Vielleicht stand Jürgen Croy international im Schatten von Sepp Maier oder Dino Zoff, doch in Zwickau kannte die Heldenverehrung für den Torhüter keine Grenzen. Als Croy auf Druck des DDR-Fußballverbandes zu Dynamo Dresden delegiert werden sollte, drohten einige Mitarbeiter des Trabant-Werkes kurzerhand mit Streik.
"Das wäre für den Ruf der DDR natürlich eine Katastrophe gewesen, und das wussten die Funktionäre ganz genau", sagte später Croy, der damals in seiner Heimat bleiben durfte. An diese und andere Geschichten aus seiner ereignisreichen Karriere denkt der gebürtige Zwickauer immer wieder gerne zurück. Am Dienstag (19. Oktober) vollendet die Torwart-Ikone ihr 75. Lebensjahr.
Nach der Wende wurde der 94-malige Auswahltorhüter zum "besten Fußballer in 40 Jahren DDR" gewählt - vor so namhaften Feldspielern wie Rekordauswahlspieler Joachim Streich, Hans-Jürgen "Dixie" Dörner oder Dribbelkönig Peter Ducke.
Dass Croy international nicht das ganz große Renommee erlangte, lag am System, behauptete später sein langjähriger Magdeburger Konkurrent Ulrich Schulze: "Er war auf alle Fälle ein Weltklasse-Torwart, aber die internationale Presse durfte ihn so nicht betiteln, schließlich kam er aus der DDR."
Schulze, früher selbst einer der besten seines Fachs, gesteht neidlos ein, dass er Croy damals nicht das Wasser reichen konnte: "Er war immer besser als ich, absolut komplett - so wie ein Manuel Neuer heute."
Beteiligt war Croy natürlich auch am 1:0-Sensationssieg der DDR bei der WM 1974 in der Vorrunde in Hamburg gegen die Auswahl der Bundesrepublik. "Wir konnten der ganzen Welt zeigen, dass wir auch Fußball spielen können", wurde Croy von der Sächsischen Zeitung zitiert. Gekrönt sei das Spiel "durch die schöne Einzelleistung von Jürgen Sparwasser", der das Siegtor für die DDR-Mannschaft erzielte. Das bundesdeutsche Team wurde dennoch am Ende durch ein 2:1 im Finale in München gegen die Niederlande zum zweiten Mal Weltmeister.
(sid)
Sepp Maier
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Wir müssen dieses Schal-Gate beenden! Ihr könnt nicht zum Finale und Theater haben, das könnt Ihr mir zum Abschied nicht antun.
— Rudi Völler auf seiner offiziellen Abschiedsfeier zu Oliver Minzlaff (Geschäftsführer RB Leipzig) und Oliver Leki (Manager SC Freiburg). Freiburg weigerte sich, zum Pokalfinale in Berlin gemeinsame Fan-Artikel mit RB Leipzig aufzulegen.