegenspieler förmlich um. Battiston blieb bewusstlos liegen, wurde mit angebrochenem Halswirbel und Gehirnerschütterung vom Platz getragen. Schumacher sah dafür keine Gelbe Karte, da Schiedsrichter Charles Corver aus den Niederlanden kein Foul gesehen hatte.

Auf französischer Seite ist die Enttäuschung  bis heute tief. ,,Diesen 8. Juli 1982 wird man leider nie mehr ändern können", sagte Ex-Nationalspieler Marius Trésor zum 40. Jahrestag dem Kicker. Trésor beendete anschließend seine Nationalmannschaftskarriere...

Die Kritik an Schumacher war heftig. Auch, weil Toni auf den Hinweis eines Journalisten, wonach Battiston bei dem Foul Zähne verloren habe, nur meinte: „Wenn es nur die Jacketkronen sind, die bezahle ich ihm gerne.“ 

So viel rheinische Lockerheit kam bei den französischen Medien nicht gut an. „Toni Schumacher. Beruf: Unmensch“, titelte Frankreichs Fußball-Bibel L‘ Equipe.

Das hätten wir ebenfalls eine Nummer kleiner genommen…



Die Spielfreude war schon immer da, jetzt kommt auch noch die Laufleistung dazu.

— Mario Basler beim FC Bayern.