ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann sehnt sich nach Gleichberechtigung in der Fußball-Berichterstattung. "Wir wollen keine Exoten mehr sein", sagte die 57-Jährige im Interview mit dem journalist: "Es muss selbstverständlich werden, dass ein EM-Finale genauso von einer Frau kommentiert werden kann, wenn sie qualifiziert ist und die Kriterien des Leistungsprinzips nicht ausgehebelt werden. Solange wir das als Exotik begreifen, bekommt das Thema eine Aufmerksamkeit, die es gar nicht verdient."
Neumann war 2016 die erste Live-Kommentatorin eines Männerfußballspiels im deutschen Fernsehen. Seitdem treffen sie Hass und Beschimpfungen, wie zuletzt bei der Fußball-EM im Sommer. "Wir haben im Moment schlicht keinen Hebel für den Hass im Netz und wir werden die Debatte durch noch mehr Öffentlichkeit nicht stoppen", sagte Neumann.
Sie selbst versuche, die Anfeindungen zu ignorieren: "Ganz wichtig ist für mich, dass ich mir bewusst mache, dass es nichts Persönliches ist. Ich stehe hier nur stellvertretend für die Frau, die einige an der Stelle nicht haben wollen."
Neumann kritisierte auch die Fußballverbände. Sie hätten im Sommer verpasst, ein deutliches Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen, als es darum ging, ob das Stadion in München in Regenbogenfarben beleuchtet wird: "UEFA und DFB haben diesbezüglich ein jämmerliches Bild abgegeben, sich hinter Statuten versteckt, anstatt diese umgehend zu ändern."
(sid)
Als Trainer habe ich schnell gelernt: Man kann sich nichts notieren, wenn man keinen Zettel hat.
— Ewald Lienen