Timo Werner hat bei seiner Leipzig-Rückkehr die Fußball-Nationalmannschaft nach einer zähen Corona-Geduldsprobe Richtung Gruppensieg in der Nations League geschossen.
Samstag, 14.11.2020
Nach stundenlangem Warten auf die Spielerlaubnis der Gesundheitsbehörden setzte sich die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw beim Rekordspiel von Torwart Manuel Neuer dank des Tore-Doppelpacks von Werner (33./64. Minute) gegen die Ukraine mit 3:1 (2:1) durch.
Beim ersten gemeinsamen Startelf-Auftritt seit zwei Jahren bewies der junge Turbo-Sturm eindrucksvoll seine Treffsicherheit. Vor Werners Toren hatte Leroy Sané (23. Minute) beim Geisterspiel in der Red Bull Arena den Ausgleich erzielt. Nur Serge Gnabry blieb aus dem Trio diesmal ohne Treffer. Die nach dem Wirrwarr um vier positive Coronatests personell geschwächten Gäste waren durch Roman Jaremtschuk (12.) in Führung gegangen. Glück hatte die DFB-Elf bei gleich drei Pfostentreffern in der zweiten Halbzeit (52./75./81.).
Zum Abschluss des schwierigen Corona-Jahres hat die DFB-Auswahl gegen Spanien beim Showdown in Sevilla am Dienstag nun alle Trümpfe in der Hand. Nach dem Abstiegs-Desaster 2018 kann sie diesmal den Gruppensieg und die Teilnahme am Final Four im Oktober 2021 perfekt machen. Das würde nach viel öffentlicher Kritik auch den von Löw erhofften Schub Richtung EM im Sommer geben. In Spanien gesperrt ist nach seiner zweiten Gelben Karte Innenverteidiger Antonio Rüdiger.
«Gestern war schon ein bisschen Unsicherheit zu spüren, aber Gott sei Dank hat sich bewahrheitet, dass das Spiel stattfinden kann», hatte Löw, der mit schwarzen Handschuhen und weißen Turnschuhen das Spiel verfolgte, kurz vor dem Anpfiff noch im ZDF gesagt. DFB-Direktor Oliver Bierhoff äußerte sich «natürlich froh, dass wir spielen können». Spielfreude demonstrierte die DFB-Elf dann auch - wurde aber vom frühen Gegentor überrascht. Robin Koch und Philipp Max ließen sich überrumpeln, gegen den Schuss von Jaremtschuk war Bayern-Keeper Neuer in seinem 95. Länderspiel chancenlos. Damit holte Neuer den heute 76 Jahre alten Sepp Maier als deutschen Rekordtorwart ein.
Die international noch unerfahrenen Koch und Max durften von Beginn an ran. Beim Freiburger Koch überraschte Löw mit einem taktischen Kniff und stellte den 24-Jährigen, der ihn beim 1:0-Sieg gegen Tschechien überzeugt hatte, als Sechser vor der Vierer-Abwehrkette auf. Max war an den ersten beiden gefährlichen Aktionen beteiligt. Eine Vorlage des Profis von PSV Eindhoven schoss Leon Goretzka drüber (3.), eine Hereingabe klärte Eduard Sobol zur Ecke (6.).
Auf sieben Positionen hatte Löw die Startelf im Vergleich zum Tschechien-Spiel, das ebenfalls in Leipzig stattfand, verändert. Doch gegen die tief stehenden Ukrainer hatten die Deutschen zwischenzeitlich Schwierigkeiten beim Aufbauspiel und dabei, Geschwindigkeit in ihre Offensiv-Aktionen zu bringen.
Die Gäste spielten nach ihrer 1:0-Führung erstaunlich selbstbewusst auf, der Ausgleich durch Sané fiel zu diesem Zeitpunkt überraschend. Goretzka eroberte den Ball gegen Alexander Sintschenko und passte zu seinem Münchner Mitspieler Sané, der mit seiner ersten gelungenen Aktion zum 1:1 traf. Für den 24-Jährigen war es das erste Tor im DFB-Trikot seit Juni 2019 und das erste nach seinem Kreuzbandriss.
Bei Goretzka schien die Vorlage der Blockadelöser gewesen zu sein. Der 25-Jährige war auf der Zehner-Position nun Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels und an fast allen gefährlichen Situationen beteiligt. Mit einer artistischen Einlage mit ausgestrecktem Bein nahm er eine Koch-Flanke an und bediente Werner, der aus kurzer Distanz einköpfen konnte. Nach den leichten Anfangsschwierigkeiten kontrollierte die DFB-Elf nun die Partie - lediglich die Gelbe Karte für Rüdiger trübte die Stimmung ein wenig. Gegen Jaremtschuk leistete sich der Abwehrspieler vom FC Chelsea ein taktisches Foul (29.).
Nach dem Wechsel waren es wieder die Ukrainer, die den ersten Akzent setzten - diesmal jedoch ohne Folgen. Einen Schuss von Sintschenko fälschte Niklas Süle ab, für den wohl geschlagenen Neuer rettete der Pfosten (52.). Und erneut zeigte das Löw-Team eine Reaktion.
Sané wurde abgedrängt (57.), bei einem geblockten Schuss von Werner forderten die Gastgeber vergebens einen Handelfmeter (58.). Gnabry hatte gleich zweimal Pech im Abschluss (60./61.), ehe Werner nach feiner Vorarbeit von Gündogan und Matthias Ginter zum 3:1 traf. Glück hatten Neuer & Co., dass Marlos (75.) und Junior Moraes (82.) nur den Pfosten trafen.
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(dpa)
Er ist noch kein neuer Pelé. Aber er ist der einzige, der ein neuer Pelé werden kann.
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