München, 28. Mai 1997. Borussia Dortmund holt im Olympiastadion, der Heimstätte des sportlichen Rivalen FC Bayern, als erster deutscher Klub die Champions League. Der Triumph des BVB 1997 in der Champions League brachte zwei Rekorde, die bis heute Bestand haben und war auch bei den Sprüchen ganz weit vorn.
Dienstag, 18.09.2018
Der Matchwinner hätte beinahe eingesessen. Wegen einer Unachtsamkeit bei der Bundeswehr, einem offen stehenden Spind, wäre Lars Ricken (damals 20) fast um das große Finale in München gebracht worden. „Aktuell ist gerade schlecht, in den Bau zu gehen“, soll Ricken seinen Vorgesetzten bei der Bundeswehr gesagt haben, „wir spielen in der Champions League gegen Juventus.“
Der BVB-Shooting-Star durfte hin und schrieb mit seinem Tor zum 3:1 nur 60 Sekunden nach seiner Einwechslung für Stéphane Chapuisat deutsche Europacup-Historie.
„Ricken, lupfen jetzt!“
„Ricken..lupfen… jetzt!“ – So die Ellipse von RTL-Kommentator Marcel Reif (Vgl. „Kahn! Die Bayern, dieee Bayeeeern!“) bei Rickens Traumtor.
Sein damaliger Mitspieler Jörg Heinrich sah damals klar: „Wer Bälle mit dieser Eiseskälte ins Tor schießt, muss ein Killer sein.“ Matthias Sammer (54) war vor dem Spiel skeptisch: „Von fünf Duellen gegen Juventus gewinnen wir eins.“ Genau – und das war diese Partie in München.
Drei Mal 1:0
Zwei BVB-Bestwerte stehen in den Champions-League-Statistiken bis heute.
Ein anderer BVB-Star träumte seine beiden Tore der Legende nach eine Nacht vorher voraus: Eben Karl-Heinz „Air“ Riedle. Heute sagt Riedle zu seinem Doppelschlag aus der ersten Halbzeit: „Viele Tore habe ich vergessen,die beiden waren so wichtig, die bleiben.“
Riedle, inzwischen RTL-Experte, bezeichnete den Triumph von München 1997 im Vorfeld des zweiten Dortmunder Champions-League-Finalauftritts 2013 als „einen einmaligen Glücksmoment.“
Das galt wohl auch für das Ehepaar, das sich auf dem Dortmunder Friedensplatz beim Jubel über Rickens Tor kennenlernte. Ricken dazu: „Sie fielen sich in die Arme, lernten sich dadurch kennen und schließlich lieben und bekamen einen Sohn - und der heißt Lars.“
Einer – so will es die Ruhrpott-Folklore – jubelte für die Anderen. Bayern-Macher Uli Hoeneß (70) soll beim 2:1 von Alessandro del Piero (65.) für Juventus Turin aufgesprungen sein. Tja, schriftlich haben wir das auch nicht, aber Ricken sieht das bis heute so: „Ist das ein Gerücht oder ein Fakt? Es gibt jedenfalls Leute, die schwören Stein und Bein, dass es exakt so gewesen ist…“
Keiner fragt, was man arbeitet. Jeder schaut nur auf die Tabelle.
— Willi Entenmann