Der ehemalige Weltmeisterkapitän Philipp Lahm kritisiert den abgetretenen Bundestrainer Joachim Löw und sieht den deutschen Fußball kurzfristig nicht titelreif. "Es hat der letzte Biss, der Mut gefehlt. Es war kein klarer Plan erkennbar, wie die Mannschaft spielen will. Es fehlte die Balance zwischen Defensive und Offensive", sagte Lahm im Spiegel-Interview über das Auftreten bei der EM.
Explizit kritisierte der Weltmeister von 2014 Löws Entscheidung, Lahms damalige Teamkollegen Mats Hummels und Thomas Müller zurückzuholen. "Das kann man sicher diskutieren", sagte er: "Da wird erst ein Umbruch eingeleitet, dann wieder unterbrochen. Nicht gut." An der mangelnden Qualität der Spieler jedenfalls habe das frühe EM-Aus im Achtelfinale gegen England nicht gelegen.
Lahm (37) zeigt sich angesichts des Bundestrainerwechsels von Löw auf den Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick zwar "optimistisch". Dennoch werde es "eng", bei der WM in Katar 2022 um den Titel mitzuspielen: "In so kurzer Zeit kann sich die Mannschaft nicht einspielen, nicht finden. Das ist ein Prozess, der ein paar Jahre dauert. Aber bis zur Heim-EM 2024 sollte es klappen, dass wir dann zu den Titelkandidaten zählen." Deutschland müsse zusehen, sich "Erfolge in erster Linie über eine gute Mentalität, individuelle Qualität und Identifikation mit der Aufgabe" zu holen.
Das Präsidiumsmitglied des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schloss aus, selbst an die Spitze des Verbandes zu rücken. "Wir benötigen schnellstmöglich einen DFB, der als Team auftritt", betonte er, aber: "Es ist und war nie mein Plan, DFB-Präsident zu werden. Ehrlich gesagt, kann ich mir diesen Posten für mich überhaupt nicht vorstellen."
Philipp Lahm
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