Massenpanik 2017: Turins Bürgermeisterin zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt

von Jean-Pascal Ostermeier | sid18:24 Uhr | 27.01.2021
Bürgermeisterin Chiara Appendino verurteilt
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Turins Bürgermeisterin Chiara Appendino ist im Zusammenhang mit einer tödlichen Massenpanik bei der Open-Air-Übertragung des Champions-League-Endspiels im Jahr 2017 zu einer 18-monatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Vier weitere Angeklagte, darunter der ehemalige Polizeichef von Turin und Appendinos ehemaliger Stabschef, wurden mit dem gleichen Strafmaß belegt.

"Diese tragische Geschichte hat mich tief gezeichnet", schrieb Appendino am Mittwoch auf Facebook: "Der Schmerz für das, was in dieser Nacht passiert ist, ist immer noch lebendig und ich werde ihn immer mit mir tragen." Appendino teilte mit, dass sie das Urteil akzeptiere und respektiere. Sie werde aber in Berufung gehen, da sie für Ereignisse verantwortlich gemacht werde, die durch die "verrückten" Taten von Kriminellen verursacht worden seien.

Bei der Massenpanik am 3. Juni 2017 auf der Piazza San Carlo starben zwei Menschen. Mehr als 1.500 wurden verletzt. Insgesamt hatten sich dort 30.000 Menschen versammelt, um das Champions-League-Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid (1:4) zu sehen.

Die Panik wurde wenige Minuten vor Ende der Partie durch eine Gruppe von Randalieren ausgelöst, die die Menschenmenge mit Pfefferspray besprüht hatte. Vier Mitglieder dieser Gruppe sind bereits wegen fahrlässiger Tötung zu Haftstrafen von zehn Jahren verurteilt worden.

Augenzeugen hatten über mangelnde Fluchtwege auf dem Platz geklagt. Außerdem habe die Stadt kein Glasflaschen-Verbot verhängt. Die meisten Fans verletzten sich im Gedränge an den Scherben von Flaschen, die illegal von fliegenden Straßenhändlern verkauft wurden. Als Feuerwerkskörper losgingen und sich das Gerücht verbreitete, dass eine Bombe explodiert sei, brach Panik auf dem Platz aus. Die Menschen versuchten zu fliehen, im Gedränge stürzten viele zu Boden und wurden niedergetrampelt.

(sid)



Wir Bundesligatrainer sind nicht die Mülleimer von allen Menschen.

— Bruno Labbadia