Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Carsten Ramelow kann den Wirbel nach seinem Interview zu den Corona-Maßnahmen in Deutschland nicht nachvollziehen.
«Überrascht hat mich das schon. Ich stelle mir die Frage, warum ich als Bürger meine Meinung nicht mehr sagen darf», sagte der 46-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Ramelow hatte am Wochenende in einem Interview des Blogs «reitschuster.de» gesagt, er sei sauer über die Corona-Maßnahmen.
«Mir stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht», sagte Ramelow nun zum Umgang mit der Corona-Krise. Die Gesellschaft sei bereits sehr lange «sehr diszipliniert» gewesen. «Ich glaube aber, dass wir jetzt an einen Punkt kommen, wo wir auch Zuversicht brauchen.» Nach dem Interview habe er viele Reaktionen bekommen, diese seien «durchweg positiv» gewesen. Ramelows Aussagen hatten für einigen Wirbel in den sozialen Medien gesorgt, sein früherer Club Bayer Leverkusen hatte sich davon distanziert. «Carsten Ramelow hat seine private Meinung geäußert, das steht ihm zu. Wir als Bayer 04 teilen seine Aussagen nicht», zitierten verschiedene Medien am Sonntag den Bundesligisten.
«Ich verstehe den Zusammenhang überhaupt nicht, denn was hat Bayer 04 mit meiner privaten Meinung zu tun?», sagte Ramelow dazu. Der Vize-Weltmeister von 2002 ergänzte: «Wir leben hier in Deutschland in einer Demokratie und von daher sollte jeder frei seine Meinung äußern dürfen um zu Denkanstößen und Diskussionen anzuregen.» Dies sei seiner Meinung nach «schon lange nicht mehr» möglich. «Das ist enttäuschend und erschreckend zugleich.»
Er sehe sich nicht als Verschwörungstheoretiker oder Querdenker, sagte Ramelow, der nach eigenen Angaben mehrere Veranstaltungen der Querdenker besucht und dabei keine «Störenfriede oder Hetzer» erlebt hat. «Die, die mich kennen, die wissen, dass ich Dinge des Öfteren hinterfrage. Nennen Sie mich Skeptiker, Klardenker.» Er sei «einer, der seinen gesunden Menschenverstand einschaltet und Dinge offen anspricht», sagte der frühere Profi von Bayer Leverkusen.
Der 46-malige Nationalspieler hatte seine Karriere 2008 beendet und ist inzwischen Vizepräsident der Spielergewerkschaft VDV. Die Gewerkschaft hatte zu Beginn der Corona-Pandemie erklärt, dass Maßnahmen zum Gesundheitsschutz höchste Priorität haben sollten. Der Profifußball darf trotz des Corona-Lockdowns mit einem strengen Hygienekonzept seinen Spielbetrieb vor leeren Rängen fortsetzen.
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(dpa)