Der argentinische Traditionsklub River Plate hat sich nach einigen Querelen, mit reichlich Verspätung und 10.000 km fernab der Heimat die Fußballkrone Südamerikas aufgesetzt. 15 Tage nach dem ursprünglich in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires angesetzten Final-Rückspiel um die Copa Libertadores triumphierte River Plate im Estadio Santiago Bernabeu von Madrid nach Verlängerung mit 3:1 (1:1, 0:1) über den Stadt- und Erzrivalen Boca Juniors.
Sonntag, 09.12.2018
Für die Entscheidung im 236. Superclasico, dessen geräuschvolle Verlegung aufgrund von Gewaltexzessen den Weltfußball mehr als zwei Wochen lang beschäftigt hatte, sorgten in der Verlängerung der Kolumbianer Juan Quintero in der 109. Minute mit einem fulminanten Schuss unter die Latte und Gonzalo Martinez (120.+2). Dario Benedetto (44.) hatte Boca in Führung gebracht, Lucas Pratto (68.) den Ausgleich erzielt. Boca-Verteidiger Wilmar Barrios sah in der 92. Minute Gelb-Rot. Das Hinspiel am 10. November war 2:2 ausgegangen.
Das Spiel wurde zwar wie erwartet heißblütig geführt, die befürchteten Gewaltexzesse außerhalb des Rasens blieben aber bis zum Schlusspfiff aus - Madrid erlebte stattdessen eine südamerikanische Fußballparty mit Tausenden mitgereisten Fans. River Plate gewann das südamerikanische Pendant zur UEFA Champions League zum vierten Mal, Rekordsieger ist Stadtrivale CA Independiente mit sieben Titeln.
Das Rückspiel zwischen den Erzrivalen hätte eigentlich am 24. November im Stadion von River Plate stattfinden sollen. Bei der Anfahrt wurde der Boca-Mannschaftsbus allerdings von River-Anhängern attackiert und unter anderem mit Steinen beworfen, Scheiben gingen zu Bruch. Mehrere Boca-Profis, darunter Kapitän Pablo Perez, wurden verletzt.
Doch die Entscheidung des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL, das Derby zwischen Boca, dem Klub der Arbeiterklasse, und "Los Millonarios" in die Stadt mit der größten argentinischen Gemeinde außerhalb Argentiniens zu verlegen, sorgte im Land des zweimaligen Weltmeisters für Empörung: Der Begriff "Copa Conquistadores" (Pokal der Eroberer) geisterte durch Argentinien - eine Anlehnung an die spanischen Eroberer aus dem 16. Jahrhundert.
Boca setzte zudem juristisch alle Hebel in Bewegung, den Copa-Sieg am Grünen Tisch zugesprochen zu bekommen. Ein Verfahren am Internationalen Sportgerichtshof CAS läuft noch.
Für die Sicherheitskräfte in Madrid war der Klassiker schlicht "das Aufeinandertreffen mit dem größten Risiko in der Geschichte der Stadt", wie die Zeitung El Pais kommentierte. Deshalb waren mit 5000 Polizisten fast doppelt so viele Kräfte im Einsatz wie beim spanischen Clasico zwischen Real Madrid, möglicher Finalgegner von River Plate bei der Klub-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi (12. bis 22. Dezember), und dem FC Barcelona.
Boca begann im Stadion von Champions-League-Sieger Real gegen den favorisierten Erzrivalen überaus couragiert. River Plate mit dem Ex-Nürnberger Javier Pinola in der Innenverteidigung hatte zwar mehr Spielanteile, entwickelte aber lange zu wenig Torgefahr. Kurz vor der Halbzeitpause ging Boca nach einem Traumpass von Nahitan Nandez auf Benedetto in einem rustikal geführten Spiel in Führung.
Nach dem Seitenwechsel drehte River Plate vor den Augen von Argentiniens Fußballidol Lionel Messi (FC Barcelona) auf. Nachdem der uruguayische Schiedsrichter den Weiß-Roten in der 59. Minute einen Strafstoß versagte, glich Pratto neun Minuten später verdient aus. In Überzahl waren die weiteren Treffer für River Plate fast nur eine Frage der Zeit.
(sid)
Sie geben einem Schiedsrichter, der schon mal ein Spiel manipuliert hat, das größte Spiel in Deutschland – was soll man erwarten?
— BVB-Jungstar Jude Bellingham über Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) und den ,,Clasico" gegen den FC Bayern (2:3).