So geht es mit der Nations League weiter - Lob und Fragen

von Marcel Breuer | dpa14:08 Uhr | 10.06.2019

Alle schwärmen. Der niederländische Fußball-Nationaltrainer Ronald Koeman lobte die Nations League als eine «brillante» Idee. Portugals Coach Fernando Santos meinte nach dem erstmaligen Gewinn des neuen Wettbewerbs in Porto, dass die Nations League zu «einem Klassiker» werde.

Selbst der Schweizer Trainer Vladimir Petkovic war trotz des enttäuschenden vierten Platzes voll des Lobes: «Es ist kein Zufall, dass jede Mannschaft hier in Portugal beim Finalturnier dabei sein wollte», sagte der 55-Jährige.

Aber nachdem Portugals Kapitän Cristiano Ronaldo als erster Spieler überhaupt den 71 Zentimeter hohen Silberpokal in die Höhe gestemmt hat, bleiben dennoch Fragen bei Fans. Sicher ist: Als Premieren-Sieger streichen die Portugiesen insgesamt ein Preisgeld von 10,5 Millionen Euro von der Europäischen Fußball-Union UEFA ein. Die Qualifikation für die Europameisterschaft im nächsten Jahr beschert der 1:0 (0:0)-Finalsieg über die Oranje-Auswahl ihnen aber nicht.

Von den 24 Startplätzen für die EM 2020 werden zwar vier über die Nations League vergeben - aber erst in den Playoffs im März 2020. Die Nations League unterteilte sich in die vier Ligen A, B, C und D mit jeweils vier Gruppen in jeder Liga. Am Final Four in Portugal durften nur die vier Gruppensieger der Liga A mit den besten Teams teilnehmen, in den Playoffs spielen dann die vier Gruppensieger jeder Liga um je ein Ticket für die EM.

Aus der Liga A könnten das dann theoretisch wieder Portugal, England, die Schweiz und die Niederlande sein. Da sich alle vier aber wahrscheinlich vorab über die EM-Qualifikation einen Startplatz sichern, würde das jeweils nächstbeste Team in die Playoffs nachrücken. Welche Mannschaften letztlich teilnehmen, steht also erst nach Abschluss der EM-Quali im November fest. Klar ist aber schon jetzt: Es wird mindestens ein krasser Außenseiter dabei sein. Denn Gruppensieger der Liga D sind Kosovo, Georgien, Nordmazedonien und Weißrussland.

Genau das war auch die Intention der UEFA, kleinen Fußball-Nationen eine realistische Chance auf eine EM-Teilnahme zu eröffnen. Abgesehen vom Millionen-Preisgeld und dem Prestige für die Teilnehmer des Finalturniers wie nun in Portugal sollte das den besonderen Reiz der Nations League ausmachen. Tatsächlich freuten sich die Kleinen über die neue Chance und die Großen wie Portugal, England, Schweiz und die Niederlande spielten bei der Endrunde in vollen Stadien und vor begeisterten Fans. «Die Nations League ist ein großartiges Turnier», bilanzierte Bondscoach Koeman.

Wie geht es nun weiter? Die nächste Auflage beginnt im Herbst 2020 nach der Europameisterschaft. Die Frage ist bisher nur: Welchen Anreiz bietet sie den Kleinen? Zwar kann man innerhalb der Ligen auf- und absteigen - als Tabellenletzter seiner Gruppe in der Liga A etwa muss Deutschland künftig in der Liga B antreten. Ob bei der nächsten Nations League aber möglicherweise auch Tickets für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar ergattert werden können, steht noch nicht fest. Nach aktuellen Planungen sollen es zwei Teams über die Nations League in WM-Qualifikations-Playoffs schaffen. Dass große Außenseiter Europa bei der Weltmeisterschaft vertreten, soll damit erschwert werden.

In der Nations League besteht für die Teams in der Liga A die Aussicht, sich für ein attraktives Finalturnier qualifizieren zu können. Und auf ein ordentliches Preisgeld, das bei der nächsten Version sicher nicht geringer ausfallen wird. Stattdessen könnte die UEFA nach der erfolgreichen Premiere beim nächsten Mal etwa ihre TV-Einnahmen steigern - und somit auch mehr an den Sieger ausschütten.

(dpa)



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