Katars Imageprobleme beeinträchtigen vor der Fußball-WM (21. November bis 18. Dezember) bei den Fans in Deutschland die Akzeptanz des Wettbewerbs und die Vorfreude auf das Event. Das sind zwei elementare Ergebnisse einer Umfrage des Sport-Informations-Dienstes (SID) durch die Voting-Plattform FanQ.
Der Befragung von 2100 Fußball-Anhängern zufolge grassiert in Deutschland rund neun Monate vor Beginn des Turniers noch keinerlei WM-Fieber. 82,4 Prozent spüren noch gar keine oder nur sehr geringe Vorfreude auf die "Weihnachts-WM", sogar 84 Prozent hatten sich vor früheren WM-Endrunden zu Vergleichszeitpunkten schon mehr auf das Fußball-Fest gefreut. Mehr als drei von fünf Befragten (60,9 Prozent) wollen sich demnach keine Liveübetragungen von WM-Spielen im Fernsehen anschauen. Sogar 73,9 Prozent würden für andere Freizeitangebote auf WM-Spiele am Bildschirm verzichten.
Das ungewöhnlich Desinteresse der Fans in Deutschland steht offenkundig in Zusammenhang mit den Reizthemen rund um den umstrittenen WM-Gastgeber. 80,9 Prozent zeigen der WM wegen der Bestechungsvorwürfe rund um die Vergabe des Turniers die kalte Schulter, für 79,4 Prozent ist die Menschenrechtssituation in Katar ein Problem. 79,1 Prozent stören sich an den vielen Todesfällen unter den Gastarbeitern auf den WM-Baustellen und immerhin ebenfalls noch fast 80 Prozent an den sklavenähnlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeitern aus anderen Ländern durch das katarische Kafala-System.
Der zurückhaltenden Stimmung bei den deutschen Fans entsprechend scheinen auch die ansonsten beliebten Public-Viewing-Veranstaltungen nur wenig Zuspruch zu finden. Fast 90 Prozent freuen sich nicht bis nur wenig auf das "Rudel-Gucken" (89,6 Prozent) in der kalten Jahreszeit statt im Sommer und voraussichtlich unter Corona-Schutzmaßnahmen. 77,5 erwarten für den WM-Zeitraum allgemein eine schlechte Atmosphäre unter den deutschen Fans.
Auch sportlicher Erfolg der deutschen Nationalmannschaft scheint die WM in Deutschland nicht zu einem Publikumshit machen zu können. Gerade einmal nur etwas mehr als jeder Dritte der Befragten gab an, sich im Falle des fünften WM-Titels für das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) freuen zu wollen.
Ich war froh, dass ich so viel zu tun hatte. Da habe ich nicht gefroren.
— Andreas Köpke, Deutschland, nach einem Länderspiel in Glasgow.