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«Zu viel Bierhoff»: Löw schaut auf WM-Lose und stellt sich

von Marcel Breuer | dpa15:44 Uhr | 06.12.2020
Joachim Löw will sich öffentlich zur Nationalmannschaft äußern. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
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Erst schaut Joachim Löw weiter abseits aller öffentlichen Debatten auf die Lose zur Qualifikation für die WM 2022. Danach aber will auch der Bundestrainer zur Fußball-Nation sprechen.

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«Es sind so viele Emotionen drin», sagte Oliver Bierhoff zum Streit um die richtige Vorgehensweise in der aktuellen Krisenlage der Nationalmannschaft und des Deutschen Fußball-Bundes. Da sei es schwer, den richtigen Zeitpunkt für einen Auftritt des Bundestrainers zu finden. «Er wird nächste Woche Rede und Antwort stehen», kündigte der für die Nationalmannschaft zuständige DFB-Direktor im TV-Sender Sky an: «Das kann ich garantieren.»

Auch nach der «Weiter so»-Entscheidung der DFB-Funktionäre, die der historischen 0:6-Blamage in Spanien gefolgt war, hat sich die Debatte um die Perspektiven der wichtigsten deutschen Fußballmannschaft unter Löws Führung kaum beruhigt. Zumal bisher nicht der 60-Jährige, sondern nur sein langjähriger Vertrauter Bierhoff den weiterhin für richtige gehalten Kurs öffentlich verteidigte.

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge kritisierte deshalb deutlich, dass es «zu viel Bierhoff und zu wenig Löw» gebe. «Wenn bei Bayern München schlecht gespielt wird, muss der Trainer zur Pressekonferenz und nicht der Sportdirektor», monierte Rummenigge.

Am Wochenende bekam der seit 2006 lange erfolgreich arbeitende Bundestrainer aber auch prominenten Zuspruch. «Wir sind den Weg mit ihm zusammen gegangen, wo wir viel ausprobiert haben. Die Situation war für uns als Nationalmannschaft ganz anders als erwartet. Wir mussten mit den Umständen klarkommen», sagte Kapitän Manuel Neuer im ZDF. 2021 wolle das Team das «miserable Spiel» in Spanien vergessen machen. «Wir hoffen, dass wir es im neuen Jahr und gerade zur Europameisterschaft besser machen können. Das ist unser großes Ziel.»

«Die Menschen denken immer, der nächste Trainer macht es sofort besser», äußerte Jürgen Klopp in einem Interview der «Welt am Sonntag». Dabei sei Löw als Bundestrainer über viele Jahre extrem erfolgreich gewesen. Klopp sieht eine riesige Chance: «Nächstes Jahr ist Europameisterschaft. Vielleicht gewinnt er oder kommt weit. Übrigens: Keiner ist perfekt.» Von ihm komme «0,0 Prozent Kritik», betonte Klopp, der immer wieder als heißer Kandidat für eine Löw-Nachfolge gehandelt wird.

«Natürlich hat man immer etwas im Kopf», sagte Bierhoff zu Alternativen zu Löw. Er habe aber «mit keinem konkret darüber gesprochen, was passieren würde, wenn Joachim Löw nicht mehr Bundestrainer ist». Löws Vertrag läuft nach der Winter-Weltmeisterschaft in Katar Ende 2022 aus. Einen konkreten Plan, mit Klopp als Coach die Heim-Europameisterschaft 2024 anzustreben «kann es nicht geben», sagte der 52-jährige Bierhoff. Denn Klopp stehe beim englischen Meister FC Liverpool schließlich bis Mitte 2024 unter Vertrag.

«Die Qualität unserer Toptrainer steht außer Frage», sagte Bierhoff allgemein zu Klopp oder auch Bayern-Coach Hansi Flick, der beim WM-Titelgewinn 2014 in Brasilien Löws Assistent gewesen war. Jetzt sei Löw - zumindest für den DFB - nach wie vor die Bestbesetzung: «Er hat absolut das Feuer und auch eine klare Vorstellung.»

Löw beansprucht für sich, dass ihm die Verbandsspitze auch in Personalfragen weiterhin folgt. Eine Rückkehr der Ex-Weltmeister Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels hatte er erst zuletzt wieder abgelehnt. «Das ist die alleinige Entscheidung des Trainers. Der wird das irgendwann beantworten müssen», bekräftigte Bierhoff.

Spätestens bei der Nominierung des EM-Kaders im kommenden Mai muss Löw sich endgültig erklären. «Ich glaube nicht, dass er noch einmal einen U-Turn macht», sagte ZDF-Experte Per Mertesacker, der zehn Jahre unter Löw spielte und mit ihm 2014 Weltmeister wurde. «Jogi Löw wird sich nicht verändern», glaubt der Ex-Nationalspieler. Er brauche vielmehr Zeit mit den Spielern, «um das Feuer wieder entfachen zu können», sagte der Ex-Nationalverteidiger im «Sportstudio».

Müller hielt sich in der Frage nach einem DFB-Comeback betont zurück. Das sei momentan «ganz weit weg», sagte der 31-Jährige nach seinem starken Auftritt im Bundesliga-Spitzenspiel der Bayern gegen RB Leipzig (3:3). Er konzentriere sich auf seinen Club, aber: «Ich bleibe dran und dann schauen wir mal.» Die Entscheidung pro Löw sei vom DFB getroffen worden: «Deswegen müssen alle Deutschen hinter dieser Entscheidung stehen und alles dafür tun, dass wir da wieder Schwung reinbringen in die Bude», sagte Müller. «Und mit Joachim Löw bringen wir auch wieder Schwung in die Bude!»

Die erste Chance dafür kommt erst nach der langen Winterpause im März. In Zürich ziehen am Montag (18.00 Uhr/Sky Sport News) die ehemaligen Weltklasseprofis Rafael van der Vaart (Niederlande) und Daniele de Rossi (Italien) die Lose für die Qualifikation für die WM 2022 in Katar. Löw, der wie alle anderen Trainer wegen der Pandemie nicht vor Ort ist, weiß dann, auf welche Gegner er. Damit beginnt der Wettbewerb, der zeitgleich mit Löws Vertrag endet.

Da sich Deutschland in den ersten Lostopf gespielt hat, geht das Löw-Team Top-Nationen wie Frankreich, England oder Belgien aus dem Weg. Aus Topf zwei könnte Österreich, Polen oder die Schweiz kommen. In Topf drei steckt die Kategorie Ungarn, Russland, Tschechien. Dazu kommen in der Fünfer- oder Sechser-Gruppe noch Außenseiter.

© dpa-infocom, dpa:201206-99-590491/3

(dpa)



Wenn sie nach Tottenham kamen, haben wir ,,Who's gonna drive you home?" aufgelegt, nur um sie aufzuziehen...

— Chris Waddle, Tottenham Hotspur, über den Empfang der Gegner an der White Hart Lane.