Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig sieht durch die Milliarden-Investitionen in Saudi-Arabien den gesamten Fußball in Gefahr. "Eine Branche, die mit und durch die Öffentlichkeit ihr Geld verdient, braucht gesellschaftliche Akzeptanz. Und wenn Sie die nicht mehr haben, werden Sie am Ende auch kein Geld mehr verdienen, weil die Leute sich dann abwenden", sagte der 60-Jährige dem Münchner Merkur/tz. Folge sei eine "emotionale Entfremdung".
Angesicht der in Saudi-Arabien gezahlten Unsummen auch für vergleichsweise unbekannte Spieler sieht Rettig "trübe Zeiten" für Fußball-Liebhaber. "Wenn die, die unfassbar viel Geld haben, es nicht mit Händen ausgeben, sondern mit Schubkarren rausfahren, kommt das heraus, was wir aktuell auf dem Transfermarkt beobachten. Gefallen kann das niemandem, der diesen Sport liebt", sagte er.
Langfristig werde die Liga in Saudi-Arabien aber ähnlich wie in der Vergangenheit vergleichbare Projekte in den USA, Katar oder China nicht bestehen können. "Immer wenn es um Effekthascherei, Sportswashing und außerhalb der Fußballwelt liegende Motive geht, wird es eher eine temporäre Erscheinung bleiben", sagte Rettig.
Mit den sportlichen Ergebnissen der Saudi Professional League wolle er sich erst gar nicht beschäftigen. "Mir ist das alles so zuwider! Wissen Sie, was ich lieber verfolgen würde? Wenn jemand in Deutschland einen Jamal-Khashoggi-Cup organisieren würde. Das wäre mal ein echtes Zeichen." Der saudi-arabische Journalist Khashoggi war 2018 im saudi-arabischen Generalkonsulat in Istanbul getötet worden, seine Leiche ist bis heute nicht gefunden worden.
(sid)
Es gibt nichts Schöneres, als über Kritiker zu siegen!
— Bruno Labbadia, FC Bayern, nach einem 2:0 gegen Bayer Uerdingen. Chefkritiker Paul Breitner hatte ihn zuvor einen ,,Blender" genannt.