U21 zieht Lehren aus erster EM-Pleite

von Marcel Breuer | dpa11:31 Uhr | 25.06.2017
Mit einem blauen Auge davongekommen: U21-Trainer Stefan Kuntz weiß, dass sich sein Team gegen England steigern muss. Foto: Jan Woitas
Foto: Jan Woitas

Das «blaue Auge» für seine junge Elf brachte Stefan Kuntz nicht aus der Ruhe. Der deutsche U21-Nationaltrainer ordnete die verdiente 0:1-Niederlage im letzten EM-Gruppenspiel gegen Italien und den herbeigezitterten Halbfinal-Einzug als positives Erlebnis ein.

«Diese Erfahrung mit diesem Ausgang ist unbezahlbar für die Jungs», sagte der 54-Jährige. «Die Spieler müssen sich hier auch im mentalen Bereich beweisen. Das haben wir mit einem kleinen blauen Auge geschafft.» Aber auch Kuntz ist klar: Gegen England im Halbfinale am Dienstag muss sich das Team deutlich steigern.

Gegen die taktisch starken Azzurrini zeigten die Nachwuchs-Fußballer ihrer bislang schwächste Leistung in Polen. Nur dank der zwei vorherigen Siege gegen Tschechien (2:0) und Dänemark (3:0) reichte es für die DFB-Junioren zum Sprung in die K.o.-Runde. «Das war nicht das, was wir spielen wollten», gab DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch nach der Zitterpartie zu. «Wir haben einen anderen Anspruch.» Am Ende profitierte die DFB-Elf auch davon, dass Italien wegen der Niederlage der Tschechen gegen Dänemark ein 1:0-Sieg zum Weiterkommen reichte.

Auch bei den Spielern überwog direkt nach dem Schlusspfiff die Enttäuschung. «Wir haben verloren. Das ist natürlich das, was ein bisschen auf das Gemüt schlägt», sagte Abwehrchef Niklas Stark, dessen ungenaues Zuspiel für Mahmoud Dahoud die Italiener zur Führung durch Federico Bernardeschi nutzen konnten (31. Minute). «Das ist natürlich ein Schock für so eine junge Mannschaft, wenn du dann weißt, wenn du noch einen kriegst, bist du auf einmal raus», sagte Max Meyer zum teilweise gehemmt wirkenden Spiel der DFB-Auswahl.

Kapitän Maximilian Arnold urteilte: «Das war der erste Gradmesser, Italien ist keine Laufkundschaft.» Die Spieler versuchten, das 0:1 gegen den ersten Top-Gegner im Turnier als wichtige Erfahrung und Dämpfer zur rechten Zeit zu sehen. «Wir haben gesehen, dass es nicht reicht, wenn man einen Millimeter nachlässt», sagte Stark.

Eine weitere positive Erkenntnis in der Niederlage: Weil Deutschland nun nur als bester Gruppenzweiter weitergekommen ist, geht das Team zunächst Topfavorit Spanien aus dem Weg und trifft stattdessen auf England. Gegen die Young Lions gewann die Kuntz-Elf im März ein Testspiel mit 1:0. Meyer warnte dennoch: «England ist auch ein ganz harter Brocken. Da sind sehr viele gute Spieler dabei.»

Erst nach und nach machte sich im Team die Freude über den Sprung ins Halbfinale breit. «Das macht mir jetzt keiner schlecht: Das war ein Riesenerfolg für die Truppe», lobte Kuntz. Stark ergänzte: «Wir gehören zu den besten Vier, wir schauen jetzt nach vorne.»

Denn bei aller Freude über den Halbfinal-Einzug wissen auch Kuntz und Co.: Gegen England muss die Mannschaft eine ganz andere Leistung zeigen, um ihren Traum vom ersten EM-Titel seit dem der Goldenen Generation 2009 verwirklichen zu können. «Ich bin überzeugt, dass sie gegen England ein anderes Gesicht zeigen», sagte Hrubesch. «Da wirst du dir das so, wie wir heute gespielt haben, nicht erlauben können.»

(dpa)



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