Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 2:0 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Montagabend in Belfast gegen Gastgeber Nordirland.
Wie fällt Ihr Fazit nach den 90 leidenschaftlichen Minuten hier im Windsor Park aus?
Joachim Löw: Es waren sehr intensive, sehr schwierige 90 Minuten, weil die Nordiren zumindest in der ersten Halbzeit sehr mutig gespielt haben und sehr offensiv eingestellt waren. Wir mussten in der Halbzeit das eine oder andere korrigieren, weil unsere Raumaufteilung nicht gut war. Ich habe gesagt, es steht 0:0, ruhig bleiben, Coolness zeigen. Dann war es besser. Wir haben nach dem 1:0 einige wirklich sehr gute Angriffe gehabt. Aber wir mussten einige Schwierigkeiten überwinden in diesem Spiel. Am Ende zählen drei Punkte in der Quali, das haben wir erreicht. Von daher können wir zufrieden sein.
Sie haben eine sehr junge Mannschaft. Würden Sie sich da wünschen, dass ein Marco Reus vorangeht. Wie haben Sie ihn gesehen?
Löw: Wir haben mit Marco, Manuel Neuer, Toni Kroos und auch Jo Kimmich einige Spieler, die schon ein paar Jahre dabei sind. Klar, die müssen Führungsaufgaben übernehmen, um mit Körpersprache und Präsenz auf dem Platz anderen zu zeigen, okay, ich bin bereit. Marco kam heute vielleicht nicht ganz so zur Geltung. Aber Marco ist ein überragender Fußballer. Wenn er fit ist, ist er für die Mannschaft extrem wichtig.
Was nehmen Sie aus der Woche mit der Niederlage gegen die Niederlande und dem Sieg hier mit?
Löw: Es sind unterschiedliche Spiele gewesen. Man hat in manchen Phasen gesehen, dass die Mannschaft so noch nicht zusammengespielt hat. Kontinuität und Eingespieltsein sind wichtig für die Zukunft. So einfach, wie das manche denken, so einfach geht es halt auch nicht. Wir haben im Vergleich zum Spiel im März in Amsterdam sechs oder sieben Spieler nicht dabei gehabt. Es hilft, wenn man Widerstände überwinden kann und Spiele, wo einem der Gegner das Leben schwer macht, gewinnt. Einspielen ist bei einer jungen Mannschaft schon die Priorität. Wir müssen mal etwas probieren, aber überwiegend müssen wir uns einspielen. Wir müssen in allen Mannschaftsteilen die Automatismen schärfen. Das wird die Aufgabe der nächsten Monate sein.
Wie weit ist der Weg zurück an die Weltspitze? Und ist das bis zur EM im kommenden Sommer zu schaffen?
Löw: Der Weg in die Spitze ist kein einfaches Unterfangen. Wir haben noch einige Monate Zeit und noch einige Länderspiele. Im nächsten Jahr wird sich zeigen, wo wir stehen. Das kann ich jetzt auch nicht sagen. Holland hat auch drei Jahre mit der aktuellen Mannschaft gebraucht. Da müssen wir noch hinkommen. Wir haben aber auch schon in Frankreich und in Holland mit der jungen Mannschaft gezeigt, dass wir wirklich große Qualität haben. Da hängt vieles mit Kontinuität zusammen. Potenzial ist vorhanden, der Weg ist nicht einfach. Bei einem Turnier hängt es von vielen Faktoren ab. Wenn wir komplett sind, haben wir schon eine sehr gute Mannschaft.
Sie hatten in Hamburg gesagt, Serge Gnabry spielt immer. Fühlen Sie sich jetzt bestätigt?
Löw: Seine Quote bei uns ist überragend: Zehntes Spiel, neuntes Tor. Aber der Serge ist nicht nur deswegen so wertvoll. Er macht vorne die Bälle super fest. Er setzt die anderen Spieler vorne super ein. Er macht tolle Laufwege. Er ist ein Zielspieler, den man vorne anspielen kann, auch in Bedrängnis. Er bewegt sich gut und schlau. Und darum ist er im Moment vorne gesetzt.
Sie haben nach dem Holland-Spiel gesagt, Sie hätten kein Qualitätsproblem. Wie sieht es mit der Mentalität aus?
Löw: Das hatte ich angesprochen, dass wir eine andere Mentalität gegen kampfstarke Nordiren zeigen müssen. Der Mentalitätswechsel in den Zweikämpfen, in den kleinen Dingen, in den Details war besser.
War es nur besser, oder schon so, wie Sie es sehen wollen?
Löw: Es war besser.
Bleibt Joshua Kimmich fix auf der Sechs? Schließlich haben Sie etwa auch mit Kai Havertz ein Überangebot an Spielern im Mittelfeld?
Löw: Jo Kimmich spielt auf der Sechs, das macht er gut. Er sorgt für die Symmetrie vor der Abwehr. Im Mittelfeld haben wir ein großes Angebot. Vertrauen in einen Spieler hat aber nicht immer nur mit der Aufstellung zu tun. Kai Havertz hat sehr gute Qualitäten. Aber bei uns haben auch andere Spieler, etwa ein Serge Gnabry, gebraucht, bis sie in der Mannschaft waren. Ilkay Gündogan spielt bei Manchester City und hat auch nicht von Anfang an gegen Holland gespielt. Du brauchst natürlich auch eine starke Bank. Kai Havertz wird seinen Weg machen. Wenn er mal nicht von Anfang an spielt, habe ich trotzdem ein wahnsinniges Vertrauen in ihn - und das Zutrauen, dass er eine sehr, sehr gute Karriere macht.
Nordirland
•Fifa-Weltrangliste: 71•Stand:
Roger Schmidt akzeptiert die Sperre nicht. Der DFB soll zu ihm nach Hause kommen und ihm das persönlich sagen.
— @DemirelDE Tweet zur 3/5-Spiele-Sperre von Leverkusens Trainer Roger Schmidt