DFB-Team

Löw sieht Kuntz und Sorg als Nachfolge-Kandidaten

von Marcel Breuer | dpa15:43 Uhr | 01.07.2019
Bundestrainer Joachim Löw (l) spricht vor dem Finale mit U21-Bundestrainer Stefan Kuntz. Foto: Cezaro De Luca
Foto: Cezaro De Luca

Plötzlich spricht Joachim Löw selbst erstmals konkreter über einen möglichen Nachfolger als Bundestrainer - und Stefan Kuntz ist einer von zwei Kandidaten.

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Die erste Dienstreise nach seiner krankheitsbedingten Pause führte Löw zum EM-Finale der deutschen U21-Mannschaft nach Italien, wo er mit Trainer Kuntz plauderte und den 56-Jährigen gleich für Höheres empfahl. Eine verbandsinterne Lösung sei für die Zeit nach seiner Bundestrainer-Epoche eine nahe liegende Option, machte der DFB-Chefcoach deutlich. «Wir haben zwei Trainer beim DFB, die absolut die Fähigkeiten haben, Bundestrainer zu werden: Stefan Kuntz und Marcus Sorg», sagte Löw der «Bild».

«Beide haben sehr viel Empathie, das ist heute wichtig bei den jungen Spielern, dass man Zugang zu ihnen bekommt und sie auf einer persönlichen Schiene erreicht. Das können beide sehr gut», ergänzte der Bundestrainer. Kuntz zeige «trotz aller Konzentration und Disziplin immer auch ein bisschen Leichtigkeit, ein bisschen Fröhlichkeit». Löws Vertrag läuft noch bis nach der WM 2022, der von Kuntz bis nach Olympia 2020.

Emotionalität, Nähe zu den Spielern - das sind ganz klar Stärken von Kuntz, den man während des Turniers oft lachend und scherzend Arm in Arm mit seinen U21-Jungs sah. Seine Art kommt an bei den Spielern. Im Halbfinale gegen Rumänien riss er das Spiel nach einem 1:2-Rückstand zur Halbzeit mit einer emotionalen Ansprache herum. «Er hat uns ein bisschen an der Ehre gepackt», verriet Torhüter Alexander Nübel.

Bei seinem Amtsantritt 2016 war dem stets gut gelaunten Kuntz eine Welle von Skepsis entgegen geschlagen - inzwischen wird er mit Lob überhäuft. «Stefan hat mit seinem Team Unglaubliches geleistet», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff über den Europameister von 1996, der die U21 zum zweiten Mal in Serie in ein Finale führte und damit endgültig bewies, dass der Titel von 2017 kein Zufallsprodukt war.

Alle Versuche, den früheren Top-Stürmer in den EM-Tagen zu einer Aussage über seine Zukunft zu bewegen, scheiterten. Aus Respekt gegenüber Löw wolle er sich nicht an den Spekulationen beteiligen, betonte Kuntz: «Wir haben einen ausgezeichneten Bundestrainer.»

Doch nun ist es Löw selbst, der die Debatte befeuert. Kuntz habe «selbstverständlich, absolut» das Zeug, sein Nachfolger zu werden, erklärte der 59-Jährige: «Stefan hat in den Jahren, in denen er jetzt beim DFB ist, hervorragende Arbeit geleistet.» Das treffe auch auf seinen Co-Trainer Sorg zu: «Der hat mich zuletzt vertreten, ist auch schon lange beim DFB, auch er hat eine hohe Fachkompetenz.»

Nach einem Sportunfall fehlte der 59 Jahre alte Löw bei den jüngsten zwei EM-Qualifikationsspielen der Nationalmannschaft. Sorg führte das DFB-Team zu einem ungefährdeten 2:0 in Weißrussland und einem 8:0-Torefestival gegen Estland. Löw hat sich über sein Fehlen riesig geärgert, heißt es aus seinem Umfeld: Denn nach dem blamablen Jahr 2018 ist der Bundestrainer heiß darauf, den mit Verzögerung angeschobenen Umbruch im Nationalteam weiter voranzutreiben.

«Es geht mir wieder gut, es ist wieder alles ausgeheilt», versicherte Löw in Italien. In der nächsten Zeit wird der Bundestrainer sein Regenerationsprogramm fortsetzen, um fit in die EM-Saison 2019/20 zu starten. Bierhoff macht sich in Sachen Löw-Nachfolge «über den Ernstfall» aktuell keine Sorgen.

«Ob ich Stefan Kuntz den Job des Bundestrainers zutraue – diese Frage werde ich beantworten, wenn sie sich stellt», sagte der DFB-Direktor. Löw war nach der WM 2006 als Ex-Assistent von Jürgen Klinsmann zum Bundestrainer befördert worden, nachdem sein Chef diese Variante angeschoben hatte. Seitdem wurde sein Vertrag mehrmals verlängert, zuletzt noch vor WM 2018 bis 2022.

Zunächst soll die Zukunft von Kuntz geklärt werden - dafür kündigte Bierhoff ein ausgeruhtes Gespräch nach dem Urlaub des U21-Trainers an. Der Ex-Nationalspieler nahm nach dem EM-Finale erst einmal emotional Abschied von seinen Schützlingen. «Insgesamt hänge ich schon an den Jungs», sagte er. Nach der langen Vorbereitung und dem Turnier sei er nun «durch» gab Kuntz zu. «Ich brauche jetzt auch ein bisschen Erholung mit Familie und Freunden, die ich mal besuchen will», kündigte Kuntz an. «Zeit für alles, was ein bisschen zu kurz gekommen ist. Freunde, Motorrad fahren, in die Sonne fahren.»

(dpa)



Der ist wie ein Kampfhund, 80 Kilo pure Muskeln, wenn der abgeht, ist er nicht mehr zu halten.

— Joachim Topp, MSV Duisburg, über seinen Mitspieler Bachirou Salou