Die Sportwelt trauert um Brasiliens Fußball-Idol Pelé. Nach langer Behandlung erlag der «König» («O Rei») im Alter von 82 Jahren seinem Krebsleiden, wie das Albert Einstein-Krankenhaus in São Paulo bestätigte. «Alles, was wir sind, verdanken wir dir», schrieb Pelés Tochter Kely Nascimento auf Instagram. «Wir lieben dich unendlich, ruhe in Frieden.»
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Die offizielle Todesursache lautete nach Angaben des Krankenhauses: Multiples Organversagen als Folge des Fortschreitens von Dickdarmkrebs im Zusammenhang mit seiner früheren Erkrankung. Der brasilianische Fußballverband CBF veröffentlichte auf Twitter ein Foto von «König Pelé». «Ewig», stand über dem Porträt der Fußball-Legende in Schwarz-Weiß.
Seine letzten Tage hatte Pelé im Kreise seiner Familie im Krankenhaus verbracht. Zuletzt verschlechterte sich sein Gesundheitszustand weiter. Die Chemotherapie hatte laut Medienberichten nicht mehr angeschlagen. Pelé hinterlässt sieben Kinder und seine Ehefrau Márcia Cibele Aoki. «Pelé hat alles verändert. Er verwandelte Fußball in Kunst, in Unterhaltung. Er gab den Armen, den Schwarzen und vor allem den anderen eine Stimme», schrieb der brasilianische Fußballstar Neymar auf Instagram. «Der Fußball und Brasilien haben ihren Status dank des Königs erhöht. Er ist von uns gegangen, aber sein Zauber wird bleiben.»
Pelé prägte Fußball wie kaum ein anderer
Edson Arantes do Nascimento, wie der Stürmer mit vollem Namen hieß, hatte den Fußball wie kaum ein anderer geprägt. Pelé war schon zu Lebzeiten eine Legende. Der Weltverband FIFA hatte ihn - ebenso wie den Argentinier Diego Maradona - zum «Spieler des 20. Jahrhunderts» gekürt. Mit 77 Treffern in 92 Länderspielen ist Pelé bis heute Rekordtorschütze der Seleção.
«Mein tiefes Beileid an ganz Brasilien und insbesondere an die Familie von Herrn Edson Arantes do Nascimento. Ein bloßes «Lebewohl» für den ewigen König Pelé wird niemals ausreichen, um den Schmerz auszudrücken, der die gesamte Fußballwelt in diesem Moment umgibt», schrieb der portugiesische Fußballstar Cristiano Ronaldo auf Instagram. «Er wird nie vergessen werden und sein Andenken wird für immer in jedem von uns Fußballfans bleiben. Ruhe in Frieden, König Pelé.»
Zuletzt hatten zahlreiche aktive und ehemalige Fußballer auf eine Verbesserung seines Gesundheitszustands gehofft. Bei der WM in Katar hatten Neymar & Co. nach dem 4:1 gegen Südkorea im Achtelfinale mit einem großen Plakat Grüße an Pelé geschickt. Brasilianische Fans hielten vor der 0:1-Niederlage gegen Kamerun ein überdimensional großes Trikot mit Genesungswünschen hoch. Auch andere Fans bei der WM und Anhänger in der Heimat dachten an den «König des Fußballs» und schickten mit Bannern und Schildern gute Wünsche.
Cafu: «Bis eines Tages, Pelé»
«Heute habe ich meinen Bruder verloren. Als katholischer Christ weiß ich, dass man durch das Sterben zum ewigen Leben geboren», schrieb der frühere brasilianische Fußballprofi Cafu. «Wir werden die ganze Ewigkeit Zeit haben, um im Haus des Vaters zusammen zu sein. Er verließ einfach die Welt der Dinge, die ein Ende haben, und ging in die Welt der Dinge, die kein Ende haben. Bis eines Tages, Pelé.»
Seine Tochter Kely Nascimiento hatte zunächst erklärt, im Krankenhaus werde lediglich die Medikation ihres Vaters neu eingestellt. Später hieß es aus der Klinik, Pelé habe die volle Kontrolle über seine Vitalfunktionen und sei in einem stabilen klinischen Zustand. Doch die Zeitung «Folha de S. Paulo» berichtete, dass Pelé nicht mehr auf die Chemotherapie anspreche. Demnach sei die Krebsbehandlung ausgesetzt worden, Pelé erhalte nur noch palliative Pflege.
Gesundheitliche Probleme häuften sich
Am Mittwoch vor Heiligabend teilte das Krankenhaus mit, Pelé weise ein Fortschreiten seiner Krebs-Erkrankung auf und benötige eine intensivere Betreuung aufgrund von Nieren- und Herzproblemen. Zwei Tage später veröffentlichte seine Tochter ein Foto ihres Vaters im Krankenbett, beide halten sich in den Armen. Dazu schrieb sie bei Instagram unter anderem: «Noch eine Nacht zusammen.»
Pelé hatte zudem in der Vergangenheit immer wieder Hüftbeschwerden und Probleme an der Wirbelsäule sowie am Knie. Nach einer Harnwegsinfektion wurde ihm ein Nierenstein entfernt. Bei einer Routine-Untersuchung entdeckten die Ärzte schließlich einen Tumor am Dickdarm, der ihm im Spätsommer entfernt wurde. Bei seiner Genesung musste er immer wieder Rückschläge hinnehmen. Nun, nachdem sie zwischenzeitlich immer wieder ins Krankenhaus gebracht worden war, hat die Fußball-Ikone ihren letzten Kampf verloren.
Pelé schrieb bei WM 1958 Geschichte
Insgesamt soll Pelé 1281 Tore in 1365 Partien erzielt haben - eine bis heute unerreichte Bilanz. Mit seiner Nummer 10 erlebte der brasilianische Fußball seine allergrößte Zeit. Beim FC Santos debütierte der Schuhmacherlehrling einst mit 15 Jahren in der ersten Mannschaft. Mit 16 spielte Pelé erstmals in der Nationalelf. Sein Stern ging bei der WM 1958 in Schweden auf. Beim 5:2 im Finale gegen den Gastgeber schoss der 17-Jährige zwei Tore. Pelé traf insgesamt sechsmal und schrieb Geschichte: jüngster Spieler, jüngster Torschütze, jüngster Weltmeister!
1962 in Chile verletzte er sich im zweiten Spiel und erlebte den nächsten WM-Titel Brasiliens nur von der Tribüne aus mit. 1970 in Mexiko sorgte der wiedererstarkte Pelé für den nächsten Triumph Brasiliens, das im Endspiel Italien mit 4:1 besiegte. Mit einem Sombrero auf dem Kopf ließ sich der Superstar auf den Schultern durch das Aztekenstadion tragen. Ein Jahr später beendete er beim 2:2 gegen Jugoslawien vor 180.000 Zuschauern im Maracanã seine einzigartige Karriere in der Seleção.
Der Mann, der am 23. Oktober 1940 im Ort mit dem Namen Três Corações (Drei Herzen) im Bundesstaat Minas Gerais geboren wurde, kickte später noch zusammen mit Deutschlands «Kaiser» Franz Beckenbauer bei Cosmos New York. Der Brasilianer selbst ließ keine Zweifel daran, dass er sich selbst für den besten Spieler des Jahrhunderts hielt und sagte einmal: «Es ist wie in der Musik. Dort gibt es Beethoven und die anderen. Und im Fußball gibt es eben Pelé und die anderen.» Als er am 19. November 1969 sein 1000. Tor erzielte, läuteten sogar die Kirchenglocken zu seinen Ehren.(dpa)
Bei diesem Schiedsrichter hätte auch unser Busfahrer eine Gelbe Karte bekommen.
— Reiner Calmund zur Kartenflut in Bremen