4. Juli 1954: Das Wunder von Bern

von Jean-Pascal Ostermeier | sid09:40 Uhr | 04.07.2021
Die Spieler lassen sich nach dem Wunder von Bern feiern
Foto: FIRO/SID

"...aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt. Toor, Toor, Toor, Toor!" - als sich die Stimme von Hörfunkreporter Herbert Zimmermann fast überschlägt, ist das "Wunder von Bern" nahezu perfekt. Sechs Minuten vor Schluss trifft Helmut Rahn zum 3:2-Sensationssieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 4. Juli 1954 im WM-Endspiel gegen Ungarn.

Mehr als vier Jahre lang war der haushohe Favorit in 32 Länderspielen ungeschlagen geblieben, hatte im letzten WM-Test das Fußball-Mutterland England mit 7:1 deklassiert. Der 8:3-Erfolg gegen eine deutsche B-Mannschaft in der Vorrunde kam hinzu.

Regnerisches Wetter im Wankdorf-Stadion kommt dem krassen Außenseiter zugute, der ungarische Kombinations-Fußball wird durch den tiefen Rasen erschwert, trotzdem gehen die Magyaren bis zur achten Minute 2:0 in Führung. Nach 17 Minuten steht es bereits 2:2. Deutschland hält mit Glück und Geschick bis in die Schlussphase hinein dieses Remis, ehe "Boss" Rahn das dritte Tor erzielt.

Neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte dieser völlig unerwartete Erfolg in Deutschland Auswirkungen weit über den Sport hinaus. "Wir sind Weltmeister", "Wir sind wieder wer" - in weiten Teilen der Bevölkerung fanden derlei Formulierungen großen Zuspruch und stärkten das Selbstwertgefühl der Menschen in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland.

1974, 1990 und 2014 werden deutsche Nationalmannschaften weitere WM-Titel gewinnen, von "Wundern" aber spricht da niemand mehr. Fußball ist längst ein Geschäft geworden, mit vielen Schattenseiten und noch mehr Geld.

Bundestrainer Sepp Herberger bleibt noch bis 1964 im Amt, seine Schützlinge erleiden das Schicksal vieler großer Teams: Nie wieder spielen Fritz Walter und Co. in dieser Besetzung zusammen. Als letzter Zeitzeuge lebt nur noch der damalige rechte Außenläufer Horst Eckel, mittlerweile 89 Jahre alt.






Was hier passiert, ist Menschen diskriminierend.

— Jürgen ,,Atze" Friedrich über die Führungskrise beim 1. FC Kaiserslautern.