Ideenlos und anfällig: DFB-Team auch in Ungarn nur 1:1

von Jean-Pascal Ostermeier | sid22:42 Uhr | 11.06.2022
Ideenlos und anfällig: DFB-Team auch in Ungarn nur 1:1
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Fahrig, fehlerhaft, verwundbar: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat auch gegen den vermeintlich leichtesten Gruppengegner in der Nations League Schwächen im WM-Jahr offenbart. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick kam in Budapest gegen Ungarn im vierten Länderspiel in Folge nur zu einem 1:1 (1:1) und offenbarte einen deutlichen Leistungsabfall gegenüber dem Remis gegen Vize-Europameister England vier Tage zuvor.

Jonas Hofmann (9.) rettete mit seinem Tor zumindest die Bilanz von Flick, der auch in seinem zwölften Länderspiel als DFB-Verantwortlicher ungeschlagen blieb. Zsolt Nagy (6.) hatte defensiv gut organisierte Ungarn in Führung gebracht. Mit Blick auf die WM-Endrunde in Katar (21. November bis 18. Dezember) hat Flick nach der schwächsten Leistung unter seiner Regie noch viel Arbeit vor sich: Nach vorne ging wenig, defensiv präsentierte sich die seine Auswahl alles andere als sattelfest.

Im Vergleich zum 1:1 gegen die Three Lions am Dienstag veränderte der 57-Jährige seine Startelf auf vier Positionen. Leon Goretzka, der im Vorjahr im EM-Gruppenspiel in München zum 2:2-Endstand getroffen und danach mit seinen Händen vor dem "schwarzen Block" der Ungarn ein Herz geformt hatte, rückte ebenso in die Anfangsformation wie Thilo Kehrer, Niklas Süle und Timo Werner.

Für das Quartett weichen mussten Ilkay Gündogan, Lukas Klostermann, Thomas Müller (alle Bank) und der geschonte Antonio Rüdiger. Im Abwehrzentrum liefen die künftigen Dortmunder Nico Schlotterbeck und Niklas Süle erstmals gemeinsam auf. Bei Ballbesitz bildeten sie mit PSG-Profi Kehrer eine Dreierkette, Linksverteidiger David Raum rückte dann weit auf.

Die deutsche Mannschaft wurde beim Aufwärmen von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet - beim Abspielen der Nationalhymne blieben Unmutsäußerungen von den vollen Rängen in der Puskas Arena allerdings aus.

Ein simpler langer Pass von Ungarns Abwehrchef Willi Orban (RB Leipzig) leitete die frühe Führung der Gastgeber ein. In der deutschen Abwehr fehlte die Zuordnung, Manuel Neuer konnte den Kopfball des Freiburgers Roland Sallai noch abwehren, beim Nachschuss von Nagy aus wenigen Metern war der Kapitän machtlos.

Die deutsche Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Schlotterbeck fand mit einem traumhaften 50-Meter-Pass den Gladbacher Hofmann, der den Ball perfekt kontrollierte und zu seinem vierten Tor im 13. Länderspiel einschob.

Danach verflachte die Partie schlagartig. Deutschland versuchte das Spiel zu machen, doch kaum einmal wurden Lücken gefunden. Der Aufbau über das Zentrum wirkte behäbig. Ungarn machte es dem viermaligen Weltmeister durch gute Organisation wie erwartet schwer - und konterte seinerseits gefährlich.

Nach einem Fehlpass von Süle musste Schlotterbeck seinen Noch-Vereinskollegen Sallai mit einem Foul stoppen. Schlotterbeck sah Gelb (36.) und fehlt damit im letzten Spiel vor der Sommerpause gegen Italien am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mönchengladbach.

Der defensiv nicht immer sattelfeste Hoffenheimer Raum sorgte in der 40. Minute per Schlenzer mit dem schwächeren rechten Fuß zumindest nochmal für ein offensives Lebenszeichen, drei Minuten später verzog der kaum angebundene Mittelstürmer Timo Werner. Die klareren Chancen hatte Ungarn, in der 44. Minute rettete Neuer exzellent mit dem Fuß gegen Attila Fiola.

Auch nach dem Seitenwechsel blieb das deutsche Spiel farblos. Flick wurde dagegen in seiner Coaching Zone immer unruhiger und gab viele Kommandos. Mitte der zweiten Hälfte kam Gündogan für den wirkungslosen Goretzka. Bis zur nächsten nennenswerten Offensivszene dauerte es bis zur 72. Minute: Kai Havertz spielte den auffälligen Hofmann frei, dessen Querpass zu Werner nicht ankam. In der Schlussphase kam Müller für den glücklosen Chelsea-Stürmer. Neuer reagierte bei einem Fernschuss von Daniel Gazdag (81.) glänzend.

(sid)



Mit 70 kann doch einer seine Sache noch gerne machen, wenn er keine Anzeichen von Verkalkung hat.

— Hans Meyer