Gleich acht Stadtderbys finden in der neuen Nord-Ost-Staffel statt. Während es in Leipzig zwischen Lok und RB zum Generationentreffen kommt, streiten sich in Berlin der Berliner AK 07 und die Zweitvertretungen von Hertha BSC sowie Union um die Regionalliga-Vormachtstellung in der Hauptstadt.
Tradition gegen den modernen Fußball heißt es in Leipzig. Der 1. FC Lokomotive (gegründet 1966) kann direkte Vorgänger aus dem Jahre 1845 vorweisen ist seit den 50er Jahren Teil der lokalen Rivalität mit dem nun insolventen FC Sachsen Leipzig. 100.000 Zuschauer kamen zu allerbesten Zeiten ins Stadion, wenn der „kleine“ FC Sachsen gegen den „großen“ 1. FC Lok spielte. Die „Loksche“ kann immerhin drei DDR-Vizemeistertitel (´67, ´86, ´88), ein Halbfinale im UEFA-Pokal (´74) und das Erreichen des Finales im Europapokal der Pokalsieger aufweisen. Der Stadtnachbar wurde 2011 aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst. Das gleiche Schicksal drohte Lok im Jahre 2003 als man, seit 1991 als VfB Leipzig antretend, vor der Insolvenz stand. Faninitiativen ließen 2004 den 1. FC Lokomotive Leipzig wieder auferstehen und innerhalb von nur vier Jahren gelang, auch dank Fusionen mit höherklassigen Klubs, der Aufstieg von der Kreisklasse in die Oberliga. Dort belegte die Mannschaft unter Trainer Willi Kronhardt den sechsten Platz und qualifizierte sich somit für die neue Regionalliga Nord-Ost. Kronhardt selbst trat noch auf der Aufstiegfeier aus persönlichen Gründen von seinem Trainerposten zurück, sein Nachfolger ist der Ex-Bundesligaspieler Marco Rose. Mit ihm soll vorrangig der Klassenerhalt erreicht werden.
Keine finanziellen Probleme hat derweil der neue Konkurrent in der Stadt, RB Leipzig. Bereits 2006 wollte der Energydrink-Hersteller Red Bull in Leipzig einsteigen, ein Engagement beim FC Sachsen Leipzig scheiterte jedoch an rechtlichen Unstimmigkeiten und Fanprotesten. 2009 übernahm der neu gegründete Verein RB Leipzig dann große Teile des SSV Markranstädt und einige Jugendabteilungen von Sachsen Leipzig und nahm am Spielbetrieb der Oberliga teil. Gleich nach der ersten Saison gelang der Aufstieg in die Regionalliga, wo das Team unter Trainer Peter Pacult 2012 Platz drei holte und den angestrebten Aufstieg in die 3. Liga somit knapp verpasste. Zur neuen Saison wurde Ralf Rangnick als Sportdirektor verpflichtet, nur wenig später musste Pacult seinen Hut nehmen und Alexander Zorniger wurde als neuer Übungsleiter vorgestellt. Ebenfalls neu im Team ist Stabhochspringer Tim Lobinger, der die Mannschaft als Athletiktrainer unterstützt. Auf dem Platz dürften dem interessierten Fußballzuschauer Namen wie Tim Sebastian, Juri Judt, Pekka Lagerblom und Thiago Rockenbach ein Begriff sein. Mit diesem Team und dem großen Sponsor im Rücken soll möglichst schnell in der Bundesliga gespielt werden, kurzfristiges Ziel ist also erneut der Aufstieg in die 3. Liga.
In der Bundeshauptstadt misst sich der Berliner AK 07 mit dem Nachwuchs von Hertha BSC und Union Berlin. 2007 gegründet, spielt der Athletik-Klub seit 2010 in der Regionalliga, einen Namen machte sich der Verein 2006 allerdings vor allem mit einer Kooperation mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor. Das Projekt scheiterte doch nur ein Jahr später wieder, was dazu führte, dass der Großteil der Spieler den Verein verließ und der Oberligabetrieb vor allem mit A-Junioren aufrechterhalten wurde. Trotz der beträchtlichen finanziellen Einschnitte gelang 2010 als Drittplatzierter der Aufstieg in die Regionalliga, da sowohl der Torgelower FC Greif, als auch Hansa Rostock II aus wirtschaftlichen Gründen auf die höhere Klasse verzichteten. Wie bei Vertretungen von Profimannschaften üblich, zielen auch Hertha BSC und Union mit ihren zweiten Mannschaften darauf ab, junge Spieler an ein hohes Niveau heranzuführen. Hertha II schwankt seit 1994 zwischen Ober- und Regionalliga, der jüngste Aufstieg in die regionale Liga wurde 2007 gefeiert. Angeführt von erfahrenen Spielern wie Andreas Neuendorf und Pál Dardai, soll sich der Nachwuchs auch in der neuen Regionalliga beweisen. Für die „Union Zwee“ ist es die erste Regionalligasaison überhaupt, zuvor gelang nach dem Gewinn der Berliner Meisterschaft 2010 der Durchmarsch durch die Oberliga.
Interpretieren Sie bitte, wie Sie wollen, aber bitte richtig!
— Egon Coordes