Ein bisschen Königsklassen-Glanz aus Lissabon fällt auch auf Joachim Löw herab. Trotz des freiwilligen Verzichts auf vier Münchner Champions-League-Helden um Final-Gigant Manuel Neuer kann der Bundestrainer beim Neustart der Nationalmannschaft nach mehr als neun Monaten in Niklas Süle zumindest einen Münchner Triplesieger begrüßen.
Robin Gosens
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Die Rückkehr des Bayern-Verteidigers nach langer Kreuzbandverletzung ist aber nicht die einzige wichtige Abwehrpersonalie für Löw in den Spielen der Nations League am 3. September in Stuttgart gegen Spanien und drei Tage später in Basel gegen die Schweiz.
Da auch Chelseas Antonio Rüdiger nach dem Ende der Corona-Zwangspause wieder zur Verfügung steht, kann der Bundestrainer bei seiner virtuellen Kader-Nominierung am 25. August (16.00 Uhr) erstmals seit dem 3:2 in Holland im März 2019 wieder auf die Kombination bauen, die er nach der Demission von Mats Hummels und Jérôme Boateng eigentlich zu seiner neuen 1-A-Innenverteidigung auserkoren hatte. «Wir befinden uns mitten in der Entwicklung einer neuen Mannschaft, das ist ein spannender Prozess», sagte Löw zu seinen Personalplanungen.
Mit dem Verzicht auf Kapitän Neuer sowie dessen Münchner Kollegen Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry sowie die Leipziger Königsklassen-Halbfinalisten Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg hat sich Löw sein Personalkorsett diesmal selbst eng geschnürt. «Ich habe diese Entscheidung aus meiner Verantwortung den Spielern gegenüber getroffen. Das steht für mich an oberster Stelle», betonte Löw. «Ich bin sehr froh, dass er das so gemacht hat», sagte Bayern-Trainer Hansi Flick. «So kenne ich ihn. Er denkt da weniger an das Ergebnis als an die Spieler», sagte er über seinen Ex-Chef.
Seinen Erneuerungskurs macht Löw aber ohnehin weiter zur Maxime. «Vielleicht öffnet sich durch eine solche Chance für den einen oder anderen ja auch mal eine Tür», sagte Löw. «Wir werden bei den Länderspielen den Spielern, die dabei sein werden, unsere volle Aufmerksamkeit schenken», erklärte der 60-Jährige.
Einer dieser neuen Spieler dürfte nun mit knapp einem halben Jahr Verspätung Robin Gosens sein. Den hoch geschätzten Außenbahnspieler von Atalanta Bergamo hatte Löw schon für die letztlich abgesagten EM-Tests im März in Spanien und gegen Italien holen wollen - doch Corona verhinderte das Debüt. «Wir behalten ihn im Auge, sobald der Ball wieder rollt», hatte Löw über den 26-Jährigen gesagt.
Im Neu-Münchner Leroy Sané hat Löw einen weiteren Rückkehrer nach langwieriger Kreuzbandverletzung wieder im Kader. Auch Kai Havertz kehrt - noch als Leverkusener - nach seiner November-Auszeit zurück. Viele Neulinge wird Löw also trotz des Sonderurlaubs für das Bayern-Quartett und das Leipzig-Duo gar nicht holen müssen. Und die Dauerdiskussion um eine mögliche Rückkehr von Thomas Müller hielt er sich mit der Freizeit für alle viel beanspruchten Champions-League-Sieger auch vom Leib.
«Wir hatten ohnehin gesagt, dass wir nach der WM 2018 grundsätzlich Räume für junge Spieler schaffen wollten, damit diese sich entwickeln können. Daran halten wir fest, davon sind wir überzeugt und werfen eine solche Planung auch nicht von heute auf morgen über Bord. Wir haben den jungen Spielern unser Vertrauen geschenkt, sie können sich auf uns verlassen», sagte der Bundestrainer.
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(dpa)
Ein schlechter Spieler bleibt schlecht, da hilft keine Tablette.
— Otto Rehhagel über Doping