Erst den Weltmeister vorgeführt, dann dem Erzrivalen mit dessen eigenen Waffen den Jahresabschluss verdorben.
Montag, 19.11.2018
Die Niederlande haben ihre fußballerische Auferstehung mit dem Last-Minute-Remis von Gelsenkirchen gekrönt und dürfen zur Belohnung im kommenden Sommer am Final Four der Nations League teilnehmen. «Das bringt dem Verband finanziell etwas und wir haben im Juni zwei schöne Spiele», kommentierte Bondscoach Ronald Koeman das glückliche 2:2 (0:2) in Deutschland und den damit verbundenen Gruppensieg im neu geschaffenen Wettbewerb.
Nach dem späten Ausgleichstreffer durch Kapitän Virgil van Dijk ballte Koeman beide Fäuste, ehe er sich mit der Mannschaft von den mitgereisten Oranje-Fans feiern ließ. «Wie oft hat Deutschland in den letzten Sekunden ein Tor gemacht? Anscheinend kann es Holland nun auch», sagte der Europameister von 1988, der innerhalb eines Jahres aus einem nur noch zweitklassigen Team eine Mannschaft mit viel Perspektive geformt hat.
Vier Siege, vier Remis und lediglich zwei Niederlagen lautet die Oranje-Bilanz 2018. «Nächstes Jahr geht die Entwicklung weiter», sagte Koeman. Doch das Zwischenfazit kann sich sehen lassen. «Wir haben gezeigt, dass sehr viel Zukunft in dieser Mannschaft steckt.»
Allerdings offenbarte der Auftritt in der freudlosen Veltins-Arena lange Zeit auch, wie viel Arbeit Koeman noch vor sich hat, ehe sein Team wirklich wieder zu den Topnationen in Europa zählt. «Die erste Halbzeit war ganz schlecht», räumte auch Liverpools van Dijk an. «Da sind wir nur hinterhergerannt, hatten keine gute Zuteilung.»
Auch Frenkie de Jong, der 21 Jahre alte große Hoffnungsträger des niederländischen Fußballs, konnte dem Spiel der Gäste anders als drei Tage zuvor beim beeindruckenden 2:0 gegen Frankreich mehr als eine Stunde lang kaum Impulse geben. Die anderen Youngster wie Matthijs de Ligt hatten lange Zeit ebenfalls einen schweren Stand, das deutsche 2:0 zur Pause war daher nur folgerichtig. «Ich denke nicht, dass sie zu euphorisch waren», sagte Koeman. «Aber vielleicht ist es im Moment noch ein Schritt zu viel, um innerhalb kürzester Zeit gegen zwei solche Gegner top zu sein.»
Doch anders als in der Vergangenheit ergaben sich die Holländer nicht in ihr Schicksal, sondern steigerten sich. Erst gelang Quincy Promes fünf Minuten vor dem Ende der Anschlusstreffer, dann zerstörte van Dijk die deutschen Hoffnungen auf einen Sieg. Von einem «wundersamen Entkommen», schrieb die Tageszeitung «De Telegraaf». «Gegen starke Deutsche war die Widerstandskraft von Holland am Ende ausschlaggebend», analysierte das «AD». Dadurch lebt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Fußball-Holland weiter. «Die Elftal, die die Gunst des Volkes mit Auftritten zum Genießen zurückgewonnen hat, wendete einen Rückschlag in der neuen Liebesbeziehung gerade noch ab», fasste «de Volkskrant» zusammen.
Der Lohn: Im kommenden Sommer spielt Oranje in Portugal um den Titel in der Nations League und ist am 2. Dezember gesetzt, wenn in Dublin die Gruppen für die EM-Qualifikation ausgelost werden. «Davon haben wir nicht zu träumen gewagt», sagte Koeman mit Blick auf seinen Amtsantritt im Februar. Der Weg zur EM 2020 mit Spielen in Amsterdam ist nach dem Verpassen von EM 2016 und WM 2018 nun vorgezeichnet. «Dafür müssen wir uns nun direkt qualifizieren», forderte Koeman, der auf lange Sicht sogar wieder Titel für möglich hält. «Warum nicht?»
(dpa)
Der Manni sagte sich bestimmt: Das Gesicht kommt mir so bekannt vor. Gib ihm den Ball, das ist mein Freund Horst!
— Horst Hrubesch, BVB, der beim Spiel gegen seinen Ex-Klub HSV einen Einwurf direkt vom Hamburger Verteidiger Manfred Kaltz zugeworfen bekam...