23. Juni 2004: Vorrunden-Aus für Deutschland bei der EM 2004

von Jean-Pascal Ostermeier | sid08:01 Uhr | 23.06.2021
Nach der 1:2 Niederlage ist das Vorrunden-Aus perfekt
Foto: FIRO/SID

Vor 17 Jahren war Platz drei in einer EM-Vorrundengruppe noch vollkommen wertlos. Nach drei enttäuschenden Vorstellungen musste Vizeweltmeister Deutschland bei der EURO in Portugal schon wieder die Koffer packen.

Der 20-jährige Philipp Lahm spielte frech auf, Kapitän Oliver Kahn hielt solide, Michael Ballack war in der Offensive der einzige echte Gefahrenherd. Viel mehr an Positivem gab es nicht.

Nach dem 1:2 am 23. Juni 2004 gegen die B-Elf der bereits für das Viertelfinale qualifizierten Tschechen trat die Mannschaft von Rudi Völler die Heimreise an. Zweimal reichte eine Führung nicht zum Sieg, zum Auftakt gegen die Niederlande (1:1) und nun eben gegen den östlichen Nachbarn ohne seine geschonten Top-Stars Pavel Nedved, Tomas Rosicky und Petr Cech. Dazwischen gab es noch das 0:0 gegen Lettland, in dem der EM-Debütant dem Sieg deutlich näher war als die behäbige deutsche Mannschaft.

Zwei Jahre vor der Heim-WM 2006 lag der deutsche Fußball somit - mal wieder - am Boden. "Ich bin traurig und enttäuscht von der Gesamtleistung der Mannschaft", sagte der damalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und kündigte an, er wolle von Völler und Assistent Michael Skibbe nun "genau wissen, wohin die Reise in die Zukunft geht".

Die Antwort erhielt "MV" nur einen Tag später: Der im Fußballvolk ungebrochen beliebte Völler trat zurück. "Ich habe bis 2006 nicht mehr den Kredit, etwas auszuprobieren und auch Spiele zu verlieren", legte Völler seine Beweggründe offen, "das kann nur einer, der unbefleckt ist, der nicht persönlich den Rucksack mit dem EM-Vorrunden-Aus schleppen muss."

Der DFB suchte einen Sommer lang verzweifelt nach dem geeigneten Nachfolger. Ottmar Hitzfeld sagte ab, Arsene Wenger hatte kein Interesse. Am Ende schlug Ex-Bundestrainer Berti Vogts seinen früheren Lieblingsschüler Jürgen Klinsmann vor. Der Trainernovize drehte den DFB einmal auf links, machte sich weiß Gott nicht nur Freunde, aber bescherte Deutschland zwei Jahre später mit mutigem Fußball und einer jungen Mannschaft das berühmte "Sommermärchen" - auch wenn der WM-Titel verpasst wurde und am Ende "nur" Rang drei stand.

(sid)



Das Spiel ist zu weit, zu eng.

— Wolfram Esser