Zufrieden ohne Fußball-Job: Andreas Brehme wird 60

von Marcel Breuer | dpa08:33 Uhr | 09.11.2020
Zufrieden mit seinem Leben: Der ehemalige Nationalspieler Andreas Brehme wird 60. Foto: picture alliance / dpa
Foto: Sven Hoppe

Nein, es zieht Andreas Brehme nicht zurück ins Fußballgeschäft. Mehrfach betont der Weltmeister von 1990, wie zufrieden er mit seinem aktuellen Leben ist.

Morgens steht Brehme oft sehr früh auf, «so halb sieben, sieben», dann macht er eine Fahrradtour. Außerdem sei er an einer Firma beteiligt. Und wenn Brehme nicht in München ist, dann lebt er «bestimmt fünf, sechs Monate» im Jahr in Bardolino am Gardasee. «Jede freie Minute, die ich Zeit habe, bin ich weg über den Brenner», erzählt er. Er hätte dort auch gerne seinen 60. Geburtstag verbracht. Aber dann kam Corona und nun plant Brehme: «Überhaupt nix.»

Wer sich mit Andreas Brehme unterhält, kommt zwangsläufig auf den 8. Juli 1990 im Olympiastadion in Rom zu sprechen - und wie ein einziger Schuss ein Leben prägen kann. Das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien ist fast vorbei, als die DFB-Auswahl einen Foulelfmeter zugesprochen bekommt. Weil Lothar Matthäus sich in seinen neuen Schuhen nicht wohlfühlt, tritt Brehme an. «Tja, an diesem einen Schuss, meine Damen und Herren, kann der Weltmeistertitel für die deutsche Mannschaft hängen», sagt der TV-Kommentator Gerd Rubenbauer. Die Zuschauer bangen und pfeifen, Brehme schaut nur auf den Ball. «Er kann mit links und kann mit rechts», sagt Rubenbauer.

Im argentinischen Tor steht Sergio Goycochea, «ein Elfmeterkiller», wie Co-Kommentator Karl-Heinz Rummenigge weiß, zuvor hatte der Keeper tatsächlich schon mehrere Elfmeter bei dieser WM pariert. Aber nicht den von Brehme. Der damals 29-Jährige schießt mit rechts flach ins linke Eck, keine Chance für Goycochea. «Goycochea wusste alles! Nur halten konnte er ihn nicht», jubelt Rubenbauer. Wenige Minuten später ist Deutschland Weltmeister. Und das Leben von Andreas Brehme verändert sich.

«Das war nicht nur ein Segen, das war viel mehr», erzählt er. «Ich wurde überall darauf angesprochen, habe etliche Anfragen bekommen - das war schon gigantisch. Und es ist noch immer so.» Brehme wird in Fernsehsendungen und auf etliche Veranstaltungen eingeladen, und fast immer stellen die Menschen ihm die gleiche Frage: Wie war das denn so, den entscheidenden Elfmeter zu schießen? «Wenn man da steht, wird das Tor immer kleiner, und der Torwart, der wird immer größer», sagt er. «Man muss davon überzeugt sein, sonst wäre ich nicht zum Elfmeter hingegangen.»

Noch heute wird Brehme darauf angesprochen. Aber es stört ihn nicht. Er freut sich darüber, welchen Einfluss ein Tor haben kann. Er befindet sich damals schon im besten Fußballalter, spielt noch zwei Jahre für Inter Mailand und lässt seine Karriere anschließend bei Real Saragossa und dem 1. FC Kaiserslautern ausklingen. Anders als bei Mario Götze, dem WM-Siegtorschützen von 2014, gerät Brehmes sportliche Laufbahn nach dem Finale nicht ins Stocken.

«Er war damals noch ein junger Kerl», sagt Brehme über den im Endspiel 22-jährigen Götze, der mittlerweile für die PSV Eindhoven spielt. Bei Brehme ist es eher die Karriere nach der Karriere, die deutlich weniger spektakulär verläuft. Nach Trainerjobs in Kaiserslautern, Unterhaching und Stuttgart ist es ruhig um ihn geworden. Aber das stört ihn nicht, denn er genießt sein aktuelles Leben, wie er sagt. Auf die Trainerbank zieht es ihn sowieso nicht zurück: «Nein, überhaupt nicht.»

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(dpa)



Wir sind eine von den Mannschaften, die nichts besonderes bringen.

— Dietrich Weise, Trainer von Eintracht Frankfurt, am Ende der Saison 1985/86.