Fragen an Bundestrainer Hansi Flick nach dem 2:0 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Israel zum Start ins WM-Jahr am Samstagabend in Sinsheim.
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Im achten Spiel gab es auch den achten Sieg unter Ihrer Regie. Wie fällt die Bilanz nach diesem Spiel aus?
Hansi Flick: Die sieben Spiele zuvor interessieren mich nicht mehr, weil das eine abgeschlossene Gruppenphase in der WM-Qualifikation gewesen ist. Jetzt ist es der Auftakt ins WM-Jahr gewesen. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Die Freude wäre etwas getrübt gewesen, wenn wir zum Schluss beim Elfmeter noch ein Gegentor bekommen. Die Szene hat gezeigt, dass man immer 90 Minuten hochkonzentriert agieren muss. Das ist ein Lernprozess für uns, aber auch für Nico Schlotterbeck, der ein sehr gutes Spiel gemacht hat. Denn Fehler während einer WM werden brutal bestraft. Die Effizienz im Abschluss hat ein bisschen gefehlt, auch da haben wir Luft nach oben.
Wie bewerten Sie die Leistung von Timo Werner, bei dem man auch immer die wenige Spielpraxis im Verein einbeziehen muss?
Flick: Timo hat in den letzten Wochen und Monaten wenig gespielt. Er war krank. Er hat einiges aufholen müssen. Er hat an sich auch gearbeitet im Verein. Wir sind dazu da, dass wir ihm die Spielzeit geben. Wichtig für einen Stürmer ist, dass er Tore schießt. Man merkt, dass er vom Rhythmus her nicht ganz so im Spiel war. Aber er ist immer einer, der versucht, tiefe Laufwege zu machen. Wir müssen ihn noch mehr im Zentrum suchen. Es hat schon häufiger funktioniert, dass er Tore und gute Spieler bei der Nationalmannschaft macht und das Selbstvertrauen mitgenommen hat zu Chelsea. Es ist wichtig, dass er hier in Rhythmus kommt.
Julian Draxler sagte, dass er ähnlich wie Timo Werner nicht zufrieden ist mit seiner Situation im Verein und Sie auch deutliche Signale an die Mannschaft gegeben haben, dass sie Spieler wollen, die regelmäßig zum Einsatz kommen. Heißt das konkret, dass Sie den beiden Spielern zu einem Vereinswechsel im Sommer raten würden?
Flick: Ich bin weit davon entfernt, dass ich Spielern den Ratschlag gebe, ob sie den Verein wechseln sollen oder nicht. Jeder Spieler muss für sich selbst Verantwortung zeigen und seine Situation einzuschätzen lernen. Er muss wissen, was für seine Zukunft am besten ist. Wir führen Gespräche. Wenn Spieler einen Rat wollen, bin ich gerne für sie da. Die Situation, die beide haben, ist aktuell nicht so, dass sie zufriedenstellend ist. Bei Timo ist es so, dass er krank war, dass er lange ausgefallen ist und immer wieder Rückschläge hatte. Bei Jule ist es so, dass die Qualität auf seiner Position in Paris auch nicht ganz so einfach ist für ihn.
Sie haben nach dem Spiel noch länger mit Nico Schlotterbeck am Spielfeldrand zusammengestanden. Haben Sie da auch mit ihm über die Elfmetersituation gesprochen?
Flick: Klar. Nico und ich haben darüber gesprochen. Er hat es auch so analysiert, wie wir das getan haben als Trainerteam. Das ist schon mal ein ganz guter Schritt.
Sie haben schon während der Woche viele lobende Worte über Jamal Musiala geäußert. Auf welcher Position hat er am ehesten Chancen Richtung WM?
Flick: Jamal hatte sehr gute Momente. Er ist ein Spieler, bei dem im Ballbesitz eine gute Dynamik zu sehen ist. Er ist immer eine Bereicherung, ob für Bayern München oder für die Nationalmannschaft. Ich freue mich, dass er so eine Entwicklung macht und viele Spielminuten hatte in den letzten Wochen.
Nochmal zurück zu Nico Schlotterbeck. Wenn man absieht vom Elfmeter, hat er ein gutes Spiel gemacht. Welche Stärken bringt er mit? Zum Beispiel die Spieleröffnung?
Flick: Wenn es ein entscheidendes Spiel gewesen wäre, kein Freundschaftsspiel, und man macht so einen Fehler, könnte man nicht zufrieden sein. Trotzdem hat er ein sehr gutes Spiel gemacht. Er war sehr präsent. Er war aktiv. Er hat mit Selbstvertrauen agiert in Ballbesitz. Aus der letzten Aktion muss er lernen. Er kann zufrieden sein mit seinem Debüt.
Können Sie schon einen Ausblick auf das Spiel gegen Holland geben? Und ist Kai Havertz dann eine Option für die Spitze?
Flick: Nein, ich will noch nicht über Holland sprechen. Wir tun gut daran, dieses Spiel nochmal auf uns wirken zu lassen. Danach werden wir versuchen, die Mannschaft so aufzustellen, dass sie ein gutes, ein erfolgreiches Spiel machen kann in Amsterdam. Und zu Kai: Er hat wirklich ein gutes Spiel gemacht. Gerade in der ersten Halbzeit war er immer wieder in guten Situationen. Leider haben wir manche Torchance nicht konsequent ausgenutzt. Die müssen wir gegen Gegner, die ein anderes Kaliber sind, ausnutzen.
(dpa)
Unsere Fans müssen fünf Bier getrunken haben, um unser Gekicke auswärts zu ertragen.
— Alexander Schur