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Nationaltrainer in der Türkei – So starteten die Vorgänger von Stefan Kuntz

von Carsten Germann12:52 Uhr | 08.10.2021
Foto: Imago

Stefan Kuntz (58) ist der sechste Nationaltrainer der Türkei seit 2010. Am Freitagabend tritt der Europameister von 1996 als Cheftrainer eines Nationalverbandes an – in Istanbul geht es im Verfolgerduell in Gruppe G gegen Norwegen. Wie seine Vorgänger steht Kuntz unter enormem Druck.

Türkei

Fifa-Weltrangliste: 26Stand:

Für Stefan Kuntz geht es als Trainer der Türkei direkt zur Sache. Das Heimspiel gegen Norwegen muss man bei zwei Punkten Rückstand und noch vier verbleibenden WM-Qualifikationsspielen unbedingt gewinnen. Ein Sieg gegen die Skandinavier könnte Auftrieb geben, denn Lettland (Montag), Gibraltar und Montenegro (November) sind aus türkischer Sicht machbare Aufgaben. Die Türkei wartet seit 2002 auf eine WM-Teilnahme. Die letzten Turniere bei der EURO 2016 und 2021 endeten in der Vorrunde und damit mit einer Enttäuschung.

Mit „Erfahrung und Unbekümmertheit“, wie Kuntz am Donnerstag in der Pressekonferenz zum Spiel sagte, will der zweimalige U21-Europameistercoach (2017 und 2019) das türkische Nationalteam wieder zum Erfolg führen.

Auch Russland wollte Kuntz angeblich als Nationaltrainer

Nachdem der Europameister von 1996 mit der deutschen U21 bei der EM-Finalrunde im Juni triumphiert hatte, galt Kuntz auch als Nachfolgekandidat für das Amt des Bundestrainers. „Oliver Bierhoff“, so berichtete das Kicker-Sportmagazin, „sagte ihm diesbezüglich auch ein Sondierungsgespräch zu. Dass das nie stattfand, verärgerte Kuntz.“ Nach Kicker-Informationen (Ausgabe vom 16. September 2021) sprach Kuntz auch mit dem russischen Fußballverband über eine Zusammenarbeit. „Eine Einigung blieb aber aus“, so das Fachblatt.

Kuntz, 1995/96 selbst Profi in der Türkei bei Besiktas Istanbul (elf Tore in 34 Spielen) wurde Mitte September plötzlich als Nationalcoach am Bosporus gehandelt – und übernahm das Amt dann am 19. September 2021.

Türkische Nationaltrainer: Der lange Schatten des „Imperators“

Er tritt kein leichtes Erbe an. Sein Vorgänger Senol Günes, nach der erfolglosen EM zurückgetreten, hatte seit Beginn seiner zweiten Amtszeit in 32 Länderspielen einen Punkteschnitt von 1,72 Zählern vorgelegt. Besser als der Coach, der die Türkei bei der WM 2002 in Asien betreut hatte, war nur der legendäre Fatih Terim. „Der Imperator“, wie der temperamentvolle Coach in der Türkei genannt wird, holte ab August 2013 und bis 2017 aus 43 Länderspielen im Schnitt 2,0 Punkte. Bei der EURO 2016 konnte die Türkei dennoch nicht glänzen.

Kein Kuntz-Vorgänger konnte die Türkei zur WM bringen

Absolut glücklos als türkischer Nationaltrainer: Der Rumäne Mircea Lucescu (76). Der jetzt für Bayern Münchens Champions-League-Gruppengegner tätige Trainerfuchs holte nur 1,06 Punkte im Schnitt. Lucescu saß aber auch nur 17 Spiele lang auf dem Schleudersessel des türkischen Verbandes. Von den fünf letzten türkischen Nationaltrainern vor Stefan Kuntz absolvierte nur der niederländische Weltenbummler Guus Hiddink weniger Spiele (16). Er kam aber ab August 2010 dennoch auf einen Punkteschnitt von 1,56. Ein Wert, den sein Nachfolger Abdullah Avci ab November 2011 nicht einmal ansatzweise erreichte. 1,22 Zähler aus 18 Spielen.  

Avci startete im Februar 2012 mit einer 1:2-Niederlage gegen die Slowakei. Ebenso wie Lucescu: 0:2 in der Ukraine. Auch Hiddinks Einstand missglückte 2010: 1:2 gegen die USA in Philadelphia. Terim, bei Galatasaray Istanbul mit dem UEFA-Cup-Sieg 2000 für den größten Erfolg einer türkischen Vereinsmannschaft verantwortlich, kehrte 2013 mit einem 5:0-Sieg gegen Andorra zurück. Senol Günes, der die Türkei schon zwischen 2000 und 2004 gecoacht hatte, schaffte beim Comeback ebenfalls einen Sieg: 2:0 in Albanien im März 2019. 



Der Fußballgott hat da natürlich einen Anspruch auf die Position.

— Gladbachs Trainer Marco Rose stellt Tony Jantschke einen Einsatz in Aussicht.