Dem mäßigen Nations-League-Start in Italien soll ein Sieg im Klassiker gegen England folgen. Dafür plant Hansi Flick Veränderungen, der Bayern-Block bröckelt.
Dienstag, 07.06.2022
München/Herzogenaurach (SID) Rasant fuhr Hansi Flick auf seinem blauen E-Bike den kurzen Hang zum Trainingsplatz hinunter, doch ein plötzlich vor ihm auftauchender Betreuer zwang den Bundestrainer zu einer Vollbremsung. Beim nächsten WM-Härtetest gegen England wollen Flick und die Nationalmannschaft aber ohne Störung voll durchstarten: Für den ersehnten Sieg gegen eine große Fußball-Nation könnte Flick sogar den auch in Italien schwächelnden Bayern-Block sprengen.
"Wir schauen da genau hin. Es wird der ein oder andere Wechsel stattfinden", sagte Flick vor dem Klassiker in München am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF). Das ewige Rätsel Leroy Sane und Leon Goretzka könnten ausgerechnet in der heimischen Arena ihre Plätze an Ilkay Gündogan und Kai Havertz verlieren. Zudem drängen nach dem dürftigen Nations-League-Auftakt in Bologna (1:1) die Außenverteidiger Jonas Hofmann und David Raum in die Startelf.
Zu tief ließ sich der in zehn Länderspielen immer noch ungeschlagene Flick (acht Siege) nach dem intensiven Abschlusstraining im Adi-Dassler-Stadion in Herzogenaurach nicht in die Karten blicken.
Für den 57-Jährigen ist weniger das Personal als die Einstellung und Umsetzung seiner taktischen Vorgaben entscheidend. "Wir wollen unser Spiel durchsetzen", sagte Flick. Sein Team habe "die Körner aufgefüllt" und sei "bereit" für den "schweren Brocken" England mit "Weltklassestürmer" Harry Kane.
Neben der Arbeit auf dem Platz stand für Flick nach der nächtlichen Rückkehr aus Bologna am Sonntag die Analyse im Vordergrund. Gründe zum Grübeln gab es genug. Die Offensive? Zu harmlos! Einige Leistungsträger? Nicht in Form! Spielkontrolle über eine längere Phase? Fehlanzeige! Daher lautete seine unmissverständliche Forderung für die EM-Revanche: Bereitschaft, Aktivität, Intensität.
Doch das wird kein Selbstläufer, auch wenn die Three Lions bei ihrer Niederlage in Ungarn (0:1) einen überraschenden Fehlstart in die Nationenliga hingelegt haben. "Das ist ein extrem starker Gegner, gespickt mit hoher individueller Qualität", betonte England-Legionär Ilkay Gündogan. Der EM-Zweite könnte "gefühlt drei Nationalmannschaften aufstellen".
Doch schon ein einziges Team ist für die DFB-Auswahl ein knappes halbes Jahr vor der WM in Katar (21. November bis 18. Dezember) eine große Herausforderung. Gerade in der Offensive stockte es in Italien gewaltig.
Das Toreschießen fiel in den Zuständigkeitsbereich von Timo Werner, Serge Gnabry, Thomas Müller und Sane. Das Quartett brachte eine einzige Großchance zustande. Besonders Sane enttäuschte und war zu keinem Zeitpunkt der "Unterschiedsspieler", der er laut Flick sein könnte.
Dennoch versprühte der Bundestrainer Optimismus, auch wenn der stets bemühte Werner im Sturmzentrum nicht zum Abschluss kam. "Mir ist da überhaupt nicht bange, wir werden auch wieder Tore machen", sagte Flick und fügte mit Nachdruck an: "Mehr Tore!"
Gegen England ist aber auch viel Stabilität in der Rückwärtsbewegung gefragt. Dafür könnte Gündogan in der Zentrale neben Joshua Kimmich sorgen. "Er ist ein beruhigendes Element und gibt eine gewisse Sicherheit", lobte Flick den Mittelfeldspieler vom englischen Meister Manchester City. Nach der Einwechslung in Italien habe er an der Seite von Kimmich dem deutschen Spiel "gut getan".
Marco Reus ist nach seinem überstandenen Infekt noch keine Option für den Kader. Neben dem BVB-Kapitän muss Flick noch zwei weitere Spieler aus seinem 26er-Aufgebot für Teil zwei des Länderspiel-Viererpacks streichen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hofft in München auf ein "nahezu" ausverkauftes Haus, am Montag waren nur noch Restkarten verfügbar. "Wir müssen mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, dazu beitragen, dass der Funke überspringt", forderte Flick - Vollgas statt Vollbremsung. - Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung: Neuer - Hofmann, Süle, Rüdiger, Raum - Kimmich, Gündogan - Gnabry, Müller, Havertz - Werner. - Trainer: Flick.
SID om mm rd
Den Schumacher muss man weg kaufen, sonst kriegt man in Köln keinen rein.
— Bayerns Meistercoach Udo Lattek über Toni Schumacher, 1. FC Köln, der gegen die Münchner beim 2:0-Sieg ohne Gegentor blieb.