Fußballgeschichten aus Österreich sind vor allem im Sommer in, wenn große internationale Teams dort im Trainingslager sind. Diese Story gehört dazu. Der 18. Juli 2004. Der schottische Rekordmeister Glasgow Rangers und sein deutscher Kapitän Stefan Klos, ehemals Torhüter beim BVB, begannen ausgerechnet beim steirischen Amateurklub SC Fürstenfeld die denkwürdige Saison 2004/2005. Sie endete in einer der dramatischsten Entscheidungen der schottischen Premiership.
Stefan Klos
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„I will wieder ham, fühl mi do so allan, I brauch ka große Welt, i will ham nach Fürstenfeld“, das ist der Refrain des Hits „Fürstenfeld“ von S. T. S. (steht für Steinbäcker, Timischl, Schiffkowitz, eigentlich Helmut Röhrling, Weltkarriere unter bürgerlichem Namen nicht möglich, d. Red.).
Das steirische Trio hielt mit der Ode an die Austria-Provinz 1984 für 14 Wochen Platz 1 in den österreichischen Single-Charts. In Deutschland erreichte der Titel damals Platz 25.
Warum erzählen wir Ihnen das alles? Weil am 18. Juli 2004 einmal ein Welt-Klub nach Fürstenfeld kam. Es war der schottische Rekordmeister Glasgow Rangers, heute mit 55 Titel (immer noch) Weltrekordhalter in Sachen nationale Meisterschaften.
Die „Gers“ wurden von dem Dortmunder Torhüter Stefan Klos als Kapitän ins Freundschaftsspiel geführt. Der SC Fürstenfeld (heute Landesliga Steiermark / 4. Liga) feierte sein 75-jähriges Vereinsjubiläum.
Klos führte eine absolute Top-Mannschaft auf den Sportplatz von Fürstenfeld (heute Rudolf-Gutmann-Stadion, 2.500 Plätze).
Zwei Tore markierte der Spanier Ignacio „Nacho“ Novo, der mit den Rangers 3-mal schottischer Meister wurde, ein Mal traf auch der Däne Peter Lövenkrands, der später auch beim FC Schalke 04 spielte.
Nur 2 Tage später trafen die Rangers auf einen Gegner von ganz anderem Kaliber: In Kapfenberg (Österreich) schlug man die AS Rom mit 4:1. „Die Rangers cruisen gegen die AS Rom“, schrieb BBC Sport dazu.
Die Saison in der schottischen Premiership sollte alles andere als eine Vergnügungstour für die Mannschaft von Trainer Alex McLeish, u. a. mit Klos, Fernando Ricksen († 2019), Thomas Buffel, Barry Ferguson, Dado Prso oder Paolo Vanoli, werden.
Das Saisonfinale am 22. Mai 2005 ging als der „Helicopter Sunday“ in die schottische Fußballgeschichte ein. Es ist benannt nach dem Hubschrauber, der die Meistertrophäe bringt, der aber an jenem Tag sprichwörtlich mehrfach die Richtung ändern musste.
Die Rangers gingen mit einem Punkt vor dem Erzrivalen Celtic Glasgow in das 38. und letzte Spiel bei Hibernian Edinburgh. „The Bhoys“ von Celtic mussten ebenfalls reisen – und zwar zum FC Motherwell. Nach dem 1:0 (29.) von Chris Sutton schien der Hubschrauber in Richtung Fir Park nach Motherwell zu fliegen.
Tat er aber dann doch nicht. Celtic verlor 1:2, wobei die Tore von Scott McDonald sie in der 88. und 90. Minute wie zwei Hammerschläge trafen.
Die Rangers gewannen an der Easter Road durch ein Tor von „Nacho“ Novo mit 1:0 und da dieses Ergebnis auch den „Hibs“ für Rang 3 (UEFA-Cup-Quali) reichte, spielten sich auf dem Rasen unglaubliche Jubelszenen ab. Die Rangers wurden mit einem Punkt Vorsprung Meister.
Bei Celtic dachte man sich wohl die legendären Worte: „I will wieder ham.“
Rinus Michels fand alles respektlos, was die Deutschen gemacht haben.
— Pierre Littbarski über den ,,Bluff" im EM-Halbfinale 1988 gegen Holland, mit Frank Mill an seiner Stelle in der Startelf...