Moskau (dpa) - Die Freude der russischen Fußballerinnen kam von Herzen. Nach ihrem 2:1-Sieg im ersten EM-Gruppenspiel gegen Italien lagen sich die Spielerinnen im Rotterdamer Stadion Het Kasteel in den Armen und prosteten sich mit Plastikbechern zu.
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Denn zum ersten Mal gewann eine russische Frauen-Nationalmannschaft ein Spiel bei einer Europameisterschaft. Trotz des guten Starts hat die Sbornaja höchsten Respekt vor dem letzten Gruppengegner: Am Dienstag (20.45 Uhr) muss Russland in Utrecht gegen Titelverteidiger Deutschland ran. «Wir haben eine schwierige Gruppe», sagte Trainerin Jelena Fomina, die vor dem Turnierstart in den Niederlanden noch voller Überzeugung anmerkte: «Unsere Mannschaft kann die Deutschen nicht schlagen.»
Zwar verpasste Schweden Fominas Sbornaja im zweiten Gruppenspiel mit dem 2:0 einen Dämpfer. Gleichwohl regt die Konstellation in der Gruppe B vor dem Abschluss der Vorrunde die Fantasie der Russinnen an. Mit einem Sieg kann der Außenseiter, der in 18 Länderspielen gegen die DFB-Elf 16 Niederlagen kassierte und noch nie gewann (Torverhältnis 8:64), den Einzug ins Viertelfinale sogar aus eigener Kraft schaffen. Deutschland würde schon ein Remis genügen, um die K.o.-Runde zu erreichen.
«Das Wichtigste ist, dass wir uns jetzt erholen und besinnen, denn uns steht ein ebenso schwieriges Spiel bevor», sagte Fomina nach der Niederlage gegen Schweden. Stürmerin Jelena Danilowa machte im eigenen Team noch viele kleine Fehler aus. Die Sbornaja habe nicht verinnerlicht, dass so etwas auf EM-Niveau sofort bestraft werde.
Frauenfußball spielt in Russland eine Nebenrolle. Während die Presse der stolzen Sportnation groß über die Vorbereitungen der Männer-WM 2018 berichtet und dem Confederations Cup im Juni ganze Sonderseiten widmete, kommt die Frauen-EM auf den Sportseiten kaum vor.
Damit der Frauenfußball in Russland populärer werden kann, müsse die strenge Trennung zwischen Männer- und Frauen-Teams aufgehoben werden, fordert Trainerin Fomina. «Jungs und Mädchen müssen zusammen spielen. Das ist notwendig, wir dürfen nicht hinter Europa zurückbleiben.»
Ausgiebig illustriert das Team seinen Turnier-Auftritt bei Twitter. Doch verglichen mit den 655 000 Followern der Männer ist die Frauen-Sbornaja mit rund 1000 Interessierten ein Twitter-Zwerg.
«Vielleicht werden wir unterschätzt, und das erhöht unsere Chancen», meinte Fomina in der EM-Vorbereitung, für die sie sich auch Tipps bei der Männer-Sbornaja geholt hatte. Ihre Ziele sind klar: «Wenn wir die Gruppenphase überstehen, kommen wir auch ins Finale.»
Es gibt eine ganz einfache Formel: Wenn Du Spieler erfolgreich machen willst, dann behandele sie wie Du sie haben willst.
— Christoph Daum