Coronakrise in Bergamo: Champions-League-Spiel möglicher Katalysator

von Jean-Pascal Ostermeier | sid14:47 Uhr | 23.03.2020
Atalanta Bergamo gewann das Spiel mit 4:1
Foto: SID

Nach Ansicht italienischer Gesundheitsexperten könnte das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen Atalanta Bergamo und dem FC Valencia (4:1) ein Grund sein, weshalb die Stadt Bergamo und deren Umgebung besonders stark vom Coronavirus betroffen sind. Die Partie war am 19. Februar vor 44.236 Zuschauern im Mailänder San-Siro-Stadion ausgetragen worden, die Rede ist in Italien nun vom "Spiel null".

"Wegen des Champions-League-Spiels sind 44.000 Atalanta-Tifosi zum San-Siro-Stadion nach Mailand gereist. Sie waren in Bussen, Zügen oder auf Autobahn-Raststätten und Restaurants in engem Kontakt. Die Epidemie ist in Bergamo genau zwei Wochen nach diesem Spiel explodiert", sagte Francesco Le Foche, Leiter der Abteilung für Infektiologie der römischen Poliklinik "Umberto I". Zuvor soll die hohe Anzahl internationaler Unternehmen in der Gegend um Bergamo die Ausbreitung des Virus gefördert haben.

84 Prozent der 5476 in Italien bis Montag registrierten Todesopfer wurden in den drei norditalienischen Regionen Lombardei, Emilia Romagna und Piemont gemeldet. In der Lombardei, zu der die 120.000-Einwohner-Stadt Bergamo gehört, gab es bereits 3456 Tote durch das Virus.

Auch der Krisenstab des nationalen Zivilschutzes geht der Theorie nach, dass die Partie zwischen Valencia und Bergamo um den deutschen Profi Robin Gosens zur exponentiellen Verbreitung des Virus beigetragen haben könnte. "Das ist eine Möglichkeit, die wir prüfen. Es ist jedoch schwierig, dieser Theorie nachzugehen", sagte Silvio Brusaferro, Präsident von Italiens oberstem Gesundheitsinstitut ISS.

Das Rückspiel am 10. März in Valencia (3:4) hatte bereits ohne Zuschauer und Journalisten stattgefunden, ein spanischer Journalist hatte sich in Italien zuvor mit dem Coronavirus angesteckt.

Sechs Tage nach dem Rückspiel hatte Valencia mitgeteilt, dass 35 Prozent der Personen aus dem direkten Umfeld der Profimannschaft positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden seien.

(sid)



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— Eduard Geyer