Die kurze Verschnaufpause nahmen Antonio Di Salvo und seine U21 dankbar an.
Nach einer Woche voller Rückschläge nutzten die deutschen Nachwuchs-Fußballer ihre geschichtsträchtige Reise nach Israel, um am Sonntag bei etwas Freizeit am Strand und einem Gespräch mit dem Holocaust-Zeitzeugen Zvi Cohen vor dem ersten Showdown in der EM-Qualifikation kurz abzuschalten. «Das tut gut, die letzten Tage waren schwierig», sagte Di Salvo nach dem 4:0 gegen Lettland, das sein personell gebeuteltes Team vor dem Spiel in Israel am Dienstag (17.00 Uhr/ProSieben Maxx) in eine gute Ausgangsposition brachte.
Auf seine zweite offizielle Auswärtsreise als U21-Chefcoach freuten sich Di Salvo und seine Jungs ganz besonders. «Das Land zu erleben, die Geschichte aufzusaugen, ist schon sehr interessant», sagte Di Salvo. Auch die Mannschaft um den gegen Lettland überragenden Kapitän Jonathan Burkardt vom FSV Mainz 05 nahm des Programm abseits des Platzes dankbar an. «Das wird sehr interessant für uns, Impressionen von jemandem zu bekommen, der das hautnah mitbekommen hat», sagte der Kölner Jan Thielmann vor dem Gespräch mit dem Zeitzeugen Cohen.
Doch spätestens ab Montag will die Nachwuchs-Auswahl ihren Fokus auf die sportlich wichtige Partie gegen Israel legen. Bei zwei Zählern Vorsprung auf den direkten Verfolger könnte die U21 mit einem Sieg schon einen großen Schritt in Richtung EM machen. «Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns, es geht um wichtige Punkte in der Tabelle. Wir sind fokussiert und bereit», versprach Herthas Marton Dardai, der gegen Lettland sein U21-Debüt gegeben hatte.
Auf Rang drei der Gruppe mit vier Zählern Rückstand folgt Polen, das nach Ungarn im Juni letzter deutscher Gegner ist. Nur der Erste und der beste Gruppenzweite lösen direkt das EM-Ticket, die übrigen Zweiten müssen in die Playoffs. «Die Gruppenkonstellation ist sehr eng, und wir wissen, dass wir jedes Spiel hochkonzentriert angehen müssen», sagte Di Salvo. «Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen.» Bei einer Pleite könnte das erste Verpassen einer EM seit 2011 drohen.
Die deutsche Auswahl will im Sommer 2023 in Georgien und Rumänien den EM-Titel ihrer Vorgänger verteidigen. Das klare 4:0 gegen Lettland gab nach einer Woche mit fast einem Dutzend Ausfällen von kranken oder verletzten Spielern, einigen Nachnominierungen und viel Improvisation Selbstvertrauen und Sicherheit. «Wir haben versucht, das auszublenden», sagte Di Salvo zur Personallage. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sah live im Stadion einen «grandiosen Sieg» und lobte mit Blick auf die vielen Ausfälle: «Ich habe ein Team gesehen.»
Die gute Reaktion auf die Personalnot machte auch die Mannschaft stolz. «Das ist sehr hoch zu bewerten, weil es schon auch ungewohnt war. Wir hatten viele neue Gesichter dabei», urteilte der Fürther Maximilian Bauer. Daran will die neu formierte U21 nun gegen Israel anknüpfen. «Wenn wir gewinnen, können wir aufatmen», sagte Thielmann.
(dpa)
Niederlagen sind sehr heilsam, so lange sie nicht zum Sieg führen.
— Jupp Derwall