Ligapokal - News

Langweiliger Durchmarsch

von Günther Jakobsen09:17 Uhr | 29.07.2007

Im vorsaisonalen Sommercamp sorgte der FC Bayern gleich für eine klare Hackordnung. Der Rekordmeister testete sein neues Starballett nacheinander an Bremen, Stuttgart und Schalke und ging jedes Mal als Sieger vom Platz. Begeistern konnte der Wettbewerb allerdings nicht. In stellenweise lustlosen und niveauarmen Partien gab es den meisten Zündstoff oft neben dem Rasen.

Das Finale des Vorjahres wurde diesmal gleich in der Vorrunde ausgetragen, wo der Titelverteidiger Werder Bremen den Rekordsieger Bayern München vor die Nase bekam. Brisant war dieses Kräftemessen vor allem wegen des Klose-Wechsels, der beide Vereine über Wochen in Atem gehalten hatte und der von Giftpfeilen aus sämtlichen Richtungen begleitet worden war. Einen aktuellen Stimmungsstand erlebten die Fernsehzuschauer live in der Halbzeit, als sich Uli Hoeneß und Klaus Allofs gegenseitig für die üblen Fangesänge im Stadion verantwortlich machten. Gerade dem Bayern-Manager stieg hierbei die Zornesröte ins Gesicht. Sportlich hatte Werder weit weniger entgegenzusetzen als im verbalen Wettstreit. Nach viel versprechender Anfangsphase samt Führungstreffer durch Tim Borowski (9.) fiel die Bremer Rumpfelf nach und nach in sich zusammen. Ohne Weltmeister Toni, aber dennoch mit fünf namhaften Neuzugängen gefielen die Bayern bereits mit großer Spielfreude und erstaunlicher Eingespieltheit. Besonders dank der feinen Leistungen Altintops und Riberys zerlegten sie den Erzrivalen am Ende gleich mit 4:1.
Das zweite Vorrundenspiel endete weniger einseitig, verlief dafür aber auch völlig unaufgeregt. Mit dem Karlsruher SC ging zum ersten Mal auch der Zweitliga-Meister an den Start und verkaufte sich denkbar teuer. Als größte von etlichen guten Chancen vergab Hajnal nach fünf Minuten einen Strafstoß (5.). Schalke 04 brauchte eine Weile, um das Spiel zu kontrollieren, ging noch vor der Pause aber durch Altintop in Führung (35.) und gab sich damit dann auch zufrieden. Mit einer kompakten, aber langweiligen Vorstellung mühte sich der Vize-Meister ins Halbfinale.

Dort kam es zu einem flotten Duell mit Pokalsieger Nürnberg, der genau wie der KSC zum ersten Mal am Ligapokal teilnahm und sofort auch wieder die Segel strich. Durch den starken Vittek gingen die Franken zwar in Front (20.), erlaubten sich dann aber so viele Schlafmützigkeiten, dass Schalke in nur sieben Minuten uneinholbar davonzog (38./43./45.). Neuzugang Westermann erhöhte nach dem Wechsel noch auf 4:1 (58.), ehe Robert Vittek mit seinem zweiten Treffer das Ergebnis noch aufpolierte (73.). Ans Endspiel war für den Club aber nicht mehr zu denken.
Ebenfalls nur einen Kurzauftritt gönnte sich der Deutsche Meister. Ohne einen ganzen Haufen an Stammspielern erreichte der VfB Stuttgart zu keiner Zeit ein ernstzunehmendes Niveau, wobei der FC Bayern ebenfalls Verletzungssorgen hatte, mit seinem scheinbar beliebig zusammengestellten Team aber immer noch unantastbar wirkte. Ribery (8.) und Nachwuchsstürmer Wagner (66.) stellten den bescheidenen 2:0-Sieg sicher. Eine gute Figur machten wiederum nicht alle Münchener Spieler. Mark van Bommel erlaubte sich kurz nach der Pause eine seiner fast schon berüchtigten Hässlichkeiten, als er Fernando Meira mit entschlossener Hand in die Weichteile griff. Schiedsrichter Rafati zeigte dem Niederländer zwar nur Gelb, das DFB-Sportgericht aber schaltete sich ein und zog van Bommel für drei Partien des Ligapokals inklusive Finale aus dem Verkehr.

Im Endspiel kam es so zum vermeintlichen Leckerbissen, doch es wurde die fadeste Begegnung des ganzen Turniers. Eine beiderseits lahme erste Halbzeit durchbrach Klose mit dem überraschenden Führungstor, das aber nur zustande kam, weil Krstajic im Klärungsversuch am Ball vorbeischrammte. Den herausgeeilten Neuer überwand Bayerns Stürmer gleich mit (29.). Während die Bayern zumindest nach dem Wechsel eine Menge probierten und bei mehr Konsequenz auch noch einige Tore hätten nachlegen können, blieb der FC Schalke seine Klasse weiterhin schuldig. Einzig Kuranyi prüfte Olli Kahn noch mit einem verdeckten Schuss (58.). Das Ergebnis blieb so bis zum Schlusspfiff unangetastet und stand daher sinnbildlich für das ganze Turnier: Die neuen Bayern hatten selbst noch einige Baustellen offen. Doch hatten sie bereits so viel Klasse angehäuft, dass die Konkurrenz dagegen überhaupt nichts auszurichten wusste.

Maik Großmann



Nein, ich freue mich! Was erwarten Sie denn als Antwort?

— Erich Ribbeck, Trainer des FC Bayern, bei SAT 1 nach einem 2:4 beim KSC am 32. Spieltag,.