Sechs Niederlagen hat eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch nie in einem Länderspiel-Jahr kassiert. Doch der mutige und couragierte Auftritt beim unglücklichen 1:2 bei Weltmeister Frankreich macht Mut. - Die wichtigsten Lehren aus dem Spiel:
Dienstag, 16.10.2018
1. Löw sitzt wieder fester im Sattel.
Noch so eine Vorstellung wie bei der 0:3-Pleite in Amsterdam gegen den Erzrivalen Niederlande, und es wäre eng geworden für Bundestrainer Joachim Löw. Der mutige Auftritt beim Champion verschafft dem Weltmeistercoach von 2014 aber erst einmal ein bisschen Luft. Trotz der unglücklichen 1:2-Niederlage sei das Nations-League-Spiel in der Diskussion um Löw ein "wichtiges, gutes Zeichen" gewesen, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
2. Löw hat aus seinen Fehlern (vorerst) gelernt.
Löws Nibelungentreue zu seinen erfahrenen Spielern wurde bei der WM und auch in Amsterdam bitter bestraft. Im Stade de France bot er gleich fünf neue Spieler auf. Taktisch flexibel und mit viel Tempo im Offensivspiel brachte das DFB-Team den Weltmeister in Schwierigkeiten. "Wir haben das Herz in die Hand genommen und mutig nach vorne gespielt", sagte Löw. Vollkommen abschreiben wollte der 58-Jährige seine Helden von 2014 aber nicht: "Die jungen Spieler müssen konstant auf diesem Niveau spielen, das kommt manchmal auch erst mit der Erfahrung. Ihre Leistungen sind manchmal schwankend."
3. Den Jungen gehört die Zukunft.
Unbekümmert und mit großer Leidenschaft traten Serge Gnabry (23), Leroy Sane (22), Thilo Kehrer (22), Niklas Süle (23) und Timo Werner (22) auf. Löw muss bei seinem Neustart nach dem WM-Desaster auch in Zukunft auf die jungen Wilden setzen. Diese Spieler müssen mit Blick Richtung EM 2020 und WM 2022 Erfahrungen sammeln, ihnen werden Fehler verziehen. "Ich finde, dass wir ein Stück Umbruch gesehen haben, der Mut macht für die Zukunft. Was diese junge Mannschaft heute gezeigt hat, darauf lässt sich aufbauen. Man kann mit Zuversicht auf die nächsten Wochen schauen", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.
4. Die Sturmflaute bleibt ein großes Problem.
Einige Chancen, aber wieder kein Tor aus dem Spieler heraus: Einzig Toni Kroos traf vom Elfmeterpunkt. Elf Treffer in den vergangenen 13 Länderspielen zeigen das größte deutsche Problem auf: Es fehlt ein Torjäger. "Es ist vielleicht die Cleverness und die Reife, die fehlt, um da eiskalt zuzuschlagen", stellte Löw fest. Ex-Stürmer Bierhoff vermisste "die Kaltschnäuzigkeit".
5. In der Nations League hat das DFB-Team den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand.
Sollte die Niederlande am nächsten Spieltag im November gegen Frankreich gewinnen, wäre die DFB-Auswahl aus der Division A abgestiegen. Nach dem WM-Debakel würde ein Sturz in die europäische Zweitklassigkeit einen weiteren großen Imageschaden für das Aushängeschild des Verbandes bedeuten. Bei einem Unentschieden zwischen den Niederlanden und Frankreich müsste das DFB-Team am 19. November in Gelsenkirchen mit mehr als drei Toren Unterschied gegen Oranje gewinnen, um ganz sicher die Klasse zu halten. Sollten die Niederländer verlieren, genügt Deutschland im "Gruppenfinale" ein Sieg. (SID)
Ich bin Optimist. Sogar meine Blutgruppe ist positiv.
— Toni Polster