Deutschland gegen Kolumbien 0:2 (0:0) am späten Dienstagabend auf Schalke – eine erneute Enttäuschung für die DFB-Elf, ein Offenbarungseid. Ein Jahr vor der Heim-Europameisterschaft schreibt die Nationalmannschaft Zahlen des Grauens.
Deutschland
•Fifa-Weltrangliste: 11•Stand:
Mittelfeldspieler Leon Goretzka sprach nach der Partie in Gelsenkirchen bei RTL von einer „dramatischen Situation“ rund ums Nationalteam – und das war noch milde ausgedrückt.
Bei Nationalmannschafts-Insidern herrscht nicht erst seit Mittwoch Entsetzen. „Die Liebe der deutschen Fans ist längst erkaltet“, schrieb der geschätzte Kollege Christian Falk in einem Kommentar zum Polen-Spiel (0:1) in BILD am SONNTAG. „Es herrscht eine Nationalmannschafts-Müdigkeit“, befand Kicker-Nationalelf-Reporter Sebastian Wolff am Montag, „das ist ein Jahr vor dem EM-Auftakt ein Alarmsignal.“ Noch kompromissloser kommentierte Oliver Hartmann bei Kicker.de am Mittwoch nach dem Kolumbien-Spiel: „Die Nationalelf verliert jede Orientierung – Flicks kompromissloser Kurs ins Verderben.“
Richtig. Aber wo soll man anfangen? Wer die Spiele anderer Nationen, wie Frankreich gegen Griechenland (1:0) in Paris, Englands 7:0-Gala gegen Nord-Mazedonien in Manchester oder das 2:0 für Österreich gegen Schweden in den EM-Qualifikationsgruppen gesehen hat, stellt fest, dass es auch um Stimmung, Identifikation, Leidenschaft und Mentalität geht. Auf dem Platz und auf den Rängen. Das aber nur nebenbei.
Bleiben wir bei den harten Zahlen und die sehen ein Jahr vor der EURO im eigenen Land so schlecht aus wie zuletzt vor 38 Jahren.
1985 war kein gutes Länderspiel-Jahr. Unter dem neuen Teamchef Franz Anton Beckenbauer (77 / „Franz, du musst das jetzt machen“, Alfred Draxler) suchte Deutschland nach einer neuen Mannschaftsstruktur.
Es fing schwach an: 0:1 gegen Ungarn am 29. Januar 1985 in Hamburg. Am 16. Oktober gab es in Stuttgart gegen Portugal (0:1) die historisch erste Niederlage einer deutschen Mannschaft in einem WM-Qualifikationsspiel. Beckenbauer – ähnlich wie Flick 2023 – „experimentierte“ damals mit Spielern wie Karl Allgöwer, Heinz Gründel oder Norbert Meier.
Die 0:1-Niederlage gegen Polen in Warschau brachte die Probleme der deutschen Mannschaft auf den Punkt.
Es ist nicht wie bei einer Mathearbeit, sondern wie bei einem Deutschaufsatz.
— Schalkes Coach Domenico Tedesco zum großen Ermessensspielraum beim Einsatz des Videobeweises