Seit dem 12. Juli 2006 führt Joachim Löw die deutsche Fußball-Nationalmannschaft als Bundestrainer - spätestens nach dem EM-Finale am 11. Juli wird seine Amtszeit enden.
An diesem Donnerstag (ab 13.30 Uhr) erklärt der 61-Jährige bei einer Pressekonferenz die Hintergründe seiner Rücktrittsankündigung. DFB-Präsident Fritz Keller und DFB-Direktor Oliver Bierhoff könnten erste Hinweise zur nicht einfachen Suche des Nachfolgers geben. Eine neue Situation für den Deutschen Fußball-Bund.
Die Eckdaten in der langen Amtszeit von Joachim Löw:
30. Juli 2004: Zum 40. Geburtstag schenkt der DFB Bundestrainer Jürgen Klinsmann die Verpflichtung von dessen Favoriten Joachim Löw als Co-Trainer.
12. Juli 2006: Nach dem Rücktritt des «ausgebrannten» Klinsmann wird Löw zum Chef der Nationalelf befördert.
16. August 2006: Löws Bundestrainer-Premiere wird in Gelsenkirchen zum Fest - 3:0-Sieg beim Test gegen Schweden.
6. September 2006: Der bis heute höchste Sieg in der Amtszeit von Löw: 13:0 gegen Fußball-Zwerg San Marino vor nur 5019 Zuschauern in Serravalle.
28. März 2007: Erste, unbedeutende Niederlage im 9. Spiel: 0:1 gegen Dänemark beim Debütanten-Ball mit sechs DFB-Neulingen in Duisburg.
29. Juni 2008: Geplatzter Titeltraum. Spanien gewinnt durch ein Tor von Torres das EM-Finale in Wien mit 1:0.
10. Oktober 2009: Trotz Platzverweis für Debütant Jérôme Boateng gewinnt die DFB-Elf in Moskau gegen Russland. Das WM-Ticket ist gelöst.
17. Dezember 2009: DFB-Chef Zwanziger verkündet einen Handschlag-Vertrag mit Löw bis zur EM 2012 - selbst der Bundestrainer wird davon überrascht.
4. Februar 2010: Der Handschlag-Vertrag ist null und nichtig. Es kommt zum öffentlichen Streit zwischen Löw und Bierhoff mit der DFB-Spitze.
9. Februar 2010: Eiszeit beendet - in Frankfurt schließen Löw, Zwanziger & Co. einen WM-Frieden.
28. Mai 2010: Löw ernennt Philipp Lahm zum WM-Kapitän und Manuel Neuer zur Nummer 1.
7. Juli 2010: Löw ist «traurig und enttäuscht». Wieder ein 0:1 gegen Spanien, im Halbfinale platzt der Traum vom 4. deutschen WM-Titel.
20. Juli 2010: Knapp zwei Wochen nach dem WM-Aus verlängert Löw seinen Vertrag.
15. März 2011: Still und heimlich einigen sich Löw und der DFB auf eine Vertragsverlängerung bis 2014.
26. Mai 2012: In der «zerrütteten» EM-Vorbereitung gibt es einen 3:5-Dämpfer gegen die Schweiz. Die meisten Gegentore unter Löw.
28. Juni 2012: Der Schock von Warschau. Löw vercoacht sich, der EM-Traum ist mit einem 1:2 gegen Italien im Halbfinale beendet.
15. August 2012: Der erstmals heftig kritisierte Löw braucht lange, um sich wieder zu finden. Vor dem 1:3 gegen Argentinien hält er eine Wutrede: «Unser Weg stimmt.»
11. Oktober 2013: Mit einem 3:0 gegen Irland wird das Ticket zur WM in Brasilien gebucht. Sein Team sei in der Quali das «Maß aller Dinge» gewesen, meinte der Bundestrainer.
18. Oktober 2013: Löw und sein Stab verlängern bis zur EM 2016.
13. Juli 2014: Die Krönung. Durch das 1:0 nach Verlängerung gegen Argentinien wird Deutschland zum vierten Mal Fußball-Weltmeister. Löw ist auf dem Gipfel angekommen.
11. Oktober 2015: Nach einer holprigen Quali-Runde wird mit einem 2:1 gegen Georgien das EM-Ticket gelöst.
7. Juli 2016: Der Traum vom EM-Titel platzt. Gastgeber Frankreich ist beim 0:2 in Marseille nicht besser, aber viel effizienter.
5. Oktober 2017: Mit dem 3:1 gegen Nordirland wird das Ticket für Russland gelöst. Vier Tage später wird die perfekte Qualirunde beim 5:1 gegen Aserbaidschan abgeschlossen.
27. März 2018: Das 0:1 gegen Brasilien ist die erste Niederlage nach zuvor 22 Partien ohne Pleite.
15. Mai 2018: Löw bekommt kurz vor der WM einen neuen Vertrag bis zum Turnier 2022 in Katar.
27. Juni 2018: Die historische Pleite ist perfekt. Das 0:2 gegen Südkorea besiegelt das erste deutsche Aus in einer WM-Gruppenphase.
28. Juni 2018: Löw braucht Bedenkzeit. Erst nach eingehender Analyse will er entscheiden. «Tiefgreifende Maßnahmen» müssen her.
29. Juni 2018: Alle Präsidiumsmitglieder sprechen sich nach auf einer Telefonkonferenz dafür aus, dass Löw seinen Vertrag erfüllen soll.
03. Juli 2018: Joachim Löw hat entschieden: Er will weitermachen und «mit ganzem Einsatz den Neuaufbau gestalten».
6. September 2018: Das erste Spiel in der neuen Nations League endet in München 0:0 gegen Frankreich. Es folgen in der Gruppe mit den Franzosen und den Niederlanden zwei Niederlagen und ein Unentschieden - Deutschland steigt scheinbar aus der A-Liga ab.
5. März 2019: Löw teilt mit, künftig nicht mehr auf die Rio-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng zu setzten. Das Thema wird ihn in den kommenden zwei Jahren stetig begleiten.
24. September 2019: Die Europäische Fußball-Union reformiert die Nations League leicht, dem DFB bleibt durch die Aufstockung der A-Liga der Abstieg erspart.
16. November 2019: Die Nationalmannschaft sichert sich durch ein 4:0 gegen Weißrussland vorzeitig das EM-Ticket. Am Ende der Qualifikation ist die DFB-Auswahl mit einer Niederlage aus acht Spielen Gruppenerster.
30. November 2019: Deutschland bekommt für die EM Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal als Gruppengegner zugelost. Später kommt noch Ungarn über die Playoffs hinzu.
17. März 2020: Die EM wird wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Im Zuge der Krise werden auf weitere Länderspiele verschoben.
3. September 2020: Im ersten Spiel nach der Corona-Zwangspause spielt die DFB-Auswahl in der Nations League gegen Spanien 1:1.
17. November 2020: Deutschland geht im Rückspiel in Spanien unter. Nach dem 0:6 hagelt es Kritik, die Rufe nach einem Rücktritt von Löw werden lauter. Der Verbleib in der A-Liga der Nations League ist nur ein Randaspekt.
30. November 2020: Nach zähen Tagen des Wartens teilt der DFB mit, mit Löw ins EM-Jahr 2021 zu gehen.
7. Dezember 2020: Löw erklärt sich zur Spanien-Pleite und zur Zukunft. Er bekräftigt, nach dem Spiel nicht an einen Rücktritt gedacht zu haben.
8. März 2021: Löw erklärt in einer DFB-Pressemitteilung seine Rücktritt nach der EM 2021.
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(dpa)
Dienstag, 15.06.2021
„Spielt man Fußball, dann spielt man Fußball. Wenn man Rugby spielen will, spielt man eben Rugby."
— Victor Agali, Hansa Rostock, nach vier Platzverweisen für den Gegner SSV Ulm, 1999.